0247 - Der Schädelthron
und von den Wänden reflektiert wurde. Siegesheulen… Sie sammelten sich.
Aus dem Dunkel tauchten die anderen 16 Satanseulen auf. Sie hatten das siegreiche Heulen vernommen, gesellten sich zu den vier Artgenossen und nahmen sofort eine geschlossene Formation ein. Beim nächsten Angriff wollten sie mit geballter Macht zuschlagen.
An ihrem Sammelpunkt fühlten sie sich sicher, denn die Schlucht war sehr eng. Den roten Vampiren würde es mit ihren ausgebreiteten Schwingen kaum gelingen, den Boden zu erreichen.
Und dann schossen sie in die Höhe. Sie wirkten in der Düsternis wie ein huschender, gefährlicher Schatten, ein finsterer Streifen, der in die Nacht hineinjagte. Wo sich Vampiro-del-mar aufhielt, das war ihnen bekannt. In einer Höhle hatten sich Lady X, Xorron und er zurückgezogen. Bewacht wurde dieses Versteck von den roten Vampiren, die ihre Kreise in der Nähe zogen und keinen an das Versteck heranließen.
Über der Schlucht wurden die 20 Satanseulen vom Wind gepackt. Er zerrte an ihnen, und das graue, alt wirkende Gefieder dieser Wesen wurde aufgeplustert. Fahl leuchteten die Schädel, und die Sinne dieser untoten Wesen waren streng auf ihr Ziel ausgerichtet. Sie mußten in das Versteck!
Unter ihnen lagen die tiefen Spalten und Schluchten. In der Ferne glitzerte das Eis der Gletscher. Es verbreitete einen bläulichen Schein, und auf dieser dicken Schicht schienen Tausende von Diamanten zu glitzern. Über ihnen aber schwebten die roten Vampire. Sie hatten gespürt, daß der Feind in ihre Nähe kam, und sie waren bereit, sich auf einen gnadenlosen Kampf mit ihm einzulassen. Noch lauerten sie, denn das alles gehörte zum Plan. Sie wollten die Strigen möglichst nahe an ihr Versteck herankommen lassen, um dann zuzuschlagen. Das hatte ihnen Lady X eingeschärft.
Am Höhleneingang lauerte Vampiro-del-mar mit einem menschlich wirkenden Körper, einem zerstörten Gesicht, das mit eitrigen Geschwüren und Pusteln bedeckt war und in dem ein Auge nur noch als Fetzen in der Höhle hing. Der Uralt-Vampir war voller Haß. Solange die Satanseulen nicht vernichtet waren, würde er keine Ruhe finden. Er dachte gleichzeitig auch realistisch, weil er die Gefährlichkeit der Strigen kannte, und für ihn gab es nur eine Chance, die Eulen überhaupt loszuwerden. Er mußte ihren Anführer in die Klauen bekommen. Das war Strigus!
Der jedoch hielt sich vornehm zurück. Er zeigte sich nur selten, ansonsten überließ er alles seinen Dienern. Vampiro-del-mar hörte hinter sich Schritte. Ohne sich umzuwenden, wußte er genau, wer sich seinem Rücken näherte.
Es war Lady X!
Sie ging mit den geschmeidigen Bewegungen eines Raubtiers. Das bleiche Gesicht mit dem breiten Mund war zu einer Maske erstarrt, nur die dunklen Augen lebten. Lady X hatte die Herrschaft der Mordliga übernommen, seit Dr. Tod nicht mehr existierte, und sie war im Besitz eines Gegenstandes, der für sie wertvoller war als alles andere auf der Welt.
Der Würfel des Unheils!
Auch jetzt hielt sie ihn mit beiden Händen umklammert, als sie sich neben Vampiro-del-mar im Höhleneingang aufbaute. »Sie kommen«, sagte der Uralt-Vampir.
Lady X nickte. »Ich weiß.«
Vampiro-del-mar zuckte zusammen. »Mehr sagst du nicht dazu?«
»Nein, wieso?«
»Sie wollen die roten Vampire töten. Sie sind darauf aus, uns zu vernichten.«
»Das schaffen sie nicht.«
»Wie kannst du es so…?«
»Hör auf zu greinen!« fuhr die ehemalige Terroristin den Vampir an. »Wenn ich sage, sie schaffen es nicht, dann stimmt das. Hast du verstanden?«
»Aber wie sollen wir…?«
Lady X lachte leise. »Keine Bange, ich habe bereits meine Vorkehrungen getroffen.«
»Du?«
»Ja.«
»Davon hast du mir nichts gesagt!« zischte Vampiro-del-mar.
»Das brauche ich auch nicht. Schließlich gebe ich hier die Befehle, nicht du.«
Das hatte gesessen, und es riß gleichzeitig wieder eine tiefe Wunde bei Vampiro-del-mar auf. Er nannte sich der Kaiser der Vampire. Er war das Wesen, das die Blutsauger anführen wollte, doch die Scott hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nach Morassos Ende hatte sie die Führung der Mordliga übernommen, und dem entstellten Vampir-Monster war nichts anderes übriggeblieben, als sich zähneknirschend unterzuordnen, denn Lady X hatte die besseren Karten.
Wie Lupina, die Königin der Wölfe, träumte sie von einer Allianz der Vampire unter ihrer Führung. Fast wäre sie diesem Wunsch schon ein kleines Stück näher gekommen, denn in den
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