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0247 - Vampir-Terror

0247 - Vampir-Terror

Titel: 0247 - Vampir-Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Andreas Decker
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Augenwinkeln die Bewegung.
    Augen, die gerade noch zur Tarnung bis auf einen winzigen Spalt geschlossen waren, öffneten sich. Pupillen glühten türkisfarben im Nachtlicht auf. Sherman war direkt neben ihr!
    Er brauchte bloß zuzugreifen!
    Und das tat er auch.
    Diesmal ließ er Nicole nicht die geringste Chance. Seine Hand berührte ihren Nacken, stieß gegen einen Nerv. Ein stechender Schmerz jagte durch Nicoles Rückgrat, dann verlor sie jeglichen Halt und sank in den Armen ihres Gegners zusammen.
    »Hast du gedacht, du könntest mir entkommen?« flüsterte Sherman. »Das geht nicht so schnell, Täubchen. Varnae braucht dich…«
    Seine Worte hallten in ihr nach. Sie war bei vollem Bewußtsein, konnte sich nur nicht bewegen. Sie hoffte, daß die Lähmung nur vorübergehend war.
    Varnae braucht dich!
    Hieß das, daß er doch nicht der Vampir war?
    Er sprach nicht mehr, hob sie mit einem Ruck an und trug sie aus dem Zimmer und die Treppe hinauf. Oben im zweiten Stock schaltete er in einem Zimmer das Licht an. Hier war es bedeutend heller. Neonlicht flackerte. Nicole sah einen großen Raum, in dem ein Tisch stand. Eine schwarze Samtdecke, die bis zum Boden reichte, bedeckte ihn. Er war breit genug, daß man mehrere Menschen darauf hätte legen können.
    Ein schwarzer Altar!
    Sherman legte Nicole darauf, streckte ihre Gliedmaßen aus. Nicole erkannte einen Vorhang, der einen Teil des Zimmers vor ihren Augen verbarg. Dahinter mußte sich etwas befinden. Ein Götzenstandbild vielleicht?
    Oder der Sarg des Vampirs?
    Sherman lachte wieder leise.
    »Es ist die siebte Nacht«, hörte Nicole ihn sagen. »Und Varnae braucht sein siebtes Opfer. Ahnst du, wer das sein wird?«
    Ja, sie ahnte es nicht nur, sie wußte es. Es war ein Fehler gewesen, allein hierherzukommen. Ein tödlicher Fehler.
    Sie starrte Sherman an, der große Kerzen entzündete. Als sie brannten, schaltete er das künstliche Licht aus.
    Die flackernden Kerzen verbreiteten einen eigenartigen Schein. Der große Vorhang oder das, was sich dahinter befand, schien sich zu bewegen.
    Und da sah Nicole das Unfaßbare, etwas, womit sie zu diesem Zeitpunkt doch nicht mehr gerechnet hattte.
    Axel Sherman, der vermeintliche Helfer des Vampirs, veränderte sich.
    Und Varnae wurde.
    ***
    In dem kleinen Wohnzimmer war es völlig dunkel. Es brannte keine Lampe, aber Clare Northcot brauchte kein Licht. Für sie machte es keinen Unterschied mehr, ob es hell oder dunkel war, ob Tag oder Nacht. Früher einmal hätte sie es sich nicht vorstellen können, blind zu sein. Aber mit der ihr eigenen Verbissenheit hatte sie ihr Schicksal gemeistert.
    Sie lebte die ganzen Jahre zurückgezogen.
    Heute hatte sie die Vergangenheit eingeholt.
    Ein wehmütiges Lächeln umspielte die Lippen der alten Frau, die in ihrem gemütlichen Sessel saß.
    Der Lauf der Ereignisse war vorgezeichnet gewesen. Von dem Tag an, an dem sie die Entscheidung getroffen hatte, ihren Enkel aufzuziehen. Und der heutige Tag würde den Schlußpunkt hinter eine Kette von Ereignissen setzen, die einen entscheidenden Einfluß auf ihr Leben gehabt hatten.
    »Ich hätte Ihnen die ganze Geschichte erzählen können, Professor Zamorra«, sprach Clare Northcot plötzlich in die Dunkelheit hinein. »Ich hätte mit dem Finger auf den Vampir zeigen können! Auf meinen Enkel, der mir heute noch einmal gegenübersaß. O ja, ich habe seinen bösen Triumph gespürt. Genauso wie ich gespürt habe, daß Sie kein normaler Mensch sind. Sie sind etwas Besonderes. Sie kämpfen für das Gute, Professor. Sie bilden das genaue Gegenteil von Axel! Daß mein Enkel Sie täuschen konnte, erstaunt mich nicht. Das hat er schon immer gekonnt, andere Leute täuschen. Nur mich konnte er nie täuschen. Dafür ist er von meinem eigenen Fleisch und Blut. Mein Fleisch und Blut…«
    Eine Träne rann über ihre Wange. Mühsam unterdrückte sie ein Schluchzen. Mit Tränen war niemandem geholfen.
    »Alles hätte ich Ihnen erzählen können. Aber hätten Sie mir denn geglaubt? Wahrscheinlich. Aber, Professor, das ist meine Sache. Ich muß das zu Ende führen, was ich begonnen habe. Was ich geschworen habe! Was dort saß, war nur zu einem kleinen Teil noch der Mensch Axel. Sie haben meine Sensibilität gespürt. Er hat sich verändert. Er besteht nur noch aus einer menschlichen Fassade, darunter verbirgt sich das Grauen. Aber es mußte so kommen. Das ist das Vermächtnis seines Erzeugers.«
    Sie brach mitten in ihrem Monolog ab und ließ den Tränen doch freien

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