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0249 - Die Stunde der Bestien

0249 - Die Stunde der Bestien

Titel: 0249 - Die Stunde der Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Stunde der Bestien (2 of 2)
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vielleicht etwas Entsetzliches geträumt?«
    Die Augen der alten Frau blickten durch Phil hindurch. In ihrer gutturalen Aussprache sagte sie endlich: »Der böse Geist war bei Nscho-Tete.«
    Phil warf mir einen verzweifelten Blick zu. Diese Geschichte mit dem bösen Geist kannten wir ja. Dem Leiter der Mordkommission von Syracuse hatte die Alte bei den Vernehmungen nach der Ermordung der Marsari unentwegt etwas von einem bösen Geist vorgeschwafelt, der je nach Wunsch zwei oder tausend Arme haben konnte, der kommen und gehen konnte, wann und wo es ihm beliebte usw. Uns interessierte an diesem bösen Geist weniger seine unwahrscheinliche Verwandlungskunst als vielmehr seine Identität. Aber vermutlich konnte man eher von einem Eisberg die Geschichte der Entstehung Grönlands erfahren, als von der Alten etwas Brauchbares über den bösen Geist zu hören.
    Trotzdem versuchte es Phil natürlich. Er fragte nach Größe, Gestalt und Aussehen. Die Antworten waren mysteriös wie das delphische Orakel. Der ganze Sinnzusammenhang der sich ahnen ließ, lief darauf hinaus, dass die Alte plötzlich in ihrem Bett wach geworden war, weil sie das imbestimmte Gefühl hatte, es sei jemand außer ihr und außer ihren ausgestopften Ratten, Füchsen und Vögeln im Wohnwagen. Der Stilbruch im Dasein dieser alten Eingeborenen bestand darin, dass sie stets eine Taschenlampe neben dem Bett liegen hatte. Obgleich sie sonst alle Errungenschaften der Technik für reine Ausgeburten aller neunundneunzig Teufel hielt, war sie im Punkte der Taschenlampe zu einer anderen Überzeugung gekommen. Jedenfalls tastete sie im Dunkeln nach der Lampe, bekam sie zu fassen und knipste sie an. Der Lichtschein nun - hier begann wieder das Mysteriöse - habe direkt das Gesicht des bösen Geistes getroffen. Seine Augen hätten wie Feuer geglüht, aus seinem Munde seien Schwaden von Rauch entwichen - die ganze Geschichte vom mittelalterlichen Drachen lebte wieder auf.
    »Komm«, sagte Phil leise. »Es hat keinen Zweck.« Und zu der Alten gewandt, fuhr er fort: »Vielleicht ist es besser, wenn Sie den Wagen von innen abschließen. Diese Unsitte, selbst bei Nacht alle Wohnwagentüren unverschlossen zu lassen, muss gewisse Leute ja geradezu ermuntern.«
    Wir gingen hinaus. Draußen hatten sich ein paar Artisten und ihre Familienmitglieder versammelt und starrten uns neugierig an. Phil wich allen Erörterungen geschickt aus, indem er erklärte: »Sie scheint irgendwas Böses geträumt zu haben. Kein Grund zur Beunruhigung. Gehen Sie ruhig wieder schlafen, meine Herrschaften.«
    Die Menge zerstreute sich. Ich sah, dass Phil langsam zurückging zu seinem Wagen, wo der Staatsanwalt auf ihn wartete. Ich selbst blieb stehen, weil ich mir nicht schlüssig war, ob es vielleicht ratsam sei, eine Wache am Wagen der Alten zurückzulassen. Man konnte nicht wissen, ob ›der böse Geist‹ nicht vielleicht zurückkehrte.
    Ich steckte mir eine Zigarette an und überlegte. Da hörte ich von einem der nächsten Wohnwagen her ein leises: »Pst!, Mister Kenton.«
    Ich blickte in die Richtung, aus der die leise Stimme kam. Wenn ich mich nicht täuschte, war es der zweite Wohnwagen in Richtung auf das Hauptzelt zu. Ich schlenderte langsam hin.
    Schon als ich noch ein paar Schritte entfernt war, wusste ich, wer mich gerufen hatte. Derartige Kostümierungen erlaubte sich nur Lido Marchese, die Gehilfin des Messerwerfers. Sie trug einen eng anliegenden Hausanzug aus Goldbrokat, der eine Mischung zwischen bewusster Provokation und lässiger Eleganz bildete.
    Das Parfüm war dem Charakter der Dame angemessen, schwer, süßlich und schwül. Ich hielt die Zigarette so, dass mir der Rauch ins Gesicht wehte. Der Geruch behagte mir besser.
    »Kommen Sie doch ein bisschen herein, Mister Kenton«, gurrte die Frau, »ich bin so erschrocken, dass ich ein bisschen Gesellschaft brauche.«
    Schon hatte ich eine nichts sagende Entschuldigung auf der Zunge; als mir etwas Besseres einfiel. Lido Marchese gehörte zumindest theoretisch zu den Verdächtigen. Es konnte nicht schaden, wenn man sich mit ihr in ein Gespräch einließ.
    Ich stieg die Stufen hinan. Sie hielt mir die Tür zu ihrem Wagen auf.
    »Was war denn das für ein furchtbarer Schrei?«, fragte die Marchese.
    Ihre Augen blitzten. Ich hätte ihr vermutlich keinen größeren Gefallen tun können, als eine blutrünstige Geschichte zu erzählen. Für einen Psychiater wäre die Frau die Entdeckung des Jahrhunderts gewesen.
    »Nscho-Tete hat was

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