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0249 - Die Stunde der Bestien

0249 - Die Stunde der Bestien

Titel: 0249 - Die Stunde der Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Stunde der Bestien (2 of 2)
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geträumt und ist im Schlaf erschrocken«, sagte ich achselzuckend. »Völlig harmlose Angelegenheit.«
    Das Glitzern in ihren Augen verglomm enttäuscht. Ärgerlich wie ein verwöhntes Kind schob sie ihre Unterlippe vor.
    Auf dem Rauchtisch lag neben der Rauchgarnitur ein Buch, Halbleder mit Goldprägung.
    »Darf ich mal sehen?«, fragte ich, nur um irgendetwas zu sagen, und hatte dabei das Buch auch schon in der Hand.
    Sie fuhr von der Couch hoch, als hätte sie sich versehentlich in einen Termitenhaufen gesetzt. Ihre Hände schossen vor und entrissen mir das Buch. Ich sah sie verdattert an.
    »Ich - eh - das Buch«, stotterte sie, fing sich endlich und fuhr fort. »Es gehört mir nicht. Ich habe versprochen, es nicht aus den Händen zu geben.« Kaum glaubte sie, die Situation gemeistert zu haben, da brach auch schon ihre Koketterie wieder durch. »Und was ich verspreche halte ich aufs i-Tüpfelchen«, sagte sie mit gewollt naiver Stimme. »Finden Sie das schrecklich?«
    Ich versicherte ihr, dass diese Haltung allen Lobes wert sei. Sie ging an mir vorbei, schob das Buch in eine Schublade und kehrte auf die Couch zurück.
    »Ich hörte einmal, Mister Kenton«, schurrte sie mit verführerischem Lächeln, »dass ein paar Männer sich zusammengetan hätten, um ohne die Polizei diese furchtbaren Dinge aufzuklären, die sich bei uns zugetragen haben. Ich hörte auch, dass Sie zu diesem Komitee gehören. Stimmt das?«
    Ich nickte stumm.
    »Ich finde das wahnsinnig aufregend«, plapperte sie. »Und so männlich. Sich nicht auf die Polizei zu verlassen. Selbst ist der Mann, nicht wahr? Ich finde es nur merkwürdig, Mister Kenton, dass Sie mich noch nicht vernommen haben - sagt man so?«
    »Keine Ahnung«, versicherte ich mit treuherzigem Gesicht. »Ich habe ehrlich gesagt auch kein großes Interesse mehr an der Sache. Man kommt ja nicht weiter. Alle lügen einem was vor. Da verliert man ja die Lust.«
    Diese Sprache verstand die Marchese. Sie nickte mitfühlend. Ich bückte mich und zeigte in den Papierkorb, der unter dem Rauchtisch stand.
    »Darf ich mir die Briefmarke abreißen? Mein kleiner Neffe sammelt Briefmarken, und ich habe ihm versprochen, ihm zu helfen.«
    »Bitte, ich habe nichts dagegen«, erwiderte sie.
    Ich zog den Bogen Packpapier heraus, der im Papierkorb lag. An den Kanten, wo er gefaltet worden war, konnte man noch die Größe des Päckchens erkennen, das er zweimal umhüllt hatte. Es musste so groß wie das Buch gewesen sein, das ich auf keinen Fall hatte in die Hände nehmen dürfen. Die Anschrift war in Kopierstift geschrieben und bestand nur aus großen Blockbuchstaben. Einen Absender konnte ich in der Eile nicht entdecken.
    Behutsam riss ich das kleine Stück Papier heraus, auf dem die Marke klebte. Dass dabei der ganze Poststempel erhalten blieb, war wirklich kein Zufall.
    ***
    Roger Sinsdale setzte behutsam die Untertasse zurück.
    Lange Zeit hatten die Männer geschwiegen. Jetzt brach Sinsdale als erster das Schweigen.
    »Ich hätte es Ihnen vielleicht doch nicht erzählen sollen«, murmelte er. »Die Geschichte ist nicht sehr erbaulich. Freilich hat sie eine sehr merkwürdige Moral, finden Sie nicht?«
    Elldon räusperte sich.
    »Ehrlich gesagt. Ich weiß nicht recht, was Sie meinen, Mister Sinsdale.«
    »Nun, das liegt doch auf der Hand. Mein Vater wollte, dass ich hier auf der Farm bleiben sollte, um sie weiterzuführen. Mit all seiner ungeschickten Liebe zu mir brachte er es nicht fertig, dass ich mich seinem Wunsch fügte. Ich ging immer wieder rücksichtslos meinem Fernweh nach. Und gerade dabei geschah das, was mich nun für immer an diese Farm fesselt. Seit das damals 1942 geschah, bin ich aus diesem Stuhl nicht mehr herausgekommen. Ausgenommen natürlich die Nächte, wenn mich mein Verwalter hinüber ins Bett getragen hat. Aber sonst sitze ich Tag für Tag in diesem Stuhl. Vom Fenster aus kann ich den größten Teil der Farm überblicken. Ich habe mir ein Fernrohr besorgen lassen und beobachte unsere Leute tagsüber bei der Arbeit.«
    »Aber Sie werden sich doch bestimmt ab und zu einmal in die Stadt fahren lassen?«, erkundigte sich Elldon. »Ab und zu muss der Mensch doch einfach mal aus seiner gewohnten Umgebung heraus.«
    Sinsdale schüttelte den Kopf. Es war eine Geste wehmütiger Entschlossenheit.
    »Nein. Ich will nicht mehr von hier fort. Siebenmal habe ich versucht, vor mir selbst und vor meinen Pflichten davonzulaufen. Ein achtes Mal tue ich es nicht. Nicht einmal für einen

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