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0249 - Die Stunde der Bestien

0249 - Die Stunde der Bestien

Titel: 0249 - Die Stunde der Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Stunde der Bestien (2 of 2)
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berühmt. Sie war zum Zirkus gegangen. Unter dem Namen ›Orsini‹ hatte sie in wenigen Jahren Weltruhm erlangt.«
    Elldon sprang auf.
    »Sie meinen doch nicht etwa die Orsini? Die Trapezkünstlerin?«
    Sinsdale nickte mit einem gewissen Stolz.
    »Doch. Die war es. Aus der kleinen Joan Sidwell war die Orsini geworden. Sie glauben nicht, wie die Stadt aus dem Häuschen geriet. Ein Orsiniklub wurde gegründet. Die Straße, in der das Geburtshaus Joans stand, wurde umgetauft auf ihren Künstlernamen. Ich weiß nicht, was noch alles geschah, um sie zu ehren.«
    »Na, das ist ja wirklich allerhand«, brummte Elldon. »Da muss man nach Indiana fahren, um so etwas zu hören. Ich erinnere mich noch gut an die Orsini. Ich habe sie 1942 in Los Angeles gesehen. Eine einmalige Nummer. Das hat noch niemand wieder erreicht.«
    »Ja, das habe ich auch gehört. Nun stellen Sie sich vor, wie mir zumute war. Joan lebte. Sie war eine berühmte Künstlerin geworden. Sie musste denselben Drang in die Feme in ihrem Blut verspürt haben wie ich. Man kannte jetzt ihre Adresse. Ich hätte ihr schreiben können - aber ich saß in meinem Lehnstuhl. Ein Krüppel auf Lebenszeit…«
    Sinsdale schwieg.
    »Später erfuhr ich dann, dass Joan nach Bloomington kommen würde. Mit dem ganzen Zirkus, dessen Star sie war. Ich machte ein paar fürchterliche Tage durch. Lange überlegte ich, was ich tun sollte. Schließlich bestellte ich in einem Blumengeschäft hundert rote Rosen. Und schrieb ein Briefchen dabei. Ich schrieb, dass ich sie nicht vergessen hätte und nie vergessen könnte. Aber ich wäre verheiratet und hätte Kinder. Alle Freunde und Bekannten rief ich an und sagte ihnen, dass sie um Gottes willen nichts von meinen Unfall erzählen sollten, wenn sie zufällig mit Joan ins Gespräch kommen sollten. Mein Verwalter ritt von einem Haus zum anderen und drohte jedem, ich weiß nicht was an, wenn einer die Stirn haben sollte, Joan die Wahrheit über mich zu erzählen. Wie sich hinterher herausstellte, war es überflüssig. Sie hat mit keinem Menschen über mich gesprochen. Vielleicht wegen meines Briefes…«
    »Sie haben sich nicht einmal zu einer Vorstellung in die Stadt bringen lassen?«
    »Damit sie mich sitzen sah, in die Decken gewickelt wie ein Greis? Damit sie beobachten konnte, wie man mich herein- und hinaustrug? Nein. Ich blieb hier, wohin ich gehöre.«
    Sinsdale nippte wieder an der Kaffeetasse. Über den Rand der Tasse hinweg sah er Elldon lange an. Dann setzte er die leere Tasse entschlossen ab und schloss seine Erzählung mit den Worten.
    »Joan wurde triumphal empfangen. Der Bürgermeister und eine Abordnung der Ratsversammlung holten sie vom Bahnhof ab. Sie wurde zum Ehrenbürger der Stadt ernannt. In den Vorstellungen gab es Beifallsstürme, die alles Dagewesene weit in den Schatten stellten. Aber dann schlug das Schicksal mit derselben Unerbittlichkeit zu, mit der es mich getroffen hatte. Joan erlag am zweiten oder dritten Tag ihres Aufenthaltes in ihrer Heimatstadt einem Gehirnschlag. Die todesmutigste Artistin, die vielleicht je in einer Zirkuskuppel gearbeitet hat, starb banal und alltäglich an einem Gehirnschlag… Tja, Mister Elldon, jetzt habe ich seit achtzehn Jahren zum ersten Male über all das gesprochen. Es scheint, als hätte es mir gut getan. Sie waren ein guter Zuhörer. Ich danke Ihnen…«
    Elldon nickte nur. Ein richtiges Gespräch kam nicht mehr auf. Eine Viertelstunde später kletterte der dicke Besucher wieder in den Jeep, schaltete die Scheinwerfer ein und machte sich auf die Rückfahrt.
    Als er in Bloomington vor seinem Hotel ankam, war es zwei Uhr nachts. Trotzdem setzte sich Elldon in seinem Zimmer noch an den Tisch, zog Federhalter und Papier heran und schrieb eifrig. Der Anfang eines langen Schreibens lautete.
    »Special Agent George Elldon an FBI-Zentrale, Washington. Betrifft Ermittlung in Sachen der 1943 ermordeten Joan Sidwell, genannt ›Die Crsini‹. Herkunft des Rosenbuketts ermittelt, Absender mit Sicherheit unschuldig am Tode der Sidwell…«
    ***
    »Das ist ja eine merkwürdige Geschichte mit dem Buch«, .brummte Phil, nachdem ich ihm die Sache erzählt hatte.
    »Es war kein Buch«, sagte ich.
    »Kein Buch? Aber du hast doch gesagt, es wäre ein Buch gewesen.«
    »Es sah aus wie ein Buch. Aber es war keins. Es war ein als Buch kaschierter Behälter.«
    »Hast du hineingesehen?«
    »Nein. Dazu kam ich gar nicht, so schnell riss sie mir das angebliche Buch aus der Hand.«
    »Woher willst du

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