0249 - Mein Grab in der Teufelsschlucht
es geht schon wieder…«
Die Menschen verliefen sich allmählich. Ich rang ein paarmal nach Luft, atmete tief ein und stellte fest, daß es mir wieder besserging, denn die Schmerzwellen verließen allmählich mein Gehirn. Mein Kopf wurde frei.
Dann drehte ich mich um.
Der Angestellte hatte den Kasten wieder aufgebaut. Er lächelte scheu, als er meinen Blick bemerkte.
»Tut mir leid«, sagte ich, »aber das wollte ich nicht. Es kam so plötzlich.«
»Geht schon in Ordnung, Sir.« Ich lächelte dankbar. Die Sache war mir mehr als peinlich. Dann erhob ich mich.
Auf schwankenden Füßen blieb ich stehen. Noch drehte sich die Welt vor meinen Augen, das jedoch besserte sich sehr schnell, nachdem ich einige Male tief durchgeatmet hatte.
Ich versuchte die ersten Schritte. Es klappte besser, als ich vermutet hatte.
Noch etwas vorsichtig bewegte ich mich in Richtung Ausgang.
Zahlreiche Blicke begleiteten mich. Die meisten Menschen schauten beruhigt und froh, daß es nicht mehr Ärger gegeben hatte, denn so etwas konnte leicht die Kunden abhalten.
In den Knien zitterte ich noch leicht nach. Die Tür öffnete sich automatisch, als meine Füße einen Kontakt berührten, und die kühle Winterluft strömte mir entgegen.
Sie tat gut.
Tief atmete ich ein. Der Schweiß auf meiner Stirn trocknete und blieb als eine kalte Schicht liegen.
Ich wandte mich nach rechts, wich einigen Menschen aus und blieb nahe der Hauswand stehen.
Was wollte ich nur?
Ich spürte die Wand in meinem Rücken. Nicht weit entfernt hockte jemand auf dem Boden und sang Weihnachtslieder. Die Melodie hörte ich kaum, ebensowenig den Text, in meinem Kopf befand sich zwar keine Leere, aber ich hatte das Gefühl, als wäre er mit einem Nebel gefüllt, den ich nicht durchdringen konnte.
Da war irgend etwas…
Verzweifelt versuchte ich, meine Gedanken zu ordnen. Es gelang mir nicht. Das Durcheinander war einfach zu groß, und ich strengte mich an, wieder den roten Faden zu finden.
Mein Kreuz!
Daran dachte ich. Einer der Helfer hatte das Hemd aufgeknöpft.
Ich brachte meine Hand dorthin, versenkte sie in den Ausschnitt und fühlte nach dem Kruzifix.
Es hatte sich noch nicht richtig abgekühlt, aber nach der Berührung schien es mir, als würden meine Gedanken wieder klarer.
Da hatte mich jemand gerufen.
Natürlich. Die Erinnerung kehrte zurück. Der ferne Ruf war von einer Frau gekommen.
Jane Collins!
Jetzt war alles klar. Sie wollte, daß ich zu ihr kam. Vielleicht sollte ich ihr helfen? Befand sie sich in Gefahr? Hatte sie mich deshalb gerufen?
Alles war möglich, und ich mußte rasch zu ihr. Aber wo steckte sie? Zuletzt hatte sie sich in London befunden. Als lächelnder Henker hatte sie in Wikkas Auftrag getötet, danach hatte ich Jane nicht mehr zu Gesicht bekommen.
Allerdings konnte sie sich überall aufhalten. Verstecke gab es genug. Und auch Wikka, die oberste aller Hexen, war auf der gesamten Welt zu Hause.
Trotzdem hatte Jane es geschafft, den Kontakt zu mir herzustellen. Wie kam das? Welche Kräfte hatte sie aktiviert, um mit mir in Verbindung zu treten?
Ich wußte keine Antwort, so sehr ich mir auch den Kopf darüber zerbrach.
Etwas verstört schaute ich mich um. Dabei zwinkerte ich mit den Augen und dachte daran, daß ich im Freien stand, mit dem Rücken gegen eine Hauswand gelehnt und nicht wußte, wie ich hierhergekommen war. In der Tat war mir alles ein Rätsel.
Was wollte ich in dem Trubel?
Jane Collins finden. Natürlich. Klar, ich wollte sie sehen, sie hatte mich ja gerufen.
Mit einem Ruck löste ich mich von der Hauswand und schritt über den Bürgersteig auf den Rand der Straße zu. Vergessen war Weihnachten, vergessen war auch der »Einkaufsbummel«. Ich erinnerte mich an nichts, sondern war einzig und allein auf ein Ziel fixiert.
Ich mußte Jane Collins haben!
Zurückholen. Genau, das war es. Jane sollte wieder zu mir zurückkehren, damit ich mit ihr das Weihnachtsfest begehen konnte.
Was war schon Wikka? Besaß ich nicht das Kreuz? Und machte es mich nicht stark gegenüber Schwarzer Magie?
Ja, genauso lief es. Und nicht anders. Es gab überhaupt nichts für mich. Nur noch Jane.
Ich hatte alles vergessen. Meinen Job, meine Freunde, meine eigentlichen Aufgaben.
Der Ruf war zu stark gewesen.
Als ich ein Taxi sah, hob ich automatisch den rechten Arm. Der Wagen wurde langsamer, der Fahrer blinkte und fuhr an den Rand der Straße, wo er stoppte.
Ich öffnete die hintere Tür und warf mich in den Fond. Meine Hände
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