025 - Das Tor der Götter
ihren Augen war das nur ein Kyphorer, den man vergessen hatte, rechtzeitig an den Machtspielchen des Bundes teilhaben zu lassen, und der dadurch schmollend zum Gegenspieler geworden war.
Sie war sich nicht im Klaren, ob das wirklich zutraf, aber es war sicherer, erst mal nichts anderes anzunehmen.
»In einem gebe ich dir recht, Shannon: Es hätte Vorteile, mich mit deinen Rebellen zu verbünden, aber ich sehe auch die Risiken. Diese Station hier ist nicht die einzige ihrer Art, aber sie bleibt nur so lange ein Machtpotenzial, wie sie ein unbekannter Faktor im Spiel um die Vorherrschaft in der Galaxis bleibt. Beim geringsten Verdacht werden die Kyphorer tätig. Auch die beste Tarnung wird den betreffenden Stationen am Ende nichts mehr nutzen.«
»Nicht die einzige?«, wunderte sich Shannon. »Und alle schwer bewaffnet? Wie viele sind das denn?«
»Millionen!« Es rutschte Cat einfach so heraus, denn sie war immer noch sehr aufgewühlt über die Nachricht vom Fall der Erde. Mindestens eine Milliarde Tote? Oder mehr? Wie viele mehr? Fünf Milliarden?
Sie bereute den Ausrutscher, aber jetzt war es nicht mehr zu ändern.
»Millionen?«, wiederholte Shannon gedehnt. »Ja, begreifst du, was du da sagst? Mit einem solchen Potenzial könntest du doch mit Leichtigkeit den ganzen Bund zum Teufel jagen! Da lässt du es trotzdem zu, dass man deine Heimatwelt überfällt, versklavt, Milliarden abschlachtet …« Fassungslos schüttelte er den Kopf.
»Erkläre du es ihm!«, verlangte Cat vom Stationscomputer. Sie hatte es ja selbst noch nicht so recht begriffen …
»Die Götter haben keine Aggressionen. Sie verteidigen sich nur mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln. Solange eine Station nicht angegriffen wird, kämpft sie auch nicht. Was wäre, wenn wir plötzlich die Waffen sprechen lassen würden? Die Kyphorer und alle ihre Hilfsrassen würden sich dem widersetzen. Der Krieg würde eskalieren. Er würde die Galaxis verbrennen. Nicht nur Schuldige aus den Reihen der Kyphorer und der Craahls würde es treffen, sondern vor allem … Unschuldige! Ein Krieg ohne Sieger. Ein Krieg, wie ihn die Götter einst gegen die Dhuuls geführt haben. Das Ergebnis kennen wir ja …«
»Schluss!«, unterbrach Cat den Stationscomputer. »Mehr braucht er nicht zu wissen über die Götter und die Dhuuls – über damals!«
»Gewiss, Herrin!«, versprach der Computer.
Cat wandte sich an Shannon. »Das ist der gravierende Unterschied zwischen uns beiden. Du tötest für deine Ideale. Du hast deine Ideale über alles gestellt, vor allem über das Leben anderer. Ich aber verteidige mich nur. Denke an die Minen zurück, an die Kämpfe dort … Ich wollte das nicht. Man hat es mir aufgezwungen. Mir blieb nichts anderes übrig, und ich musste dabei siegen, wollte ich nicht untergehen.«
»Das – das stimmt!«, gab er verdattert zu und war in diesem Moment vollends überzeugt, tatsächlich so etwas wie eine Göttin des Guten vor sich zu haben.
»Und da soll ich das Risiko eingehen, dass auch nur eine der lebensnotwendigen Stationen gefährdet wird?«, fügte Cat hinzu. »Sei es durch offensichtliches Eingreifen oder auch nur, indem sie die perfekte Tarnung aufgibt?«
Del Shannon nickte zögernd. »Ich gebe es ja zu. Klar ist nicht allen Rebellen zu trauen, und selbst wenn nur einer darunter wäre, der es verraten könnte …«
»Aha?«, tat Cat überrascht ob dieser postulierten Einsicht. »Und was schlägst du jetzt stattdessen vor?«
»Ich – ich schlage vor, dass du mich zumindest dem Stützpunkt Mitteilung machen lässt, dass es mir gut geht. Solange die suchen, bleiben sie nervös. Wenn einfach drei aus ihren Reihen spurlos verschwinden, trauen sie dem Frieden auf diesem Planeten nicht mehr. Das kann fatale Folgen haben. Die geringste Folge wäre eine Verschlechterung der Truppenmoral, aber auch das wäre schon schlimm genug.«
Cat nickte ihm zu. »Da magst du recht haben.« Sie wandte sich an den Computer. »Kriegen wir das hin, Shannon mit dem Stützpunkt funken zu lassen, ohne dass die es zurückverfolgen können? Und ohne ein falsches Wort zuzulassen?«
»Natürlich, Herrin, kein Problem. Die benutzen zwar die Technik der Dhuuls, aber sie sind nicht selbst die Dhuuls. Shannon werde ich genauestens überwachen.
Kein falscher Gedanke wird mir entgehen.«
»Beruhigend zu wissen, Comp. Also los, worauf warten wir noch?«
*
Zuerst holten sie Kawilas ab. Er zeigte sich hocherfreut, Cat gesund wiederzusehen. Bevor
Weitere Kostenlose Bücher