025 - Das Tor der Götter
ausgeschlossen. Es gab in keiner Sprache, der Cat bisher begegnet war, auch nur eine ähnlich klingende Lautfolge.
Sie hakte noch einmal nach: »War es wirklich … genau dieses Wort?«
»Ja, natürlich!«, bestätigte Shannon völlig eingeschüchtert, wie sie ihn noch nie zuvor erlebt hatte. Ein Mann wie er, dem es gelungen war, einen ganzen Planeten gewissermaßen im Handstreich zu erobern – und jetzt nur noch ein Bündel der Angst vor ihren Augen?
Ihr wurde bewusst, dass sie ihn entsprechend eingeschüchtert hatte. Außerdem war ihm klar, dass sie über sein Leben entscheiden konnte. Er hatte nicht die geringste Chance gegen ihre Entscheidung, wie auch immer diese ausfallen mochte. Und er war hochintelligent. Jedenfalls intelligent genug, um sich vollkommen darüber im Klaren zu sein, dass die Überfallene Erde unmittelbar mit ihr zusammen hing. Mit ihr und ihrem Auftrag?
Cat wich vor ihm zurück, bis zur gegenüberliegenden Wand. Sie fühlte sich auf einmal völlig mut- und kraftlos. Die Erde – ein Opfer des Bundes? Hatte man sie völlig ausgelöscht oder …?
»Was weißt du noch davon, Shannon? Rede!«
»Willst – willst du es wirklich wissen? Die Erde wurde … versklavt. Sie wird ausgebeutet vom Bund.«
»Wann ist das geschehen?«
»Ich – ich weiß es nicht. Ich habe es erst erfahren, als ich die Verfolgung aufnahm, um dir nachzuspionieren. Es ist durchgesickert. So etwas lässt sich innerhalb des Bundes sowieso nicht geheim halten. Da gibt es zu viele Kyphorer, die sich gern mit eingebildeten Heldentaten brüsten. Je mehr Leid sie über eine Rasse bringen, desto stolzer sind sie darauf.«
»Er sagt nur die halbe Wahrheit, verschweigt Einzelheiten!«, machte der Stationscomputer Cat aufmerksam.
»Einzelheiten? Was für Einzelheiten? Shannon, soll ich jedes Wort aus deinem Leib prügeln oder was?« Die letzten Worte schrie sie.
Er ballte zitternd die Hände zu Fäusten.
»Ich, ich werde es dir sagen, wenn du darauf bestehst, Cat. Aber vielleicht – vielleicht bereust du danach, darauf bestanden zu haben?«
»Überlass das gefälligst mir, verdammter Kyphorer!« Sie war in diesem Moment sehr ungerecht ihm gegenüber, aber Cat konnte einfach nicht anders. Die Erde war verloren! Diese Worte hämmerten unbarmherzig hinter ihrer Stirn und erzeugten Verzweiflung und Hass in ihr.
Und dann kamen sie – die Einzelheiten über die Umstände aus der Sicht der Kyphorer: »Es – es war ein gewaltiges Medienspektakel. Hunderte von Milliarden Kyphorer auf Tausenden von Welten des Bundes waren dank Rekordeinschaltquoten live dabei. Die Erde wurde in einem blutigen Handstreich genommen. Sie zeigten mindestens eine Milliarde Menschen, die qualvoll verendeten – zur Ergötzung der geifernden Zuschauermassen. Jeder grausame Mord wurde als besondere Heldentat hervorgehoben … Noch mehr Einzelheiten, Cat? Bist du wirklich sicher?«
»Nein!«, konnte sie nur noch stöhnen. Hätte sie sich nicht gegen die Wand gelehnt, wäre sie jetzt zusammengebrochen.
Aller Mut verließ sie, alle Kraft.
Del Shannon presste sich die geballten Hände vor das Gesicht und murmelte: »Die meisten Kyphorer sind doch nichts weiter als übelster Abschaum. Es ist schon eine Schande, dass sie sich überhaupt Kyphorer nennen dürfen! Oder soll ich mich dafür schämen, selber als Kyphorer geboren worden zu sein, als Schande des Universums?«
Das klang sehr überzeugt und der Hass, der ihn dabei beseelte, ließ ihn seine Angst vor Cat vergessen. Er ließ die Fäuste sinken.
Seine Haltung straffte sich.
»Du brauchst mir nichts zu erklären, Cat. Ich sehe es auch so: Die Erde, das ist deine Heimat! Das ist dein Volk, das die Kyphorer aufgespürt und unterworfen haben. Du bist deshalb als Spionin ausgesendet worden. War es deine Absicht, uns Rebellen auszukundschaften, um dabei vielleicht zu erfahren, ob man mit unserer Hilfe einem Überfall vorbeugen könnte?«
Cat brauchte noch eine Weile, ehe sie überhaupt zu einer Antwort fähig war. Als sie es endlich sagen konnte, klang es rau und gequält: »Selbst wenn es so wäre: Was spielt das jetzt noch für eine Rolle?« Sie wandte das Wort an den Stationscomputer und schrie es förmlich, obwohl Gedanken allein bereits genügt hätten: »Spricht er die Wahrheit? Wurde meine Heimatwelt wirklich unterjocht? Geschah es jetzt erst?«
»Er sagt die Wahrheit, Herrin! Also geht der Krieg weiter. Diesmal sind es nicht mehr die Dhuuls, die sich gegen die Götter stellen, sondern ihre
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