025 - Das Tor der Götter
er abermals mit Ehrerbietungen beginnen konnte, die Cat eher verlegen machten als dass sie sich dadurch geschmeichelt fühlte, klopfte sie dem Muskelmonster kameradschaftlich auf die Schulter und meinte: »Ich bin froh, dich als Kampfgefährten an meiner Seite zu haben, Kawilas. Etwas Besseres konnte mir wahrlich nicht passieren. Und habe ich dir schon gesagt, wie sehr ich es bereits in der Mine bedauert habe, dass diese Feindschaft zwischen uns stand?«
Er nickte zögernd. »Du hast es mir in der Mine versucht zu sagen, aber ich habe nicht darauf gehört.«
»Na, mach dir jetzt keinen Kopf mehr darüber. Vergeben und vergessen, Kumpel. Alles klar?« Sie stutzte kurz und fügte hinzu: »Äh, sag mal, ein Kämpfer wie du … Würdest du dich entehrt fühlen, wenn ich dir noch ein paar zusätzliche Tricks beibringen würde? Sieh mal, du bist mir körperlich haushoch überlegen. Ich hätte normalerweise nicht die geringste Chance gegen dich, aber meine Ausbildung hat sich bestens bewährt. Vergiss nicht, ich habe dich trotz deiner gewaltigen Überlegenheit besiegt.«
Er fühlte sich keineswegs entehrt durch diese Angebot, sondern im Gegenteil hocherfreut: »Das würdest du wirklich tun, Cat: Mir von deinen Tricks beizubringen?«
»Aber gern, Kawilas – und nicht ohne Eigennutz. Falls du wirklich Wert darauf legst, mich zu begleiten. Du weißt, es kann tödlich gefährlich werden.«
»Das ist mir egal, Cat. Ich weiß, dass sich jeder Kampf an deiner Seite lohnen wird.
Ich war ein verdammter Narr, das nicht gleich erkannt zu haben, vom ersten Augenblick an. Aber lieber spät als gar nicht, wie?«
Cat musste über diese Formulierung lachen. Als hätte sie wahrhaftig einen Menschen vor sich. Dabei war Kawilas ihrer Information nach ein Craahl, also der Angehörige einer der Hilfsrassen, die den Kyphorern sklavisch ergeben waren und in der Regel die Drecksarbeit erledigten. Doch allein schon die Tatsache, dass er in der Mine gewesen war, bewies ihr deutlich genug, dass er anders dachte als seine Artgenossen.
Ein Seitenblick zu Shannon. »Wenn du versuchst, mich zu hintergehen, weißt du ja, was dir blüht, nicht wahr?«
»Natürlich, Cat. Du kannst dich hundertprozentig auf mich verlassen. Ich habe nicht deshalb den Vorschlag mit der Kontaktaufnahme zum Stützpunkt gemacht, weil ich irgendwelche Tricks vorhabe. Ganz im Gegenteil: Ich schließe mich der Meinung von Kawilas an, dass sich jeder Kampf an deiner Seite lohnt. Wenn ich diese geheime Station hier sehe … Wenn ich bedenke, dass wir möglicherweise auf Kernplaneten der Kyphorer springen können, ohne von ihnen überhaupt bemerkt zu werden … Nein, nein, bitte kein Misstrauen in dieser Richtung. Ich will nicht wieder verlangen, dass du dich den Rebellen offenbarst, aber sicher hast du auch nichts dagegen, wenn wir ihnen gewonnene Informationen zukommen lassen – ohne die Quellen zu verraten?«
»Wir werden sehen!«, gab Cat ausweichend Antwort, obwohl sie schon selbst an diese Möglichkeit gedacht hatte. Aber erst einmal musste das Naheliegende erledigt werden.
»Von der Zentrale aus?«, fragte sie den Computer.
»Ja, Herrin!«
Er zeigte ihr den Weg, ohne dabei sprechen zu müssen. Noch nicht einmal per Gedankenkontakt war das nötig. Genauso hatte er sie ja auch hierher zur Station gelockt. Sie brauchte einfach nur ihrem Gefühl zu folgen und fand so wie von allein den Weg – oder als hätte sie sich hier jahrelang aufgehalten.
Del Shannon entging das nicht. Er kannte keine Zusammenhänge, aber hatte längst seine Theorie geschmiedet, emsig bemüht, sich nicht an den Stationscomputer zu verraten, der seine Gedanken überwachte. So falsch auch Shannons persönliche Theorie über Cat und ihre Möglichkeiten war: Es war ihm zumindest klar, dass sie in der Tat einen Machtfaktor darstellte. Wenn er an ihrer Seite kämpfen und spionieren durfte … Welche Aufgabe könnte eigentlich noch verlockender sein für einen Rebellen wie ihn? Zwar wäre ein offener Krieg tatsächlich eine Katastrophe ohne Sieger geworden. Das hatte er einsehen müssen. Aber ein verdeckter Krieg der Partisanen? Und er als einer der wichtigsten Teilnehmer?
Ganz so perfekt gelang ihm die Kontrolle seiner Gedanken nicht. Er bekam nicht mit, dass der Stationscomputer Cat genauestens über das informierte, was er aus den Gedanken von Shannon las. So wusste auch Cat jetzt, dass Shannon in der Solidarität mit ihr eine einmalige Chance für seine Rebellion sah und sich diese auf keinen
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