025 - Die Spinne
willen.“
Kr spürte, dass der bloße Gedanke daran sie in Panik versetzte. Es war ihm auch bewusst, dass er sie jetzt hart anpackte. Aber er nahm nie Glacehandschuhe, wenn es darum ging, den Kampf mit bösen Kräften aufzunehmen. Und er versetzte sich in Marthas Lage. Sie konnte doch nicht offen zugeben, dass sie ihrem Herrn heimlich nachgeschlichen war. um zu sehen, was er machte.
Auf der anderen Seite wollte Teddy keine kostbare Zeit vergeuden. Offenbar hatte er ins Schwarze getroffen, denn er schnappte einige Wortfetzen auf. Silvia redete eindringlich auf das Mädchen ein.
„Martha, bitte … wie es war … Sie haben es gesehen? Aber … das macht doch nichts … Wir müssen es genau wissen.“
So ging es einige Minuten hin und her. Zwischendurch bat Silvia Teddy, sich noch ein wenig zu gedulden. Aber schließlich konnte sie ihm sagen, dass Martha glaubte, Herrn Larrue gesehen zu haben, wie er eine Zange ergriff. Mit dieser sei er dann zum Vivarium gegangen, hätte die Spinne herausgeholt und dabei die ganze Zeit zärtlich auf sie eingeredet, wie man es bei einem lieben Haustier tut. Dann hätte er sie in einen winzigen Glaskäfig gesetzt, diesen in Papier eingeschlagen und mitgenommen.
Nun war alles klar, und man musste nicht mehr befürchten, dass die Spinne das Haus unsicher machte, was höchste Lebensgefahr bedeutet hätte.
Teddy war seiner Sache von vornherein sicher gewesen. Als Silvia ihm nun Marthas Schilderung wiedergab, meinte er nur: „Das dachte ich mir. Ihre Martha hat Herrn Larrue nachspioniert. Denn bei dem geringsten Anzeichen dafür, dass dieses Tier frei bei Ihnen herumkrabbeln könnte, hätte sie garantiert Zustände bekommen Aber ich wollte eben ganz sichergehen.“
„Nun wissen wir es also, Herr Veiano. Was halten Sie davon?“
„Er kann sie ja für einen Versuch mitgenommen haben. Ist das schon vorgekommen?“
„Nein, zumindest nicht mit dieser Spinne. Im Institut ist das natürlich gang und gäbe.“
„Will er sie vielleicht seinem berühmten amerikanischen Professor vorführen?“
„Das kann sein.“
„Wie ich merke, haben Sie kein gutes Gefühl bei dem Gedanken, dass Ihr Mann die Vogelspinne in einem Tragekasten mitgenommen hat. Stimmt das?“
„Ja, natürlich, und das bestätigt nur, was ich Ihnen schon gesagt habe.“
Nun hörte er, wie sie Martha mit ein paar Dankesworten wegschickte. Offenbar war es Silvia jetzt erst klar geworden, dass ihr Mädchen bei dieser Unterredung immer noch zugegen war.
„So. jetzt sind wir also ohne Zeugen Nun etwas anderes. Hat Herr Larrue gesagt, dass er spät heimkommen würde?“
„Genau das. Er sagte zu Martha, er wäre für heute Abend verabredet. Ich sollte mir aber keine Sorgen machen. Außerdem würde er noch anrufen.“
Teddy versprach, sich gleich der Solche anzunehmen und im Laufe des Abends mit ihr zu telefonieren.
Inzwischen war es fünf Uhr nachmittags geworden. Teddy steckte Elnas Bild in seine Brieftasche und begab sich zu dem Atelier auf den Champs-Elysees. Der Fotograf genoss gerade in Künstlerkreisen einen ausgezeichneten Ruf.
Ohne weiteres bekam er die Auskünfte, die er brauchte. Er stellte sich als Theatermanager vor, dem es die exotische Schönheit auf dem Bild angetan hatte. Denn das war kein gewöhnliches Foto. Frisur, Make-up und Beleuchtungseffekte, alles, womit Elnas Reize ins beste Licht gerückt wurden, konnten nur für die Welt der Bühne bestimmt sein.
Und es kommt alle Tage vor, dass man Künstler suchen muss, die zwar ihr Bild bei einem Theaterleiter hinterlegen, aber leider die Adresse darauf vergessen. So war man auf die Nachforschungen eingestellt. Ein reizendes, junges Ding blätterte in einer Kartei und hatte auch schon die Adresse.
„Die Dame heißt Elna Hurral. Damals wohnte sie in einem Hotel in deiche des Gare Saint-Lazare.“
„Wie lange ist das her?“
„Das war am 23. April, also zu Beginn der Saison. Aber ich weiß, wo Sie sie finden können. Sie tritt derzeit im Roten Dschungel auf.“
„Tatsächlich“, sagte Teddy und lachte. „Sie sind schon ein Prachtmädchen. Was Sie nicht alles wissen.“
Ein wenig verlegen kam die Antwort: „Tanz interessiert mich eben.“ Sie hatte nämlich früher Tanzunterricht bei einer ehemaligen Ballerina der Oper von Monte-Carlo genommen. Und, so vertraute sie ihm weiter an, ihr Traum war, eines Tages selbst auf den Brettern zu stehen, die die Welt bedeuten. Oder zumindest wollte sie im Rampenlicht eines der vielen Kabaretts am
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