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025 - Die Spinne

025 - Die Spinne

Titel: 025 - Die Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurice Limat
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wirkte wie aus altem Elfenbein geschnitzt, während die Scheinwerfer rote Lichteffekte wie Blut, über sie rieseln ließen.
    Mit einem Schlag nun änderte Elna ihre Haltung, wechselte die Musik in einen anderen Rhythmus.
    Teddy stand ganz unter dem Bann der Verwandlung. Denn jetzt stellte Elna wirklich die Spinne dar.
    Ihre so geschmeidigen Glieder wurden plötzlich starr und in eigenartiger Weise verrenkt. Nun war sie keine Frau mehr, sondern das schreckliche Tier mit Krallen an den Beinen.
    Unter dem erregenden Rhythmus der Musik sah man sie auf ihre Beute lauern und sich auf sie stürzen. Mit erschreckend deutlicher Mimik stellte sie den kurzen Kampf und den sicheren Sieg dar. Dann verschlang die Spinne mit Wohlbehagen ihr Opfer.
    Erstarrt und stumm saßen die Zuschauer. Keiner rührte sein Glas an. Zigaretten erloschen in den Mundwinkeln oder verzehrten sich in Aschenbechern. Jeder war so gefesselt, dass er glaubte, dem Treiben einer Vogelspinne zuzusehen.
    Aber nun erklang eine neue Melodie. und Elna setzte zu ihrer dritten Verwandlung an.
    Für ein paar Sekunden wurde sie wieder zur Frau, dann krümmte sich ihr Körper erneut zusammen. Diesmal stellte sie die Spinne in ihrer heftigen und grauenvollen Liebe dar.
    Ihr Körper bewegte sich ruckartig. Bei ihren wollüstigen Gebärden konnte man kaum mehr unterscheiden, ob sie Frau oder Tier war. Sie wirkte furchterregend und schien mit ihren Armen, die jetzt wie grausige Spinnenbeine aussahen, das Mannchen an sich zu pressen in einer Umklammerung, die nur zum Tode führen konnte.
    Das Männchen war den stahlharten Zangen ausgeliefert und wehrlos. Dann biss sie mit ihren prachtvollen Zähnen ins Leere, um die todbringende Geste zu versinnbildlichen. Ihr Raubtiergebiss glänzte, und ihr Gesicht verzerrte sich in erschreckender Weise.
    Dann richtete sie sich triumphierend auf. hatte sich doch, wie es ihre achtbeinigen Artgenossen tun, das Spinnenmännchen im Liebesakt getötet.
    Wieder ertönte der Gong, nervöser als beim ersten Mal, und kündigte das Ende des Auftritts an.
    Mit einem Schlag löste sich das Netz vom Schnürboden und fiel über Elna. In dieser eigenartigen Umhüllung, durch die die Spinnenhaftigkeit des Mädchens noch hervorgehoben wurde, lief sie zum Bühnenausgang. Frenetischer Beifall begleitete ihren Abgang, aber sie kam nicht zurück, um dafür zu danken.
    Teddy Verano hatte schon ein paar Augenblicke vorher den Saal verlassen.
    Zwar erfüllte ihn aufrichtige Bewunderung für die Darbietung des schönen Mischlingsmädchens, aber er hatte ja schließlich einen Auftrag durchzuführen.
    Jose Larrue war versorgt und aufgehoben. Wie im Trancezustand verfolgte er stumm die lüsternen und erschreckenden Bewegungen seiner Geliebten. Dafür war plötzlich der Fremde verschwunden, und diese Tatsache gab unserem Detektiv zu denken.
    So schlich er auf leisen Sohlen in Richtung der Toiletten. Im Vorbeigehen warf er noch einen Blick auf Elna, die sich gerade anschickte, von der Bühne abzutreten.
    „Da bist du ja schon wieder“, sagte Olga.
    „Ja. aber bitte schweige. Ich habe es dir vorhin nicht gesagt, aber ich bin wegen der Diebstähle in den Umkleideräumen hier.“
    „Ach so, der große Detektiv wieder mal auf heißer Spur.“
    „… Pst! Wo kann ich mich verstecken?“
    „In meiner Ecke, wenn du willst.“ Es war ein winziger Winkel, in dem sich Nähkörbchen mit tausend mehr oder weniger glitzernden Fetzchen türmten, im trauten Verein mit Berücken. Haarteilen, abgerollten Garnspulen und dem unvermeidlichen Strickzeug der Garderoben! lauen.
    „Vor allem, meine Kleine, rühr’ dich nicht. Du hast mich nicht gesehen!“
    „Ja. glaubst du wirklich?“
    Mit dem Zeigefinger an den Lippen bedeutete er ihr zu schweigen. Dabei zog er sie mit in die Ecke.
    Aus den Toiletten kam nämlich jetzt der Mann, auf den sich sein unerklärlicher Verdacht gerichtet hatte.
    Der Fremde zündete sich eine Zigarette an und blickte um sich. Teddy hielt Olga in die Ecke gedrängt, so dass der andere sie beide nicht sehen konnte.
    So wähnte sich der Mann völlig unbeobachtet. Schnell ging er an den Umkleideräumen der Mannequins und Striptease-Mädchen vorbei, zog einen Nachschlüssel aus der Tasche und drang in Elnas Garderobe ein.
    Olga wollte hinterher stürzen, aber Teddy hielt sie fest. Energisch stieß er sie wieder in ihre Ecke, ergriff einen Bleistift, der aus dem ganzen Krimskrams hervorschaute, rannte damit auf Elnas Tür zu und verriegelte sie von außen, in

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