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025 - Die Spinne

025 - Die Spinne

Titel: 025 - Die Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurice Limat
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dem er den Bleistift als Knebel benützte.
    Diesmal schien er die Spinne zu sein, die ein Insekt in ihrem Netz gefangen hatte. Er hörte auch schon den Mann von innen heftig gegen den Riegel ankämpfen.
    „In zehn Sekunden hat er es sicher geschafft, aber dann ist es zu spät.“
    Ein wenig schadenfroh lächelte er vor sich hin. Draußen ertönte der Gong, und der einsetzende Applaus zeugte vom Ende des Auftritts.
    Nun kam sie den Gang herauf, immer noch in ihr künstliches Spinnennetzgehüllt.
    „Olga.“
    Von Teddy sanft geschoben, ging Olga auf Elna zu.
    „Hier bin ich, mein Schätzchen.“
    Wortlos ließ Elna ihr Netz zu Boden gleiten und ging, völlig unbefangen, nackt auf ihre Garderobe zu. Es war anzunehmen, dass der andere inzwischen mit dem Bleistift im Schloss fertig geworden war, aber nun wurde er von Elnas Eintreten überrascht.
    Einen Augenblick lastete die Verantwortung schwer auf Teddy.
    Er hatte einen Versuch gewagt, um etwas herauszubekommen.
    Aber hatte er das Recht dazu? Er provozierte Elna, oder, besser gesagt, er versuchte, die geheimnisvolle Macht, die er in ihr vermutete, zu entfesseln.
    Und wenn Elna nun doch nur eine Frau war wie alle übrigen, nur mit exotischer Schönheit begabt, setzte er sie dann nicht einer großen Gefahr aus? Wenn dieser Mann wirklich ein Einbrecher war, konnte er sie nicht schlagen, ja sogar töten?
    Während er sich noch die bittersten Vorwürfe machte, hörte er einen Tumult in der Garderobe und fuhr hoch.
    Mit ein paar langen Schritten war er an der Tür, während Olga wie erstarrt in der Mitte des Gangs stehen blieb.
    Als aber Teddy in die Garderobe eindringen wollte, stürzte der Mann heraus.
    Schweiß lief ihm über das Gesicht, Schaum stand vor seinem Mund. Er hatte nichts mehr von dem Schönling an sich, sondern wirkte wie ein gehetztes Tier, dem der grässlichste Feind auf den Fersen ist.
    Teddy wollte sich auf ihn stürzen, aber der Mann war schneller und versetzte ihm einen Boxhieb ins Gesicht. Dann stieß er Olga beiseite und rannte auf den Ausgang zu. Teddy hinterher. Hinter den Fassaden hatte er ihn endlich erreicht und zwang ihn mit einem Judogriff zu Boden. Der andere keuchte.
    „Die Spinne – die Spinne.“
    Mit letzter Kraft riss er sich den Hemdkragen auf, als ob er am Ersticken wäre. Dann sank er vor Teddys Augen auf den Gehsteig, ein wenig abseits von der funkelnden Fassade des Roten Dschungels.
    Teddy neigte sich über ihn. Der Mann wand sich, als ob er einen epileptischen Anfall bekäme.
    Aber das aufgerissene Hemd legte den Hals und einen Teil der Brust frei.
    Im kalten Neonlicht sah Teddy Verano nun hässliche kleine Pusteln und Rötungen, die urplötzlich aus der von Todesschweiß bedeckten Haut hervorzubrechen schienen.
     

     

Ein unwahrscheinliches Tohuwabohu brach aus. Wie es oft der Fall ist, wenn ein Drama sich an einem Ort abspielt, wo man sich eigentlich amüsieren will. Ein Todesschauer, der über die angeheizte Atmosphäre eines Kabaretts hinweg zieht, mag für manche noch eine besondere Würze bedeuten. Andere wieder gemahnt er an ihre eigene Vergänglichkeit.
    Teddy Verano blieb keine Zeit, solchen Gedanken nachzuhängen. Olga hatte sich endlich wieder gefangen und Alarm gegeben. Unterdessen war aber schon ein Polizist zur Stelle, der auf dem Heimweg vom Dienst vorbeikam und dem dieser Zwischenfall nicht sehr gefiel. Immerhin rief er einen Rettungswagen herbei, denn Teddy hatte ihm nicht verhehlt, dass höchste Eile geboten sei. Der Mann schien schwere Vergiftungserscheinungen zu haben und in Lebensgefahr zu schweben.
    Inzwischen drängte sich der Inhaber des Roten Dschungels zusammen mit ein paar Tänzerinnen und Gästen auf die Strasse hinaus. Man stand um den Mann herum, der da auf der Erde lag, erging sich in Mutmaßungen und schrie herum.
    Nicht einer tat irgendetwas Vernünftiges. Während der Chef tobte und schrie, dass sein Betrieb ein anständiges Unternehmen sei, überlegte Teddy, was wohl aus Elna geworden sein konnte. Denn weder sie noch Jose Larrue befanden sich unter der Menschenmenge.
    Aber er wollte auch den Unbekannten nicht im Stich lassen, bevor der Krankenwagen kam, und so verlor er kostbare Minuten. Jetzt kam der freundliche Polizist zurück, und Teddy überließ ihm den Einbrecher, dem man so übel mitgespielt hatte. Dann hatte er den Inhaber am Arm.
    „Der Bursche da“, sagte er, „ist Ihr Garderobendieb.“
    „Na, da schau her! Was ist ihm denn passiert? Haben Sie ihn

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