025 - Die Todesmasken des Dr. Faustus
Drudenstein weit aus und ließ ihn dann mit aller Gewalt gegen die Maske Athasars krachen. Unter dem tierischen Aufschrei des Dämons begann seine Maske zu zerbröckeln. Faust holte wieder mit dem Drudenstein aus und schmetterte ihn gegen die Körpermaske von Bethiar. Ein Geheul wie von allen Teufeln der Hölle entrang sich diesem, und unter den zerstörerischen Kräften des Drudensteins zerfiel seine Maske in tausend Trümmer. Nun war nur noch Calira übrig.
»Zerfalle auch du, Hexe aller Hexen, unter dem Gewicht des Drudensteins zu Staub!« schrie ihr Faust entgegen, während er ihr den Stein gegen die Gesichtsmaske knallte.
Speyer hatte die Geschehnisse um die drei Dämonen nicht genau beobachten können, denn er versuchte immer noch, in dem allgemeinen Chaos an Isolde heranzukommen, in deren Haar sich der Goldene Drudenfuß befand. Jetzt aber wurde seine Aufmerksamkeit auf die Dämonen gelenkt.
Faust schrie entsetzt auf und wich vor ihnen zurück. Sein Zauber hatte nur zum Teil gewirkt. Der Drudenstein hatte nur die Masken, nicht aber ihre Träger zerschmettert. Dafür war etwas anderes vor sich gegangen, etwas, das Faust ganz sicher nicht bezweckt hatte. Als die Masken von den Dämonen-Drillingen abfielen, wurde das Schreckliche offenbar. Sie hatten das Aussehen der Masken angenommen. Sie waren zu jenen Ungeheuern geworden, als die sie sich verkleidet hatten. Die Demaskierung war geglückt, aber auf eine Art, wie es sich keiner der Beteiligten gewünscht hatte. Die Dämonen-Drillinge sahen nun so schrecklich aus, wie sie in ihrem Innern auch waren.
Athasar – der geflügelte, grüne Teufel mit den vier Klauenarmen.
Bethiar – die Spinne mit einem Maul, das so groß war, daß er damit einen ausgewachsenen Mann verschlingen konnte.
Calira – mit dem makellosen Körper einer Göttin und dem Gesicht des Todes und den langen Schlangenhaaren.
In diesen Körpern waren die Dämonen-Drillinge nun gefangen. Anstatt sie zur Strecke zu bringen, hatte Faust alles nur noch schlimmer gemacht. Speyer wußte, daß nur noch der Goldene Drudenfuß helfen konnte. Doch gerade als er Isolde erreicht hatte, tauchte der Prinzipal mit erhobenem Hammer vor ihr auf.
»Nicht!« konnte Speyer noch rufen.
Doch seine Warnung verhallte ungehört. Er brachte sich durch einen Sprung noch in Sicherheit, da sauste der schwere Schmiedehammer auch schon auf Isolde nieder.
Aber er erreichte sie nie. Denn als er den Goldenen Drudenfuß berührte, da schien die Zeit stillzustehen. Eine Ewigkeit lang ereignete sich überhaupt nichts, dann entluden sich die Kräfte des Drudenfußes mit einem Schlag. Der Prinzipal wurde förmlich in Stücke gerissen. Und diese Stücke, schönen Ornamenten und leuchtenden Blumenmustern gleich, zerfielen zu Staub.
Isolde wurde durch die Bretter der Bühne geschleudert. Ein Loch tat sich darunter in der Erde auf, von dem sie verschlungen wurde.
Und der Goldene Drudenfuß, der sekundenlang mitten in der Luft schwebte, begann sich in Nichts aufzulösen. Er wurde zuerst durchsichtig, dann verblaßte er immer mehr, wie eine Vision, bis er verschwunden war. Und mit ihm verschwanden auch die Dämonen-Drillinge, die bis zuletzt die Gestalt von Ungeheuern beibehalten hatten.
Gegenwart
»Bei dem nachfolgenden Erdbeben stürzte das Schloß ein. Haßfurt verschwand in einer Bodenspalte, die sich auftat. Die Bewohner dieses Ortes überlebten alle, weil sie Fastnacht im Schloßpark feierten. Mit dem Verschwinden der Dämonen-Drillinge wurde jedoch auch der Bann von den Menschen genommen. Sie verließen diesen verfluchten Ort und verstreuten sich in alle Winde.
Von den Dämonen-Drillingen habe ich seit damals nie wieder gehört, und den Goldenen Drudenfuß fand ich erst vor Tagen in Borvedam wieder.«
Der Dämonenkiller machte eine Pause. Er hatte Coco ohne Unterbrechung seine Geschichte erzählt und sich auch nicht davon ablenken lassen, daß Olivaro wieder auf dem Bildschirm des Fernsehapparates erschienen war.
»Ich bin absolut sicher, daß die Dämonen-Drillinge damals nicht zu existieren aufhörten«, sprach Dorian nach einer Weile weiter. »Sie wurden mit dem Drudenfuß nur an einen anderen Ort geschleudert. Wären sie nämlich vernichtet worden, so gäbe es auch den Goldenen Drudenfuß wahrscheinlich nicht mehr. Mir ist nur eines unverständlich. Wieso fand ich von den Drillingen nie wieder eine Spur, obwohl ich ihnen in all den Jahrhunderten nachgejagt bin? Das ist mir ein Rätsel.«
»Ich biete Ihnen die
Weitere Kostenlose Bücher