025 - Die Todesmasken des Dr. Faustus
vorbei. Entschuldigt bitte!«
»Aber das macht doch nichts«, sagte Calira mit honigsüßer Stimme und sah ihm tief in die Augen, daß ihm heiß wurde. Er spürte in diesem Augenblick, daß er dieser Frau nicht würde widerstehen können – auch wenn er zugleich wußte, daß sie ihn in den Tod führte.
»Wo waren wir stehengeblieben?« erkundigte sich Athasar. »Ach ja. Ihr spracht gerade von dem Fastnachtspiel, das die Komödianten für uns vorbereiten. Es wird sehr amüsant werden.«
»Für mich ganz bestimmt, denn ich werde mich daran beteiligen«, erklärte Dr. Faust. »Ich habe den Prinzipal dazu gebracht, noch eine Rolle einzubauen.«
»Interessant«, meinte Bethiar mit leuchtenden Augen. »Und wen werdet Ihr spielen, Faust? Oder soll das ein Geheimnis bleiben?«
»Wozu Geheimnisse machen? Euch kann doch ohnehin nichts verborgen bleiben.«
Hier log Faust ganz bewußt, denn ihm als Kenner der Schwarzen Magie war es möglich, seine Gedanken vor den Dämonen-Drillingen geheimzuhalten. Er wollte sie nur verhöhnen, wenn er sich den Anschein gab, als sei er ihnen unterlegen. Und das wiederum wußten Athasar, Bethiar und Calira ganz genau. Sie zeigten nichts von ihren Regungen, die wohl aus Wut, Ärger und sicherlich auch Haß auf diesen aufgeblasenen Sterblichen bestanden, der sich mit Dämonen, die vom Schwarzen Blut abstammten, messen wollte, nur weil er einen Pakt mit Asmodi geschlossen hatte. Zweifellos sannen sie auf Rache – und damit lieferten sie sich Faust aus.
Dieser fuhr fort: »Ich selbst beherrsche die Schauspielkunst an sich nicht. Deshalb werde ich mich selbst spielen: Einen Scharlatan, einen Teufelsaustreiber und Geisterbeschwörer. Das sei ich, sagen mir die Leute nach. Deshalb spiele ich ihnen diese Rolle vor, auf der Bühne wie im Leben.«
»Eure Mitwirkung wird das Fastnachtspiel zweifellos bereichern«, sagte Calira. »Ich werde Euch ganz bestimmt genießen.«
»Nun, ich bezweifle, daß Ihr als passiver Zuschauer zu echtem Genuß kommen könnt«, widersprach Faust. »Ich habe einmal einen Komödianten gekannt, der seine Zuschauer verachtete. Er hielt sie für viel schäbiger als Voyeure, denn diese machten ihre Beobachtungen nicht so passiv wie ein Theaterbesucher, sondern nahmen an dem Geschehen teil. Und daran ist etwas Wahres, warum ich mich bewogen fühlte, die Komödianten zu bitten, mich mitwirken zu lassen.«
»Ich verstehe«, sagte Calira. »Ihr meint, auch wir sollten uns um Rollen in diesem Fastnachtspiel bewerben. Ein anziehender Gedanke. Fürwahr, das würde mich reizen. Was meint ihr dazu, meine Brüder?«
»Ich würde sofort mittun«, erklärte Athasar, »doch bezweifle ich, daß die Komödianten ein passendes Kostüm für mich haben.«
»Euer Einverständnis vorausgesetzt, könnte ich den Komödianten auftragen, Kostüme für Euch anzufertigen«, bot Faust an.
»Unter einer Bedingung könnt Ihr dieses Einverständnis haben«, sagte Bethiar. »Niemand soll erfahren, daß wir es sind, die hier vor gemeinem Publikum agieren. Das setzt wiederum voraus, daß wir entsprechende Masken tragen.«
»Ein Schauspieler ohne Maske ist wie ein Körper ohne Blut«, erwiderte Faust. »Ich verspreche, daß wir passende Masken für Euch entwerfen werden. Wollt Ihr selbst vorschlagen, welche Masken ihr tragen sollt?«
Die Dämonen-Drillinge schüttelten lächelnd die Köpfe.
»Wir vertrauen in dieser Beziehung ganz Eurem Urteilsvermögen«, sagte Calira. »Wollen wir uns doch überraschen lassen. Und nehmt bitte nur keine Rücksicht auf unsere Eitelkeit! Ich meine sogar, das Aussehen der Masken sollte dem unseren entgegengesetzt sein.«
»Wie Ihr befehlt.« Faust verneigte sich galant. »Ich werde meiner Phantasie freien Lauf lassen.«
Im Lager der Komödianten wuchs die Spannung ins Unermeßliche. Man hörte sie förmlich knistern. Jeden Moment konnte sie sich entladen. Doch Speyer wußte, daß es erst während des Fastnachtspiels zur Explosion kommen würde. Ihm schien es fast so, als hätten die Dämonen-Drillinge ihre Opfer mit übernatürlichen Kräften aufgeladen. Irgendwann mußten diese Kräfte durch ein Ventil entweichen – und dann kam es zur Katastrophe. Das würde der Höhepunkt für die Dämonen-Drillinge sein.
Die Komödianten gingen einander tunlichst aus dem Weg. Wenn sie dennoch aufeinandertrafen, kam es unvermeidlich zu Streit und Tätlichkeiten. Proben für das Fastnachtspiel wurden längst schon nicht mehr veranstaltet. Jeder ging für sich seine Rolle
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