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025 - Die toten Augen von London

025 - Die toten Augen von London

Titel: 025 - Die toten Augen von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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zu erhalten, daß er sogar fünfzig Pfund dafür bezahlen will? - Wer ist die Tochter Clarissa, wie kann er Überhaupt eine Tochter Clarissa haben, wenn seine einzige Tochter in Beverley Manor begraben liegt?«
    »Sie waren doch vorhin noch beim Steinmetzmeister, bevor wir zurückfuhren. Was für eine Auskunft haben Sie von ihm erhalten?«
    »Der Gedenkstein ist von Stuart bestellt worden. Er saß jedesmal lange am Grab, und er ist ja täglich hierhergekommen. Den Stein hatte er vor zwei Monaten bestellt, und letzte Woche noch war er in der Werkstatt, um ihn vor dem Aufstellen zu besichtigen. In der kurzen Zeit zwischen seinem letzten Besuch in Beverley Manor und der Nacht seines Todes muß er entdeckt haben, daß er noch ein zweites Kind hatte. Aber so etwas gibt's doch heutzutage nicht mehr - jedenfalls nicht im wirklichen Leben!«
    Larry hielt sich zehn Minuten beim Kommissar auf und fuhr dann in die Stadt. Diana Ward sah ihn bis sieben Uhr abends nicht mehr. Er hatte ihr zwar gesagt, daß sie nicht warten sollte -es war Samstag und die Büros schlossen um ein Uhr. Trotzdem traf Larry sie, als er zurückkam, lesend an ihrem Schreibtisch an. Er war so erfreut darüber, daß er sogar vergaß, ihr Vorwürfe zu machen.
    »Ich hab's!« rief er frohlockend.
    »Was? Den Mörder?«
    »Nein, nein - Stuarts Geschichte! Ist schon eine Antwort auf das Telegramm gekommen? Nein? Macht nichts - ich habe die Eintragung seiner Trauung gefunden! Sie fand im August 1897 in einer Kirche in Highgate statt. Und wissen Sie, was dann passiert ist?«
    »Keine Ahnung. Was denn?«
    »Sie sollen es gleich hören. Gordon Stuart, zu der Zeit noch ein junger Mann, kam besuchsweise nach England. Ich konnte feststellen, daß er vom Juni bis August im ›Cecil‹ wohnte. Der Name seiner Braut war Margaret Wilson. Er heiratete sie im August, im März 1898 kam er nochmals ins ›Cecil‹, aber allein. Im Hotel erfuhr ich, daß er zwei Tage später nach Kanada abreiste. Man führt dort nämlich ein Buch, in dem die Adressen der Besucher eingetragen werden, damit ihnen die noch eintreffende Post nachgeschickt werden kann. So gab es nicht die geringste Schwierigkeit, sein Reiseziel festzustellen. Im übrigen habe ich den Vtkar der Kirche, in der er getraut wurde, aufgesucht - und dort habe ich die interessanteste Entdeckung gemacht. - Aber ich möchte nur wissen, wer der große Mann ist, dem an der linken Hand der kleine Finger fehlt!«
    »Wieso?«
    »Er ist einen Tag vor mir beim Vikar gewesen«, brummte Larry verstimmt. »Aber nun zur Geschichte, wie sie der Vikar erlebt und wie Stuart selbst sie ihm erzählt hat! Der Vikar erinnert sich noch deutlich an die Trauung und die näheren Umstände. Er fand, Stuart wäre ein nervöser und etwas eingebildeter Mensch gewesen, der in ständiger Furcht vor seinem Vater, einem reichen Landbesitzer in Kanada, lebte. Bei einer Tasse Tee im ›Cecil‹ vertraute Stuart dem Vikar an, daß er seine Frau zurückließe und nach Kanada führe, um seinem Vater die Neuigkeit der Heirat beizubringen. Er war in großer Sorge, was sein Vater dazu sagen würde, oder vielmehr, er bezweifelte nicht im geringsten, daß er außer sich geraten würde. Der langen Rede kurzer Sinn also war, daß er tags darauf London verlassen und bei der ersten passenden Gelegenheit seinem Vater reinen Wein einschenken wollte, um dann zurückzukommen und seine Frau zu holen. Ich persönlich zweifle nicht im geringsten daran, daß Stuart seinem Vater gar nichts gestanden hat, daß er das Geheimnis seiner Heirat vielmehr ängstlich hütete und schließlich in der Sorge, daß man trotzdem dahinterkomme, jede Verbindung mit seiner Frau abgebrochen hat.«
    »Man soll Toten nichts Böses nachsagen«, meinte Diana enttäuscht, »aber anständig hat er nicht gehandelt.«
    »Es war feige«, bekräftigte Larry. »Doch muß er seiner Frau eine beträchtliche Summe zur Verfügung gestellt haben, denn als der Vikar sie wieder traf, lebte sie in guten Verhältnissen. Drei Monate später, im Juni 1898, wurde sein Kind geboren -das Kind, das er nie sehen sollte, von dem er wahrscheinlich nicht einmal etwas hörte, bis ihn, vielleicht nach Jahren, Gewissensbisse nach England trieben, um Weib und Kind aufzufinden. Vermutlich hat er sich an ein Auskunftsbüro gewandt. Das Resultat war die Entdeckung auf dem Kirchhof in Beverley Manor - das Grab seiner Frau und seiner Tochter.«
    »Wer aber ist Clarissa?« fragte Diana.
    Larry zuckte die Schultern.
    Das junge

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