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025 - Die toten Augen von London

025 - Die toten Augen von London

Titel: 025 - Die toten Augen von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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dann eilte sie hinterher. Das Poltern war jetzt auf dem untersten Treppenstück, die Tür schlug an die Wand. Als sie atemlos unten ankam, stand die Tür offen, niemand war zu sehen.
    Sie verbarg den Revolver in der Manteltasche und trat auf die Charing Cross Road hinaus. Um diese Zeit kamen selten Fußgänger vorbei. Vergeblich spähte sie nach ihrem Angreifer. Das kleine Lieferauto einer Wäscherei fuhr die Straße entlang. Die einzige Person weit und breit war ein alter, blinder Mann. Mühsam schlurfte er auf der anderen Straßenseite davon. Monoton stieß die Metallspitze seines Stocks auf das Pflaster: Tap - tap -tap ...

12
    »Wünschen Sie vielleicht einen Whisky-Soda, Sir?« fragte Sunny.
    Larry trug bequeme Hauskleidung - Schlafrock, alte Hosen, weiches Hemd - und stopfte die geliebte Pfeife mit einem Gefühl des Wohlbehagens.
    »Glauben Sie, Sunny, es gibt schlechtere Dinge als London an einem schönen Frühlingstag, wenn das Herz . . .« Es klingelte.
    »So spät noch Besuch?« wunderte sich Larry. Von Scotland Yard konnte es niemand sein, die Herren dort bedienten sich des Telefons.
    »Ich glaube, es ist jemand an der Tür«, stellte Sunny fest.
    »Großartig, wie Sie das herausgefunden haben! Los, machen Sie schon auf!«
    Er wartete, hörte draußen reden - eine Frau, doch bevor er irgendwelche Vermutungen anstellen konnte, stand Diana Ward im Zimmer. An ihrem Gesicht sah er, daß etwas vorgefallen sein mußte.
    »Was ist passiert?« fragte er rasch. »Setzen Sie sich doch, bitte. Ich wollte gerade Kaffee trinken - darf ich Ihnen eine Tasse anbieten? Sunny, bringen Sie zwei Tassen!«
    »Ja, Sir. - Wünschen Sie, daß ich ins Kino gehe?«
    »Idiot!« murmelte Larry und ärgerte sich, daß er rot wurde. »Bringen Sie den Kaffee, Sie - Sie . . .« Wütend gab er es auf, nach dem treffenden Wort zu suchen, und wandte sich Diana zu. »Was ist geschehen?«
    Ohne Umschweife erzählte sie, was ihr zugestoßen war. »Glauben Sie, daß es ein Einbrecher war, den Sie durch Ihr unerwartetes Eintreffen gestört haben?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Ich bin überzeugt, daß es ein sehr ernstgemeinter Angriff war. Als ich in meine Wohnung zurückkam, habe ich alles durchsucht. Im Wohnzimmer stand ein großer Wäschekorb.«
    »Ein Wäschekorb?«
    »Er ist mit einer dicken Polsterung ausgeschlagen, auch der Deckel ist gefüttert. Das hier habe ich im Korb gefunden.«
    Sie legte etwas Rundes auf den Tisch, das wie eine Pilotenkappe aussah, aber keine Öffnung für den Mund hatte. Larry nahm das Ding und roch daran, was überflüssig war, denn der eigenartig süßliche Geruch war ihm schon vorher aufgefallen.
    »Mit Chloroform getränkt! Es würde Sie nicht völlig besinnungslos gemacht, aber sicher für kurze Zeit betäubt haben.« Larry ging im Zimmer auf und ab. »Haben Sie noch etwas anderes bemerkt?«
    »Als ich auf die Straße kam, fuhr gerade der Lieferwagen einer Wäscherei vorbei. Besonders aufgefallen daran ist mir, daß die Aufschrift ›Wäscherei‹ dilettantisch aufgemalt und zudem fehlerhaft geschrieben war.«
    »Unverständlich ist mir, wie der Kerl Sie allein hätte wegbringen können. Es muß noch jemand im Haus gewesen sein.«
    »Dieser Mensch hatte aber eine unglaubliche Kraft. Es wäre ein leichtes für ihn gewesen, den Korb die Stufen hinuntergleiten zu lassen, und unten hätte ihm der Chauffeur geholfen, den Korb in den Lieferwagen zu heben.«
    »Warum aber hat man es auf Sie abgesehen?« fragte er verwirrt.
    »Vielleicht bin ich durch Zufall, ohne es selbst zu wissen, in etwas hineingeraten? Sicher handelt es sich um den Fall Stuart. Vielleicht weiß oder besitze ich etwas, das für die Täter gefährlich ist und das sie beseitigen möchten.«
    »Warten Sie bitte einen Augenblick, ich will mich umziehen.« Larry verschwand im Nebenzimmer.
    Sunny erschien mit einem Tablett.
    »Nehmen Sie Zucker, Miss?« fragte er feierlich. »Es gibt nämlich Damen, die keinen Zucker mögen, weil er dick macht.«
    Auf der Fahrt nach ihrer Wohnung fragte Diana amüsiert, ob Sunny immer mit allem übereinstimme, was sein Herr sage.
    »Mit allem, ohne Ausnahme«, bestätigte Larry. »Er treibt mich manchmal zur Verzweiflung. Das muß ich erst noch herausfinden, worüber Sunny eine eigene, unabhängige Meinung hat!«
    Worüber Sunny eine eigene, ganz bestimmte Ansicht besaß, sollte er eines Tages herausfinden - doch dies lag noch in weiter Ferne.
    Als sie das Haus in der Charing Cross Road erreichten, leuchtete Larry

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