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025 - Die toten Augen von London

025 - Die toten Augen von London

Titel: 025 - Die toten Augen von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Mädchen schwieg eine Zeitlang, plötzlich legte sie den Federhalter, an dem sie gekaut hatte, weg und blickte triumphierend über den Tisch.
    »Sie haben es gefunden?« fragte Larry neugierig. »Sie haben das Rätsel der Tochter Clarissa gelöst?«
    »Ich glaube, das war kein allzu schwieriges Problem. Haben Sie den Geburtsschein?«
    »Noch nicht. Wir wollen morgen versuchen, ihn aufzutreiben.«
    »Clarissa ist die andere Zwillingstochter!«
    »Zwillinge!« stammelte Larry.
    Diana lachte ihn an.
    »Das liegt doch auf der Hand. Die arme Mrs. Stuart hatte Zwillinge, einer von ihnen starb, und der andere ist Clarissa, von deren Existenz Stuart vielleicht erst einige Stunden vor seinem Tod erfuhr.«
    Larry starrte sie ehrfürchtig an.
    »Wenn Sie Chefkommissarin der städtischen Polizei sind, vergessen Sie doch bitte nicht, mich als Sekretär anzustellen!«

10
    Flimmer-Fred hatte London nicht verlassen und auch gar nicht die Absicht gehabt, wieder wegzufahren.
    Mr. Grogan lebte gern auf großem Fuß, besaß eine elegante Wohnung in der Jermyn Street, seine Unkosten waren nicht gering, seine Einkünfte allerdings auch nicht. Er hatte immer verschiedene Eisen im Feuer, und in der Regel verbrannte er sich die Finger nicht daran.
    Am Abend des Tages, an dem Larry Holt und Diana Ward die ersten Rätsel im Fall Stuart zu lösen vermochten, saß FlimmerFred allein und mißmutig in seinem prächtigen Wohnzimmer. Menschen seines Schlags, mit stets unsicheren Zukunftsaussichten, leiden an chronischer Unzufriedenheit. Hundert Pfund monatlich, zahlbar jährlich, ist sicher ein hübsches Einkommen. Aber nichts verabscheuen solche Leute mehr als Konstanz, Regelmäßigkeit und System - vielleicht weil diese Eigenschaften gerade für Vorbestrafte in enger Beziehung zum Gefängnisleben und darum in besonders unangenehmem Geruch stehen.
    Zwölfhundert Pfund jährlich ergeben in fünf Jahren die respektable Summe von sechstausend Pfund. Aber fünf Jahre sind eine lange Zeit im abenteuerlichen Leben eines Mannes wie Flimmer-Fred. Zwölfhundert Pfund gestatten nur zweimal das Maximum beim Trente-et-quarante und können in weniger als drei Minuten verloren werden.
    Dr. Judd war Sammler. Fred hatte erfahren, daß sein Haus in Chelsea eine wahre Schatzkammer von Gemälden und antiken Schmuckgegenständen war. In einer Zeitung hatte Fred gelesen, daß Dr. Judd Besitzer historischer Juwelen war, deren Wert fünfzigtausend Pfund überschritt. Nicht, daß sich Fred für Antiquitäten interessiert hätte, sein Verhältnis zu Steinen war rein arithmetischer Art. Wenn er sich mit Kostbarkeiten im Werte von - er wollte bescheiden sein - zehntausend Pfund aus dem Staube machen könnte, hätte er nicht nur sein Einkommen für acht bis neun Jahre im voraus, er müßte dann auch nicht alle zwölf Monate nach London kommen, um sich sein ›Gehalt‹ auszahlen zu lassen. Was konnte nicht alles in zwölf Monaten passieren!
    Es würde natürlich nicht leicht sein, diese Kostbarkeiten in die Hände zu bekommen. Die gewöhnlichen Methoden, sich gewaltsam Zutritt zum Haus des Doktors zu verschaffen, waren mit Freds professionellen Grundsätzen unvereinbar. Ein Brecheisen war ein Instrument, das er verabscheute, nicht zuletzt, weil seine Handhabung Mühe und Arbeit bedeutete. Es gab andere Wege. Ob der Doktor wagen würde, ihn anzuzeigen?
    Anderntags schlenderte Fred über den Piccadilly Circus, als ihm ein großer, starker Mann begegnete, der sich nach einem kurzen Blick an ihm vorbeizudrücken versuchte. Aber Fred packte ihn am Arm und hielt ihn fest.
    »Ist das nicht die liebe, alte Nummer 278? Wie geht's denn, Strauß?«
    Das Gesicht von Mr. Strauß zuckte. »Ich glaube, Sie irren sich, Sir.«
    »Laß den Blödsinn!« Fred zog ihn in die Lower Regent Street hinein.
    »Entschuldigen Sie, daß ich Sie nicht gleich erkannt habe. Ich dachte, sie wären ein - Spitzel.«
    »Noch nicht«, sagte Flimmer-Fred. »Na, wie geht's? Erinnerst du dich an den Stollen G in Portland? Und Block B?«
    Strauß war wenig beglückt, an seine Gefängniszeit erinnert zu werden. Wieder zuckte es in seinem Gesicht. »Und wie geht's Ihnen?« fragte er.
    Fred war heute ohne seinen Schmuck ausgegangen, kein Brillant blitzte an seiner Krawatte.
    »Schlecht«, schwindelte er. Kein richtiger Hochstapler gibt je zu, daß es ihm gutgeht. »Warum aber dachtest du, ich wäre ein Spitzel?«
    »Ach, ich dachte bloß so.«
    »Immer noch im alten Geschäft?« fragte Fred und bemerkte den unruhigen

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