025 - Die toten Augen von London
und ich übernahmen, war also sozusagen bankrott. Damals kamen wir zum erstenmal auf die Idee unserer späteren -hm - Operationen, als wir eine Versicherungssumme auszuzahlen hatten, zu deren Übernahme sich unser Vater nie hätte verpflichten dürfen. Die Idee unseres Planes stammt zu gleichen Teilen von David und mir. Wir setzten dann drei Monate später unseren Gedanken in die Praxis um, als wir einen Mann ertränkten, dessen Namen ich hier nicht erwähnen will. Niemand ist durch seinen Tod in Verdacht gekommen. Wir hatten ihn in unserem eigenen Geschäft versichert - eine sehr einfache Sache -, ohne daß er die geringste Ahnung davon hatte. David, der ein hervorragender Architekt und geschickter Zeichner war, unterschrieb alle notwendigen Formulare im Namen unseres Klienten. Wir hatten den Mann genau ausgesucht. Er besaß keine Freunde und stand im Ruf eines Einsiedlers und Sonderlings. Die Versicherungssumme war an einen fingierten Namen zu zahlen, unter dem mein Bruder in Schottland lebte. Er hatte dort ein möbliertes Haus gemietet, nur zu dem Zweck, die Summe dort einkassieren zu können. Wir machten dabei ein außerordentlich gutes Geschäft, hatten wir doch nichts weiter zu tun, als von den andern Gesellschaften das Geld einzuziehen. - Mein Bruder war von klein auf poetisch veranlagt und schrieb schon in Oxford zwei oder drei Stücke, die aber von den Londoner Theatern abgelehnt wurden. Natürlich waren sie noch nicht so gut wie die, die ich später im Macready-Theater zur Aufführung brachte.«
»Das Macready-Theater war doch Ihr Eigentum, nicht wahr?« fragte Larry.
»Ich habe es vor einigen Jahren einzig deshalb gekauft, um Davids Dramen auf die Bühne zu bringen. Gut - unser zweites Experiment war ein Mann namens... Nun, auch dieser Name spielt hier keine Rolle. Damals mußten wir eine ganze Weile warten, bis wir das Geld von den Rückversicherungsgesellschaften einziehen konnten. Und dabei passierte eine sehr unangenehme Sache. Ein Angestellter hatte herausgefunden, daß die Person, der das Geld ausbezahlt wurde, mein Bruder David war. Durch einen ganz lächerlichen Zufall war er dahintergekommen und fing nun an, größere Geldsummen von David zu erpressen, fürchtete dann aber doch die Konsequenzen, unterschlug einen beträchtlichen Betrag im Büro und floh damit nach Frankreich David folgte ihm und erschoß ihn in Montpellier. Dieser Teil der Geschichte ist Ihnen ja gut bekannt! Flimmer-Fred war zufällig Zeuge dieses Vorgangs und lebte danach Jahre hindurch auf meine Kosten herrlich und in Freuden - allerdings nur, weil er vorsichtig genug war, niemals eine Einladung zum Essen in meinem Hause anzunehmen.« Dr. Judd lächelte sarkastisch. »Und jetzt komme ich zur Stuart-Sache. David war, wie Sie wissen, von der Bildfläche verschwunden. Wir hatten ihm ein wunderbares Begräbnis bereitet und ...« Er zögerte.
»Und der Körper im Sarg war Lews Bruder«, vollendete Larry.
»Ganz richtig. Er war ein etwas unbequemer Mensch und -mußte eben gehen. Die Abwicklung war in der Zwischenzeit sehr vereinfacht worden. Mein Bruder hatte unser Haus gebaut, es war, mit der Todeskammer, dem Wasser, der Pumpe, den Ventilatoren, seine Schöpfung. Den Gedanken, Todds Heim aufzukaufen, hatte ich merkwürdigerweise schon etwas früher gehabt, also bevor es sich als notwendig erwies, daß David verschwinden mußte. - Ja - vermutlich hat Ihnen Mr. Grogan nicht erzählt, daß wir ihn mit allen Mitteln zu bewegen versuchten, einer Einladung ins Macready-Theater Folge zu leisten, um sich ein Stück meines Bruders anzusehen. Er rettete sich, nicht weil er übermenschlich geschickt war - er lief einfach mit der Verschlagenheit einer Ratte um die Falle herum. - Ich komme jetzt zum Fall Stuart zurück. Wir hatten unseren Plan reiflich überlegt, als Stuart in die Loge kam, wir dachten nicht daran, dort schon Gewalt anzuwenden, sondern wollten ihn einfach überreden, durch den Notausgang hinauszugehen und in den Wagen zu steigen, der draußen vor dem Theater wartete. Nebenbei gesagt, die Logen B und C wurden nie ans Publikum abgegeben. Zu unserer Überraschung befand sich Stuart in äußerst gehobener Stimmung und erzählte uns, daß er seine Tochter entdeckt hätte. Jetzt wurde uns zum erstenmal klar, daß er nicht irgendein unbedeutender Fremder, sondern ein sehr reicher Mann war. Wir brachten ihn in unser Haus, er ging freiwillig mit. Dort besprach ich mich erst einmal mit meinem Bruder David, was wir mit ihm anfangen
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