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025 - Die toten Augen von London

025 - Die toten Augen von London

Titel: 025 - Die toten Augen von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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beglücken und ernähren kannst und so weiter.«
    »Aber du mußt doch zugeben, daß es ein Unterschied ist?«
    »Nicht für mich, Larry. Außerdem ist es auch ganz gleichgültig.« Sie ging hinter ihren Schreibtisch zurück. »Du hast es mir ja versprochen.«
    »Was habe ich versprochen?«
    »Da hört doch alles auf! Du hast mir feierlich versprochen daß nichts, was auch immer passieren mag, daß nichts, hörst du unsere Heirat verhindern kann.«
    »Wußtest du es da schon? Hast du mir darum das Versprechen abgenommen?«
    »Natürlich wußte ich es. Ich fühle mich schon einige Zeit als reiche Frau und muß mich immer zusammennehmen, um nicht jedesmal ein Taxi zu nehmen, wenn ich eins sehe.«
    »Diana -«, begann er, »oder heißt es nun Clarissa?«
    »Wie du willst.«

34
    Der Mann, der sich selbst Reverend John Dearborn nannte, saß hinter verschlossenen Türen in seinem Arbeitszimmer und verbrannte planmäßig Papiere aller Art. Er hatte seine blaue Brille abgenommen und überflog mit scharfen, lebhaften Augen Manuskripte, alte Briefe, Quittungen und Notizen; er verbrannte und sortierte so lange, bis nur noch ein schmales Päckchen übrigblieb, das er bequem in seiner Tasche unterbringen konnte. Er streifte ein Gummiband darüber und legte es beiseite. Dann griff er nach einem anderen, bereitliegenden Manuskriptbündel und packte es in eine Handtasche, die neben dem Schreibtisch stand. Leise eine Melodie pfeifend zog er aus einem Schubfach noch ein gebundenes Manuskript, durchblätterte es und vertiefte sich da und dort, »Ausgezeichnet, wirklich ausgezeichnet«, murmelte er einige Male.
    Endlich, widerstrebend, klappte er den Manuskriptband zu und legte ihn mit besonderer Sorgfalt in die Tasche.
    Mit Ausnahme des alten Portiers und der Köchin, die träumend in der Küche saß, war das Haus leer. Die Hausierer hatten ihr Tagwerk noch nicht beendet.
    Als Dearborn mit Aufräumen und Packen fertig war, holte er aus seiner Rocktasche eine kurze, handschriftliche Mitteilung von Inspektor Holt, die ihm dieser einen Tag nach dem ersten Besuch in Todds Heim hatte zugehen lassen. Er nahm die Feder und malte einzelne Worte nach, die in dem Brief vorkamen. Danach verglich er Imitation und Original genau, entnahm der Schreibmappe auf dem Tisch einen Briefbogen mit Aufdruck und begann langsam, mühselig zu schreiben. Die ganze Zeit pfiff er leise weiter vor sich hin. Endlich war er mit dem Brief fertig, nahm einen Briefumschlag, adressierte ihn, löschte ab und verschloß ihn. Er steckte den Brief in die Rocktasche und stellte die Schreibmappe auf den Boden neben die Handtasche. Aus dem Wandschrank holte er verschiedene Kleidungsstücke und hängte sie über die Stuhllehne.
    Nun begann er sich umzuziehen, löste die weiße Halsbinde, legte die priesterliche Verkleidung ab. Ganz mechanisch vollzog sich die Verwandlung. In dem eleganten Anzug sah er jetzt aus wie ein gutsituierter, verwöhnter Gentleman. Er hängte die Priesterkleidung in den Wandschrank, schloß ihn ab und setzte sich wieder vor den Schreibtisch. Den Kopf in die Hände gestützt versank er in tiefes Grübeln.
    Vergeblich kämpfte er gegen ein Gefühl der Unzufriedenheit an. Alle Ausgänge wurden bewacht - die Geheimtür im Schlafsaal, der Weg über das Dach, der Kesselraum ... »Ich bin ja wahnsinnig«, sagte er aufstehend. Bedauernd blickte er auf die Handtasche und die Schreibmappe am Boden, legte langsam den Rock ab und begann sich wieder auszuziehen. Diesmal ging er nicht zum Wandschrank, sondern zu einer langen, schwarzen Truhe unter dem Fenster und entnahm ihr verschiedene Sachen, die er mit offensichtlichem Mißfallen betrachtete, »Ein jämmerlicher Clown!« sagte er verachtungsvoll zu sich selbst.
    Aber es blieb ihm nichts anderes übrig. Der blinde Jake, ja der konnte durch den Kanal kriechen, mit den geschärften Instinkten des Blinden schlich er wie eine Katze an den Posten vorbei und zwängte sich durch enge Höhlungen.
    Dearborn zog sich wieder an, verwandelte sich von neuem nahm einen Leinwandsack aus der Truhe und legte ihn auf den Tisch. Er schüttelte den Inhalt der ledernen Handtasche in den Sack und ging ins vordere Zimmer. Vorsichtig blickte er auf die Straße hinaus. Zwei Polizisten bewachten, wie er genau wußte, den Zugang zu dieser Sackgasse. Außer ihm benutzte niemand dieses Vorderzimmer, in dem er alte Möbel, Rechnungsbücher und allerlei Gerümpel aufbewahrte. Der große Vorteil dieses Zimmers war, daß es eine Fenstertür

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