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025 - Die toten Augen von London

025 - Die toten Augen von London

Titel: 025 - Die toten Augen von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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der regungslose Körper einer Frau. Larry hob sie auf und trug sie unter die einzige schmale Fensterluke, durch die ein wenig Licht einfiel.
    Die Frau war etwa fünfzig Jahre alt, grauhaarig, unvorstellbar schmutzig, das Gesicht beinah schwarz, auf dem mageren Hals konnte man die Würgespuren erkennen. Der blinde Jake ... »Schnell etwas Wasser, Harvey! Der Wasserhahn ist in der Ecke. - Sie lebt noch - es ist die Aufwärterin!«
    Während er sich um die Unglückliche bemühte, durchsuchte Harvey die Garage und fand ein Beil. In wenigen Minuten war das Schloß zertrümmert und die Tür offen.
    »Da - nehmen Sie meinen Revolver, Harvey! Bis jetzt hat er mir nicht viel geholfen. Wenn Sie das dicke Scheusal zu Gesicht bekommen - schießen Sie! Schießen Sie sofort, ohne sich mit ihm in irgend was einzulassen. Denken Sie bloß nicht, daß Sie mit Ihrem Knüppel etwas ausrichten könnten!«
    Aber der blinde Jake war verschwunden.
    Die Frau begann jetzt allmählich einige Lebenszeichen von sich zu geben. Larry hatte sie an die frische Luft geschleppt und netzte ihr Hals und Nacken mit Wasser. Ihre Augenlider zuckten, öffneten sich, mit einem Schrei fuhr sie hoch.
    »Wo ist Miss Clarissa?« rief sie heiser.
    »Das wollte ich Sie fragen«, antwortete Larry.
    Harvey telefonierte nach einem Taxi, dann trugen sie die Frau durch den geheimen Eingang in den Pumpenraum und von da aus die enge Treppe hinauf in den Prunksalon. Dort legten sie sie auf einen der Teppiche, die ein Vermögen wert waren. Das Schicksal dieser Frau, die ins Räderwerk dieser schmutzigen Mordaffäre geraten war, nur weil sie Stuart gekannt hatte, ging Larry nahe.
    Strauß, der Exsträfling und Haushofmeister, wartete nervös in der Vorhalle.
    »Sie sind doch nicht an der Geschichte hier beteiligt?« fragte ihn Larry.
    »Nein, Sir«, antwortete er zitternd. »Als Sie kamen, dachte ich, mein Herr hätte nach Ihnen geschickt, weil - weil ich verschiedene Kleinigkeiten . . .«
    »Manschettenknöpfe, schwarz emailliert mit Diamanten, nicht wahr? Wieviel Paar solcher Knöpfe hat er eigentlich gehabt?«
    »Zwei Paar, Sir. Er fragte mich damals gleich, was ich damit angefangen habe, und ich mußte es ihm erzählen. Ich hatte sie ja gar nicht gestohlen - er hat sie mir sozusagen geschenkt, weil drei Diamanten fehlten.«
    »Zerbrechen Sie sich darüber nicht den Kopf, Strauß«, entgegnete Larry. »Er hat sie ja längst wieder.«
    Eine Menge Neugieriger sammelte sich auf dem Gehsteig vor dem Haus an, um dem Schauspiel beizuwohnen, wie zwei Männer, offensichtlich Angestellte der Gasgesellschaft, eine zerlumpte, schmutzstarrende Frau die Stufen hinab ins Taxi trugen.
    Unterwegs kam sie wieder ganz zu sich. Heftig zitternd blickte sie von einem Begleiter zum ändern.
    »Sie sind jetzt in Sicherheit, Emma«, sagte Larry freundlich.
    »Emma? Kennen Sie mich, Sir?«
    »Ja, ich kenne Sie schon recht gut.«
    »Bin ich wirklich in Sicherheit? Oh, Gott sei Dank! Sie haben keine Ahnung, was ich alles habe durchmachen müssen. Keine Ahnung ... «
    »Ich kann es mir denken.«
    »Wohin wollen Sie sie bringen?« fragte Harvey leise. »Ich habe nicht gehört, was Sie dem Chauffeur sagten.«
    Zu Harveys sichtlicher Überraschung antwortete Larry:
    »Ich nehme sie in meine Wohnung. Ich kann ja nicht alle Spitäler mit den Zeugen des Falles Stuart anfüllen. Übrigens ist die Frau nicht krank, sie ist nur todmüde und halb verhungert.« »Das stimmt«, fiel Emma eifrig ein. »Ich weiß, ich muß furchtbar aussehen, aber in dieser ganzen Zeit konnte ich mich überhaupt nie waschen. Sie haben mich in einem dunklen Rohr im Keller eingesperrt, das voll Steinen und Dreck war, in dem man nur kriechen konnte, und ich bin fast umgekommen, einmal mußten sie einen Doktor holen. Ich hab' dem fürchterlichen Blinden immerzu gesagt, sie sollten mich zu Mr. Stuart bringen, er würde ihnen viel Geld geben. Als ich heiratete, schenkte er mir einen wunderschönen Trauring. Ich hatte doch seine arme Frau und seine Kinder gepflegt. Und als ich ihn auf einmal wiedersah, wäre ich beinah umgefallen vor Überraschung. Er versprach mir tausend Pfund - vorher hatte er ja nicht gewußt, daß es Zwillinge waren, und geglaubt, sein einziges Kind wäre gestorben. Ich bin nicht immer Aufwartefrau gewesen, ich habe die kleine Clarissa großgezogen, wie eine feine Dame erzogen-«
    »Clarissa Stuart?«
    »Ja, Sir. Ich nannte sie ... Wenn ich sie doch noch einmal sehen könnte!«
    »Wie nannten Sie sie? War Clarissa

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