025 - Die toten Augen von London
nicht ihr richtiger Name?« »Doch, Sir. Clarissa Diana - aber ich sagte immer Diana.« Larry zuckte zurück, als hätte er einen elektrischen Schlag bekommen.
»Wie heißen Sie?«
»Emma Ward, Sir. Ich habe das Mädchen Diana Ward genannt, aber ihr wirklicher Name ist Clarissa Diana Stuart, und ihr Vater ist jetzt in London.«
»Clarissa Diana Stuart!« wiederholte Larry. »Dann also ist Diana die Erbin, der Stuart sein Vermögen vermacht hat. Diana. ist Clarissa - meine Diana!«
33
Noch bevor der Wagen die Wohnung erreichte, hatte Emma Ward so ziemlich alles, was es zu berichten gab, erzählt.
Sie war es gewesen, die versäumte, die Geburt von Diana und ihrer Zwillingsschwester eintragen zu lassen. Merkwürdig genug, daß diese Unterlassung ihr das Leben gerettet hatte. Von Stuart selbst noch erfuhren die Mörder, daß er seiner Tochter ein bedeutendes Vermögen hinterlassen würde, und sie zögerten keinen Augenblick, sich des einzigen Zeugen zu bemächtigen, der die Umstände und Rechtmäßigkeit von Dianas Geburt beweisen konnte.
Noch nie hatte sich Larry für einen guten Einfall so beglückwünscht wie jetzt dafür, eine Anstandsdame für Diana engagiert zu haben. Schon einmal war die Pflegerin sehr nützlich gewesen, und auch jetzt nahm sie die unglückliche Frau in ihre Obhut, die Larry Holt, zum Mißfallen der Nachbarschaft, in die Wohnung brachte. Eine Stunde später - Wasser, Seife und frische Handtücher hatten Wunder bewirkt - betrat eine einfach und sauber gekleidete Frau, die sich überall sehen lassen konnte, das Wohnzimmer.
»Ich gehe jetzt, um Miss - Miss Stuart zu holen«, kündigte Larry, über den neuen Namen stolpernd, an.
»Wissen Sie, wo sie ist?« fuhr Emma Ward auf.
»O ja, sehr gut. Sie arbeitet mit mir seit...« Beinah hätte er ›seit Jahren‹ gesagt, als ihm einfiel, daß ›Wochen‹ hier angepaßter war. Noch dazu sehr wenige Wochen ...
Erst hatte er daran gedacht, ihr die Neuigkeit telefonisch mitzuteilen, aber aus einem Gefühl der Scheu und der Rücksichtnahme zog er den längeren Weg vor. Und dann gab es noch viele andere Dinge, die er ihr sagen mußte. Auf dem Weg zum Präsidium überdachte er noch einmal alles. Der Fall Stuart stand vor dem Abschluß. Lob, Auszeichnung, die fällige Rangerhöhung standen bevor. Wieviel von diesen Erfolgen verdankte er in Wirklichkeit Diana! Nur diese letzte Entdeckung nahm er eifersüchtig für sich in Anspruch, um wenigstens mit einem Pluspunkt seine männliche Eitelkeit zu beschwichtigen.
Das Ende des Falles Stuart! Das Ende seiner Hoffnungen? Er stand vor der Tür des Zimmers 47 und wagte nicht, die Klinke niederzudrücken. Als er eintrat, lachte Diana ihn an.
»Ich habe über eine Stunde auf dich gewartet!«
»Allmächtiger - wir wollten ja zusammen essen!«
»Ja. Was hast du?«
»Ich bin der größte Egoist, den man sich denken kann. Ich habe die beste Nachricht für dich und bin trotzdem furchtbar enttäuscht.«
»Du hast Emma gefunden!« Sie sprang auf.
»Ja. Ich habe Emma Ward gefunden. Und - Clarissa Stuart.«
Sie sah ihn prüfend an.
»Larry, ich weiß alles - schon seit dem Tag, als ich in der Pension am Nottingham Palace ohnmächtig wurde. Erinnerst du dich?«
»Natürlich erinnere ich mich, aber wieso ...«
»Wieso! Ich wußte doch, daß es Tante Emmas Ring war. Ich habe immer ›Tante‹ zu ihr gesagt, obwohl sie nicht meine Tante ist. Und da wurde mir klar, wer Gordon Stuart wirklich war. Der Trauring - um nichts in der Welt hätte sie ihn freiwillig aufgegeben. Mein Vater hatte ihn ihr gegeben. Oft hat sie mir erzählt, wie sie sich verheiratete, als sie noch in den Diensten meiner Mutter war, und daß er ihr bei dieser Gelegenheit den ungewöhnlichen Ring als Anerkennung schenkte.«
»Du wußtest das?« wunderte er sich. »Aber warum hast du mir davon nie etwas gesagt?«
»Du hast mir auch kein Wort davon gesagt, daß du nicht nach Hampstead, sondern nach Chelsea gegangen bist!« »Das weißt du auch? Blieb bei diesem verdamm ... hm -verwünschten Fall nicht etwas übrig, das ich allein geschafft habe?«
»Du hast doch mich bekommen. Ist das nichts?« fragte sie spöttisch.
»Diana, ich muß ernsthaft mit dir sprechen. Es handelt sich...«
»Ich weiß schon, was du sagen willst«, unterbrach sie ihn. »Du kannst keine reiche Frau heiraten, weil du fürchtest, sie könnte es später bereuen oder es dich fühlen lassen. Viel lieber würdest du ein armes Mädchen heiraten, das du mit deinem Geld
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