025 - New York, New York!
pulverisieren.
»Ist es wahr?«, fragte Colomb, der neben ihn getreten war.
»Haben sie wirklich ein Stück der Sonne eingefangen?« Matt nickte.
»So könnte man es auch nennen.« Er drehte sich zum Maa'or um.
»Wie wollt ihr die… äh… Sonne aus der Kapsel befreien?«
»Das ist die Aufgabe des Wächters. Er…«
»Was soll das?«, unterbrach ihn ein wütender Ruf. »Wer hat diese Fremden hierher gebracht?!«
Ein großer, ungemein hagerer Mann löste sich aus den Schatten hinter dem Altar und ging auf die kleine Gruppe zu. Er hatte kurze blonde Haare, die wirr von seinem Kopf abstanden. Seine Augen wirkten hinter den dicken Brillengläsern riesenhaft groß und zwinkerten ununterbrochen. Er trug eine Art Mönchskutte, die um seinen dürren Körper schlackerte. Der Maa'or hob beschwichtigend die Hand. »Sie gehören zu mir, Tek. Es sind Reisende aus dem fernen Euree, die sich das Sonnenkorn ansehen möchten.«
»Euree, das sagenhafte Land hinter den Wogen?«, sagte Tek abwertend. »Da sollen doch nur Barbaren leben. Sie können sich das Sonnenkorn vielleicht ansehen, aber verstehen werden sie es nicht.«
»Aber du verstehst es?«, mischte sich Matt ein, während Colomb zum zweiten Mal an diesem Tag seine Hand auf den Degen legte.
Tek blinzelte ihn an. »Natürlich verstehe ich es. Schließlich bin ich der Wächter.«
»Dann weißt du also, wie man das Sonnenkorn öffnet?«
Der Wächter fuhr sich mit allen zehn Fingern durch die Haare. »Man öffnet es nicht«, sagte er dann so deutlich, als würde er mit einem Kind sprechen. »Man detoniert es. Wudan selbst hat auf dem Korn eine klare Anweisung hinterlassen, wie das zu geschehen hat.« In seinen Augen blitzte es. »Aber dafür muss man natürlich lesen können.«
»Ich kann lesen!«, protestierte Colomb wütend.
Verdammt, dachte Matt. Anscheinend hatten die Nuu'orks ausgerechnet einen Sprengkopf entdeckt, der noch vor den Religionskriegen hergestellt worden war.
Bis 2002 waren Sprengköpfe für den Fall einer manuellen Zündung mit einer eingestanzten Bedienungsanleitung auf der Außenseite versehen worden. Erst eine Eingabe im Kongress hatte das Pentagon dazu bewegen, diese potentiell katastrophale Sicherheitslücke zu schließen. Leider zu spät…
Matt wandte sich an den Bürgermeister. »Maa'or, dieses Sonnenkorn ist nicht das, wofür Ihr es haltet. Auf meinen Reisen habe ich so etwas schon einmal gesehen. Wenn Ihr es öffnen lasst, werden viele Menschen sterben.«
Im Hintergrund lachte Tek. »Alberner Barbaren-Aberglaube.«
»Kapitaan, Lytnant«, sagte der Maa'or diplomatisch. »Ich bin sicher, dass ihr keine bösen Absichten hinter euren Worten verbergt. Ihr versteht das Sonnenkorn nicht, deshalb macht es euch Angst.«
Matt wollte protestieren, aber der Schwarze ließ ihn nicht zu Wort kommen. Seine Stimme gewann an Schärfe. »Zu eurer eigenen Sicherheit möchte ich euch jedoch bitten, so etwas nie wieder zu sagen. Wir alle haben lange auf diesen Tag gewartet, und ein paar Bar… Fremde wie ihr sollten keinen Schatten darauf werfen. Haben wir uns verstanden?«
Es hatte keinen Sinn die Diskussion fortzusetzen. Mit jedem, weiteren Wort hätte Matt sich und Colomb nur in Gefahr oder hinter Gitter gebracht.
»Ja, Maa'or«, murmelte er deshalb zähneknirschend.
Teks meckerndes Lachen folgte ihm bis zur Tür.
***
»Ich hätte ihn töten sollen. Diese dürre Missgeburt! Wie kann er es wagen, mich so zu beleidigen?«
Den ganzen Weg von der Kathedrale bis zum Hafen erging sich Colomb in wüsten Beschimpfungen. Er akzeptierte die Drohung des Maa'ors als ehrenhaft, aber Teks arrogante Äußerungen brachten ihn an den Rand eines Wutanfalls.
»Erinnere mich daran, dass ich die Duellbestimmungen dieser Stadt erfrage, Maddrax«, sagte der Kapitaan, als sie die Hafenmauer erreichten und auf die Santanna zugingen. »Ich will das Blut dieses Taratzenarschs auf meiner Klinge sehen…« Er stutzte. »Was ist denn da los?«
Matt, der Colombs Hasstiraden ausgeblendet hatte, um über den Sprengkopf nachdenken zu können, sah auf.
Die Santanna lag ruhig auf dem Eis. Eine davor gehisste Flagge signalisierte, dass das Schiff ordnungsgemäß abgefertigt worden war. Nur von den beiden Wachen, die Pieroo eigentlich an der Reling hätte aufstellen müssen, war nichts zu sehen.
Matt beschlich ein ungutes Gefühl. Etwas stimmte nicht an Bord. Colomb teilte diese Ansicht anscheinend, denn er zog seinen Degen hervor und lief los.
Zwei Soldaten, die an einer
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