0250 - Pandoras Botschaft
Tote war durch die Garbe aus einer MPi umgebracht worden. Zudem hatte sein Mörder die Silberkugeln höchstwahrscheinlich gestohlen. Und wer schoß mit einer Maschinenpistole, die auch mit geweihten Kugeln geladen werden konnte? Eigentlich nur eine. Lady X!
Ich dachte daran, aber Suko, der die gleichen Gedankengänge verfolgte wie ich, sprach den Namen aus.
»Ja, es war die Scott«, flüsterte ich und ballte die rechte Hand zur Faust. »Verdammt, daß ich daran auch nicht gedacht habe. Wir hätten es ja ahnen müssen. Die Kugeln halten schließlich nicht ewig, und selbst kann sie keine geweihten Geschosse herstellen.«
»Du kannst nicht an alles denken, John«, versuchte Suko mich zu beruhigen, dem ich wohl leid tat, weil ich meine Hände vor dem Gesicht verschränkt hielt und gebeugt auf dem Stuhl hockte.
»Nein, nein, ich habe da einen schweren Fehler gemacht.«
»Und jetzt?«
Ich hob die Schultern. »Wir werden wohl nach Schottland fahren müssen.«
»Wolltest du da nicht sowieso hin?«
Ich nickte. »Aber in eine andere Gegend.«
»Was ist wichtiger?«
Ich überlegte. »Glaubst du denn, daß sich Lady X noch in der Nähe des Klosters aufhält?«
»Möglich.«
»Richtig. Aber nicht sicher. Was sollte sie dort? Sie hat doch jetzt, was sie braucht.«
»Trotzdem würde ich an deiner Stelle mit dem Pater reden. Es ist besser, und vielleicht finden wir noch Spuren von Lady X oder ihren widerlichen Monstern.« Da hatte Suko nicht unrecht. Wir mußten uns entscheiden, ob wir nun ins Kloster hochfuhren oder nach Billings, wo die seltsame Krankheit aufgetaucht war.
Darüber redeten wir, bis Glenda Perlons eine gute Idee hatte.
»Weshalb teilt ihr euch die Arbeit nicht?«
Beide waren wir ein wenig begriffsstutzig, denn wir fragten wie aus einem Mund: »Wieso?«
»Einer von euch fährt hoch zum Kloster, der andere versucht es in Billings. Das wäre immerhin eine Möglichkeit.«
Ich schlug auf den Schreibtisch und stand gleichzeitig auf. »Mädchen, das ist nicht nur irgendeine Möglichkeit, sondern eine verdammt gute zudem. So machen wir es auch. Frage ist: Wer fährt nach Billings, und wer besucht das Kloster?«
»Du, John.«
»Das Kloster?«
Suko nickte. »Sicher, die Silberkugeln sind ja für dich bestimmt gewesen, obwohl ich auch etwas davon habe. Aber Adressat bist du nun mal. Tut mir leid.«
»Dann werde ich dem Pater einen Besuch abstatten«, erwiderte ich ergeben und schaute zu, wie Suko eine Karte von Schottland hervorholte, sie ausbreitete und sich darüberbeugte. Plötzlich lachte er auf, hob den Kopf und schaute uns an. »Wißt ihr was, Freunde?«
»Nein, du hast es uns noch nicht gesagt.«
»Das werde ich jetzt tun. Billings und das Kloster liegen gar nicht mal so weit auseinander. Man kann hinspucken.«
»Aber nur auf der Karte.«
»Sei doch nicht so pingelig!« Der Inspektor grinste. »Wie heißt die Devise? Getrennt marschieren, aber vereint zuschlagen…«
***
Nicht Lady X hatte das Magazin mit Kugeln gefüllt, sondern der Unhold Xorron. Er konnte dies ohne weiteres bewerkstelligen, denn es gab wohl kaum etwas, das er fürchtete. Ebenso schwer war es, eine Waffe zu finden, die tödlich für ihn war. Xorron war bereits jetzt eine schreckliche Legende.
Er hatte nicht einmal direkt ein monsterhaftes Aussehen. Man konnte ihn mit einem Menschen vergleichen, der einen milchigen Anstrich erhalten hatte. So sah die Haut von Xorron aus. Dabei hatte er eine menschliche Gestalt aufzuweisen. Da jedoch endeten die Zugeständnisse an die Menschheit. Aus welch einem Material die Haut bestand, wußte niemand zu sagen. Sie galt jedoch als unzerstörbar, obwohl sie leicht durchsichtig war, denn hinter dieser milchig-weißen Haut, da schimmerten grünlich die Knochen eines Skeletts. Wissenschaftler hatten es nie untersucht, und so konnte auch keiner sagen, ob es sich bei diesen Knochen um menschliche handelte. Zudem war das nicht das Problem, sondern Xorron und sein roboterhafter Killerinstinkt. Hinzu kam der blinde Gehorsam dem Chef oder Leiter gegenüber, und Xorron führte immer das durch, was man ihm auftrug. Unterschiede kannte und machte er dabei nicht. Xorron war eine Bestie!
Dieser Ausdruck paßte wohl am ehesten zu ihm. Er kannte keine Gefühle, weder menschliche noch nichtmenschliche, und in seinem glatten Gesicht war auch nichts abzulesen. Eine Kopfform nebst Gesicht, das an ein großes Ei erinnerte, wobei auf das Ei fünf Schlitze aufgemalt worden waren. Zwei für die Augen, zwei für
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