0250 - Pandoras Botschaft
vorn.
»Nun?« höhnte Pandora aus dem Würfel.
»Ich will dir nicht glauben!«
»Du solltest es tun. In deinem Interesse. Wenn ich dir Beweise liefern soll, bist du verloren.« Lady X überlegte. Sie blieb normalerweise ziemlich gelassen, was vielleicht mit ihrem Vampirdasein zusammenhing. Wenn es jedoch um Macht und deren Ansprüche ging, dann wurde sie sauer und reagierte wütend. Macht war der wichtigste Faktor überhaupt, und den wollte sie sich nicht aus den Händen reißen lassen. Auch nicht von Pandora!
»Der Würfel gehört mir«, erklärte Lady X mit zischender Stimme. »Ich werde ihn nicht hergeben!«
Pandora lachte. »Was weißt du denn? Du hast ihn übernommen, in Verwahrung gehalten, doch seine wahren Besitzer sind ganz andere.«
»Wer? Du?«
»Unter anderem.«
Lady X schüttelte den Kopf. Dann übermannte sie die Wut, und sie schleuderte den Würfel zu Boden. »Er taugt nichts mehr!« schrie sie. »Du kannst ihn haben!«
Demonstrativ ging sie einen Schritt zurück, um zu beweisen, daß ihr nichts mehr an dem Würfel lag.
Das allerdings war ein Irrtum. Ihr lag sehr wohl an dieser gefährlichen Waffe, denn der Würfel galt für sie als die Basis der Macht. Ihn konnte sie manipulieren, durch ihn zwang sie andere Gegner in die Knie, und wenn sie jetzt aufgab, dann nur zum Schein. Sie dachte nicht wirklich daran, sich zurückzuziehen. Niemals!
»Nimm ihn auf!« befahl Pandora, und dieser Befehl galt Xorron, dem Herrn der Ghouls und Zombies.
»Du läßt ihn liegen!« peitschte die Stimme der Scott.
Die erste Machtprobe bahnte sich an. Lady X war gespannt, wie Xorron sich entscheiden würde. Bisher hatte er ihr treu zur Seite gestanden, hatte jeden ihrer Befehle ausgeführt. Nun aber griff eine andere ein, jemand, der ebenfalls mit Xorron zu tun gehabt hatte - und dies weit vor ihrer Zeit.
Konnte Xorron sich noch erinnern?
Langsam, sehr langsam drehte er sich um. Er schaute auf den Würfel, der von einem schräg im Boden steckenden Stein aufgehalten worden war. Dann wechselte sein Blick, und er sah Lady X voll ins Gesicht.
»Komm her, Xorron!« flüsterte die Vampirin.
Die Spannung hatte sich verdichtet. Fast greifbar stand sie zwischen ihnen. Zu Fäusten hatte die Scott ihre Hände geballt.
Die Augen funkelten, in den Pupillen stand der Wille zu lesen, jetzt erst recht nicht aufzugeben, sondern es bis zum Ende durchzufechten.
Nur einen Sieger konnte es geben. Und der wollte Lady X sein.
Xorron bewegte sein rechtes Bein. Durch seinen Körper ging ein gewaltiger Ruck. Gleichzeitig schüttelte der Unhold den Kopf, als er Lady X anschaute, und da wußte die Untote, daß ihr Helfer sich gegen sie entschieden hatte. Im nächsten Augenblick erhielt sie den Beweis, denn Xorron bückte sich, öffnete seine Hände, so daß aus ihnen Greifwerkzeuge wurden, und er faßte nach dem Würfel. Mit einer Hand hob er ihn hoch.
Lady X schüttelte sich. Es war die Enttäuschung, die durch ihren Körper rann, denn für sie brach in diesen Augenblicken eine Welt zusammen. Xorron hatte sich von ihr gelöst und sich auf die Seite der Pandora gestellt. Es war etwas eingetreten, das sie nie für möglich gehalten hatte, denn nach Dr. Tods Vernichtung hatte Xorron ihr immer treu zur Seite gestanden. Und nun dies!
Was verband ihn mit Pandora? Weshalb gehorchte er ihr und nicht der Führerin der Mordliga? Das Gesicht der Untoten verzerrte sich. Angst, Haß und Staunen waren auf ihren Zügen zu lesen. Aus brennenden Augen schaute sie zu, wie sich Xorron erhob und den Würfel in einer Hand hielt. Auf seinen Flächen erschien das Gesicht von Pandora. Sie hatte von dem Würfel Besitz ergriffen. Wo der Betrachter auch stand, er konnte sie immer sehen, und Xorron hatte eine neue Herrin.
Das Lachen von Pandora ging Lady X unter die Haut. Sie schüttelte sich, denn sie erlebte, daß sie als Vampirin fertiggemacht wurde. Von einem anderen Dämon, von einer sagenhaften Gestalt, die es eigentlich nicht geben durfte.
»Du siehst, er gehorcht mir«, erklärte Pandora mit ruhiger Stimme. »Du bist ein Nichts, ein Dämon der neuen Zeit vielleicht. Dabei hast du nur vergessen, daß die Dämonen der alten Zeit wesentlich mächtiger gewesen sind. Heute kommt ihr gegen die Magie von damals nicht an. Du hättest an meiner Seite kämpfen sollen, aber das ist dir nicht eingefallen und wird dir wohl auch nicht in den Sinn kommen. Deshalb sehe ich dich als eine Feindin an und werde dementsprechend handeln. Seine erste Prüfung hat Xorron
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