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0250 - Pandoras Botschaft

0250 - Pandoras Botschaft

Titel: 0250 - Pandoras Botschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Einwohner waren bleich und mit grauen Flecken versehen.
    Von Suko nahm man keine Notiz. Man ließ ihn links liegen, und dem Chinesen fiel zudem noch auf, daß die Menschen kaum miteinander sprachen. Er mußte zu Dr. McGovern. Die Adresse wußte er nicht. Weit brauchte er sicherlich nicht zu laufen, denn die Ortschaft war überschaubar. Der Chinese trat einem Jungen in den Weg. Der Knabe stoppte auch und schaute zu dem Erwachsenen hoch. Suko erschrak, denn er sah in dem Gesicht des vielleicht elfjährigen Kindes dieselben Symptome wie bei den Erwachsenen. Anmerken ließ Suko sich nichts, setzte sein bestes Lächeln auf und fragte nach Dr. McGovern.
    Der Junge nickte und legte die Stirn in Falten, als müßte er erst überlegen. Schließlich hob er den Arm, deutete mit dem Daumen hinter sich und sprach dabei: »Die erste Straße rechts müssen Sie rein, Mister. Da ist dann das Haus.«
    »Woran kann ich es erkennen?«
    »An dem Schild.«
    »Danke sehr.«
    Der Junge nickte, setzte seine Mütze gerade, ließ die Hände in den Hosentaschen verschwinden und schritt davon. Kinder, die so reagierten, hatte Suko noch nie erlebt. Der Junge sah aus, als würde er gleich auf der Straße einschlafen. Das war dem Chinesen nicht geheuer. Die Ortschaft konnte man mit dem Begriff verträumt umschreiben. Suko sah alte Häuser, aus deren Schornsteinen dünne Rauchfahnen quollen. Die Gehsteige waren mit Kopfsteinpflaster versehen, ein Teil der Straßen ebenfalls. Autos gab es nicht sehr viele, so daß noch genügend Parkplätze vorhanden waren.
    Suko schritt um die Ecke und gelangte in eine Gasse. Er schaute an den Hausfronten hoch und sah das Glänzen eines Messingschilds.
    Da mußte der Arzt seine Praxis haben. Suko brauchte nur wenige Schritte zu gehen, als er vor dem alten, etwas schief gebauten Haus stehenblieb. Die Tür war nicht verschlossen. Ein großer Mensch mußte den Kopf einziehen, wenn er hindurchschreiten wollte, und Suko gelangte direkt in ein Wartezimmer, wo einige Stühle in einem großen Halbkreis standen. In der Mitte sah er einen runden Tisch. Auf ihm lagen Illustrierte vom vergangenen Monat Patienten sah er nicht.
    Bis auf ihn war das Wartezimmer leer. Außer der Eingangstür zweigten noch zwei weitere ab, auf denen Suko Schilder entdeckte. Bevor er dazu kam, eine Tür aufzustoßen, wurde sie von innen geöffnet, und eine Frau stand auf der Schwelle. Sie erschrak, als sie den Chinesen so dicht vor sich stehen sah, und preßte ihre Hand dorthin, wo unter der Brust das Herz schlug.
    »Meine Güte, haben Sie mich erschreckt!« Die Frau war etwa 40 Jahre alt und hatte dunkles Haar, das erste graue Fäden zeigte. »Was wollen Sie?« fragte sie nun.
    »Ich möchte zu Dr. McGovern.«
    »Mein Bruder behandelt nicht mehr. Er ist selbst krank.«
    »Wie auch die anderen?« Die Frau schluckte.
    »Ja.«
    »Aber Sie sind es nicht?«
    »Nein. Ich bin erst heute eingetroffen. Ich komme aus Manchester, heiße ebenfalls McGovern und arbeite normalerweise als Krankenschwester in einer Privatklinik. Fred rief mich um Hilfe. Was ich hier erlebt habe, widerspricht jeglicher Erfahrung.«
    »Ich bin zwar kein Fachmann«, erwiderte Suko, »aber so wie Sie sehe ich es auch.«
    »Was sollen wir denn tun? Woher kommen Sie, Mister…?«
    Suko nannte seinen Namen und fügte auch den Beruf hinzu.
    »Von der Polizei sind Sie?«
    »Ja, und ich komme aus London.«
    »Dann hat Sie bestimmt der Freund meines Bruders geschickt. Er ist Polizeiarzt.«
    »Richtig.«
    Die Frau schüttelte den Kopf und hob dabei noch die Schultern. »Ich will Ihnen ja nicht zu nahetreten, Mr. Suko, aber ich glaube nicht, daß Polizisten hier etwas erreichen können. Es ist einfach unerklärlich, widerspricht den üblichen Krankheitsbildern, doch ich habe das Gefühl, daß eine Seuche die Menschen hier befallen hat.«
    »Seuche, vielleicht. Können Sie sich da konkreter ausdrücken, Miß McGovern?«
    Die Krankenschwester schaute sich verschwörerisch um, ob auch nur keiner in der Nähe war, wenn sie ihre Antwort formulierte. »Wissen Sie, Mister, es kann die Pest sein!«
    Mit einer ähnlichen Erklärung hatte der Chinese gerechnet. Die Pest! Ein grausames Wort. Eine Krankheit, die im ausgehenden Mittelalter Hunderttausende dahingerafft hatte. Heute hatte man die Krankheit im Griff. »Sind Sie sich da sicher?«
    »Ja, Mr. Suko. Ich bin mir sicher.«
    »Ich glaube nicht daran.«
    »Wieso?«
    Suko lächelte. »Nun ja, eine Art Pest ist es schon, aber keine normale, wenn Sie

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