0251 - Der Erbe des Bösen
alle Winde zerstreut worden sind«, brummte der Colonel. »Wir hätten Funkgeräte mitnehmen sollen.«
»Haben wir«, versicherte Bill.
»Und?«
»Sind mit dem Spider verglüht. Würden uns hier außerdem nicht viel nützen. Walkie-Talkies… Zu geringe Reichweite.« Bill sprach abgehackt, um Kraft zu sparen. »Der Dschungel stört den Empfang. Wäre eine Hochantenne nötig.«
»Wer weiß«, knurrte Odinsson. »Vielleicht sind die anderen nur ein paar hundert Meter entfernt. Dieser dicke Bewuchs schluckt die Geräusche wohl.«
»Da ist noch etwas«, sagte Bill. »Vorhin konnten die beiden Druiden helfend eingreifen. Wenn jetzt wieder eine Falle zuschnappt, sind wir auf uns allein gestellt. Sind Sie bewaffnet, Balder?«
»Ich benötige keine Waffe«, sagte der Agent.
Bill murmelte eine Verwünschung. »Ich habe nicht einmal ein Messer bei mir.«
»Na dann… Gute Nacht«, brummte Odinsson. »Schlagen Sie etwas vor, Bill.«
»Wir müssen versuchen, aus dem Dschungel herauszukommen«, sagte Bill. »Das kann allerdings Tage dauern, je nachdem, wie ausgedehnt er ist und an welcher Stelle wir uns befinden.« Er deutete nach oben. »Wir sollten bei der Fortbewegung die nächsthöhere Etage benutzen.«
Odinsson nickte. »Die Lianen, nicht wahr?« brummte er. »Damit kommen wir schneller vorwärts.«
»Und wir haben oben eher die Möglichkeit, etwas zu sehen«, sagte Bill. Er rieb sich den Schweiß von der Stirn. Hier unten herrschte ein seltsames Dämmerlicht. Das Laubdach der Baumriesen überdeckte alles und machte aus den unteren Regionen ein Treibhaus.
»Also, hinauf«, grinste der Agent und musterte einen vor ihm aufragenden Baumriesen. »Fragt sich nur, wie. Hm…«
Er suchte den Baum nach einer Möglichkeit ab hinaufzuklimmen. Bill sah sofort, daß es hier nicht möglich war. Odinsson mochte ein weitdenkender Mann sein, der die kühnsten und verzwicktesten Pläne ausarbeitete. Er mochte ein stahlharter Kämpfer sein. Aber er schien keine große Dschungelerfahrung zu haben. Bill dagegen war schon öfters in ähnlichen Gegenden gewesen und dachte völlig anders.
Er suchte nach anderen Bäumen und tragfähigen, starken Büschen oder nach Lianen, die möglichst tief herabhingen.
Dabei hörte er etwas. Ein seltsames Rascheln und Schaben, das näher kam und lauter wurde. Es war ein Geräusch, das er in dieser Lautstärke nicht kannte. Und es kam in breiter Front heran.
Mißtrauisch sah er in die Richtung, aus der es nahte.
Er erstarrte.
Dunkle, große Körper schoben sich durch das Dickicht, fraßen und bissen und schufen sich ihre Bahn. Es mußten Hunderte, vielleicht Tausende sein.
Jeder einzelne dieser Körper war so groß wie ein Kaninchen.
»Raubameisen«, flüsterte Bill entsetzt.
***
Raffael wehrte sich nicht, als die Skelettkrieger nach ihm griffen und ihm die Arme auf den Rücken zwangen. Was hätte er auch tun sollen? Er war ein alter Mann und kam bei weitem nicht an die Kräfte seiner Bezwinger heran.
»Sie hätten es nicht tun sollen, verdammt«, murmelte Inspektor Kerr verzweifelt. »Jetzt ist alles aus!«
Leonardo lachte leise.
»Zamorra wird schon etwas einfallen«, sagte Raffael tonlos. »Er wird diesen Bastard in die Hölle zurückzwingen, in die er gehört.«
Leonardo trat auf ihn zu. Dicht vor ihm blieb er stehen.
»Ich sollte dich eigentlich ohrfeigen«, sagte er schroff. »Aber es ist mir die Mühe dieser Bewegung nicht wert. Schafft ihn fort. Irgendwo wird sich ein Raum finden, der sich als Gefängnis eignet. Ich werde mir das Bauwerk ansehen. Viel wird Zamorra nicht verändert haben. Wenn das Verlies noch existiert und brauchbar ist, werden wir es alsbald füllen.«
Raffael sah den Schwarzgekleideten an. »Sie lassen Kerr leben?«
»Habe ich es dir nicht versprochen, alter Mann?« knurrte Leonardo. »Ein Montagne pflegt seine Versprechen zu halten. Aber in welcher Form - das bleibt wohl mir überlassen. Siehst du meine Krieger? Auch sie leben - auf ihre Weise. Vielleicht werde ich Kerr zu einem von ihnen machen, sobald ich Zeit habe, mich näher mit ihm zu befassen.«
Er klatschte in die Hände.
»Schafft sie fort.«
Knochenfäuste zerrten Raffael und Kerr davon.
Zwei Skelettkrieger kamen aus dem Haupthaus.
»Leer, Erhabener«, berichtete einer von ihnen. »Es ist niemand im Château. Der Alte scheint hier allein gewirtschaftet zu haben.«
»Halt!« schrie Leonardo. »Alter, was ist mit dem Personal? Wo steckt es?«
»Kein Personal«, ächzte Raffael. »Eine Köchin
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