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0252 - Die Tochter des Totengräbers

0252 - Die Tochter des Totengräbers

Titel: 0252 - Die Tochter des Totengräbers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und es gab nur einen Grund, auf den man das zurückführen konnte.
    Ein Ghoul hatte sich an ihr zu schaffen gemacht!
    ***
    Marion sprach mit einem Toten!
    Jason Price war wie vor den Kopf geschlagen. Das konnte und durfte nicht wahr sein. Dennoch gab es keinen Zweifel. Mit wem sollte sie sonst reden? Ihren Vater schien sie nicht bemerkt zu haben. Sie sprach den Toten sogar mit Namen an, denn Jason Price vernahm deutlich ihre nächsten Worte.
    Sie waren geflüstert, zischend und dennoch hart hervorgestoßen.
    »Richter Jeffries. Sir Edward Jeffries. Weshalb meldest du dich nicht? Du weißt doch, daß ich hier bin. Ich bin gekommen, wie man es mir gesagt hat. Jede Nacht habe ich dein Grab besucht. Ich weiß, daß du nicht tot bist. Dir hat das Haus gehört, Richter. Bitte, melde dich! Es ist alles vorbereitet, du kannst zurückkehren.«
    Eine Pause entstand. Marion Price blieb in ihrer Haltung hocken.
    Sie kniete, hatte die Arme vorgestreckt, wobei ihre Hände in die feuchte Graberde drückten und dort Spuren hinterließen. Das Mädchen war so in seine Aufgabe versunken, daß es die Umgebung überhaupt nicht wahrnahm. Sie bemerkte auch nicht ihren Vater, der hinter ihr stand, zu einem Denkmal erstarrt schien und kaum zu atmen wagte.
    Was Jason Price hier erlebte, ließ ihm einen kalten Schauer über seinen Rücken rinnen. Er war Totengräber von Beruf, hatte sich die meiste Zeit seines Lebens auf Friedhöfen herumgetrieben, aber was er nun erlebte, war ihm noch nie passiert.
    Marion, seine Tochter, unterhielt sich mit einem Toten. Sie sprach so, als wollte sie ihn aus dem Grab zurückholen.
    Ein Wahnsinn.
    »Richter Jeffries, Sir Edward, ich bitte Sie, kommen Sie! Geben Sie mir ein Zeichen…«
    Jason Price verzog das Gesicht. Er hoffte, daß alles nur ein Traum sein würde und keine Realität. Ein Irrtum. Die Szene war echt, und er gehörte mit zu den Akteuren.
    Noch nie war ihm der kleine Friedhof so unheimlich gewesen wie in dieser Stunde. Da lagen die wenigen Gräber wie gespenstische Mahnmale, vor denen man sich fürchten konnte. Dabei hatte er seiner Tochter immer wieder beigebracht, keine Angst oder Furcht vor den Toten zu empfinden. Wer einmal begraben war, der wachte nicht mehr auf.
    Bisher hatte er so gedacht. Doch die Reaktion seiner Tochter wies darauf hin, daß sie nicht daran glaubte, denn sie wollte Zwiesprache mit den Toten halten.
    Und ausgerechnet mit dem Richter, der sowieso eine umstrittene Persönlichkeit zeit seines Lebens gewesen war. Es gab Leute, die ihn für wahnsinnig hielten, andere behaupteten, daß er mit dem Teufel und den finsteren Mächten einen Bund geschlossen hatte, denn diesem Richter hatte es Spaß bereitet, Menschen zu verurteilen. Besonders gern hatte er die Todesstrafe ausgesprochen.
    Mit 90 Jahren war er schließlich gestorben und hatte das Haus dem Totengräber überlassen, der zu Lebzeiten des Richters einige Räume im hinteren Anbau bewohnt hatte.
    »Sir Edward«, flüsterte Marion. »Sir Edward, melden Sie sich. Ich weiß, daß Sie noch leben. Ich habe es gelesen. Ich fand Ihre Aufzeichnungen. Bitte, Sir Edward, sagen Sie etwas! Geben Sie ein Zeichen! Ich flehe Sie an!«
    »Er kann kein Zeichen mehr geben, denn er ist tot!« sagte Jason Price mit harter Stimme. »Tot, tot, tot!« Die letzten drei Worte rief er laut, er mußte sich einfach Luft verschaffen.
    Marion reagierte nicht. Sie sprang nicht erschreckt auf, sie schrie und brüllte auch nicht, sondern blieb einfach in unveränderter Haltung sitzen. Nur den Kopf drehte sie ein wenig nach rechts, so daß ihr Vater das Profil sehen konnte, denn es wurde vom Schein der alten Petroleumlampe gestreift.
    »Geh wieder weg, Vater!«
    »Nein, ich bleibe, denn ich will endlich wissen, was du hier zu suchen hast!«
    »Ich spreche mit ihm!«
    Jason Price holte pfeifend Luft. »Bist du denn wahnsinnig, Kind? Dieser Richter ist tot und begraben. Du kannst nicht mehr mit ihm reden. Tote leben nicht. Muß ich dir das erst sagen? Wie oft habe ich dich auf den Friedhof mitgenommen, und du hast die Toten gesehen. Haben sie sich bewegt oder mit dir gesprochen?«
    »Das verstehst du nicht, Dad!«
    »Ich verstehe dich schon. Und zwar so gut, daß du jetzt mit ins Haus kommst und die Toten in Ruhe läßt. Hast du verstanden?«
    »Ja.«
    »Dann komm endlich!«
    »Nein, Dad, ich bleibe!«
    Marion war ein Mädchen, auf das die Eltern stolz sein konnten.
    Vor allen Dingen Jason Price. Er hatte seine Tochter regelrecht vergöttert, sie ihn

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