0253 - Todesurteil für Zamorra
Waffen hackten dorthin, wo er sich gerade noch befunden hatte.
Er schlug einen Halbkreis und richtete sich auf. Schwerter richteten sich gegen ihn. Er schlug die beiden ersten zur Seite und drang in die entstehende Lücke vor. Ein Schädel flog weit durch die Luft. Stahl klirrte auf Stahl. Die Schwerter bissen ineinander.
Zamorra war ein leidlich guter Kämpfer. Während seiner Abenteuer in anderen Zeiten und Dimensionen hatte er lernen müssen, mit der blanken Klinge umzugehen, wenn er überleben wollte. Das kam ihm hier zugute. Er hieb in einer blitzschnellen Folge von kaum wahrnehmbaren Schlägen um sich und schaffte sich frei Bahn. Aber er merkte auch, daß seine Arme rasch ermüdeten. Das hier war kein Zierschwert, wie man es in Kaufhäusern für wenig Geld erstehen konnte, sondern ein richtiges Kampfschwert und damit entsprechend schwer. In Filmen sehen Schwertkämpfe immer so leicht aus. Zamorra wußte aber, daß das alles ziemlich erschöpfend war. Und wenn es in den alten Sagen hieß, daß manche Kämpfer sich einen Tag und eine Nacht lang bedrängten – dann bedeutete das, daß sie zwischendurch Pausen einlegten, um sich zu erholen und dabei nach besten Kräften zu beschimpfen.
Zamorra merkte bald schon, daß die Skelett-Krieger mit ihm spielten. Sie waren in der Überzahl, und sie hielten ihn jetzt nur noch auf Distanz. Er sah, daß es Nicole nicht besser erging als ihm. Es gab keine Möglichkeit durchzubrechen und zu entkommen, und er ermattet, bereits. Die Knochenmänner brauchten nur abzuwarten.
Es war so oder so aus.
Der Meister des Übersinnlichen schleuderte das Schwert von sich und breitete die Arme aus. »Gut, ihr habt gewonnen – vorläufig«, sagte er düster.
Sofort waren sie bei ihm, ergriffen ihn und zerrten ihn mit sich. Nicole wurde neben ihm fast mehr getragen, als daß sie ging. Sie war erschöpfter als Zamorra; sie verfügte nicht über die gleichen Kraftreserven wie er. Und ihre Gegner hatten ihr nichts geschenkt.
»So habe ich mir unsere Rückkehr eigentlich nicht vorgestellt«, murmelte Zamorra. »Verflixt …«
»Wir träumen«, keuchte Nicole. »Wir werden gleich aufwachen … oder wir sind doch in einer anderen Dimension gelandet …«
Zamorra hegte da wenige Hoffnungen. Jemand hatte Château Montagne erobert und machte jetzt Nägel mit Köpfen. Und diesem Jemand hatten sie auch die Abschirmung zu verdanken, die sie die ganze Zeit über umgab und keinen telepathischen Kontakt zu anderen zuließ.
Sie wurden ins Gebäude geschleppt, durch die Korridore und über Treppen, bis sie den Thronsaal erreichten, der zu Zamorras Zeit ein großer Festsaal war.
Jetzt erhob sich am Ende des leergeräumten Saales ein Knochenthron. Nicole wurde von Übelkeit erfaßt, als sie die Schädel und Rippenbögen und Schulterblätter sah …
»Menschenknochen«, keuchte sie entsetzt.
Zamorra nickte nur. Er fand keine Worte.
Warum, dachte er verzweifelt, mußte das Amulett ausgerechnet jetzt seine Tätigkeit eingestellt haben? Er hätte diesen ganzen Spuk hinwegfegen können und …
Da erschien ihr Bezwinger.
Er war die ganze Zeit über im Saal gewesen, aber unsichtbar. Jetzt hob er seine Unsichtbarkeit auf. Sofort versuchte Zamorra, mit seinen schwachen Para-Kräften die Gedanken des anderen zu erkennen, aber es gelang ihm nicht. Der Mann schirmte sich ab.
Er saß im Knochenthron, die Arme vor der Brust verschränkt, und jetzt erhob er sich in einer kraftvoll-geschmeidigen, fließenden Bewegung.
»Willkommen im Château Montagne, mein lieber Zamorra«, sagte er.
Zamorra starrte ihn an. Er kannte diesen Mann nicht. Oder … doch? Das schmale Gesicht, die scharfe Hakennase, die schwarzen Augen, in denen das Feuer der Hölle loderte, das kurz geschnittene, schwarze Haar … irgendwo hatte er das Gesicht schon einmal gesehen. Aber der kraftvolle, athletische Körper paßte nicht dazu. Der Mann war vollkommen in schwarz gekleidet und trug Kettenhemd, Schwert und einen wehenden Mantel, obgleich sich kein Lüftchen regte.
»Wer bist du?« fragte der Meister des Übersinnlichen erschüttert.
»Weißt du es nicht?« lachte der Schwarze. »Erkennst du mich nicht wieder?«
Zamorra schüttelte den Kopf.
Da stöhnte Nicole auf.
»Wir kennen ihn«, sagte sie leise. »Wir lernten ihn kennen während des ersten Kreuzzuges unter Gottfried von Bouillon … denk an Jerusalem, an die Kämpfe … weißt du es nicht mehr. Er ist …«
Der Schwarzgekleidete nickte »Ja«, sagte er. »Ich bin
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