0253 - Todesurteil für Zamorra
die Skelett-Krieger gehorchten ihm.
***
Zamorra erwachte aus seiner Bewußtlosigkeit, als man ihn die hölzernen Stufen zum Galgen hinaufzerrte. Er schlug um sich, versuchte sich loszureißen, doch es gelang ihm nicht. Seine Gegner waren stärker.
Sie hielten ihn fest, so fest, als wäre er gefesselt, und stellten ihn auf die geteilte Falltür. Ein Skelett-Krieger griff blitzschnell zu, formte die Henkersschlinge und legte sie dem Professor um den Hals.
Als nächstes wurde Nicole hinaufgezerrt. Sie wehrte sich weniger. Zamorra sah, daß sie mit dem Leben abgeschlossen hatte. Es gab keine Hoffnung mehr. Niemand konnte ihnen mehr helfen.
»Zamorra!« schrie eine Stimme.
Der Parapsychologe sah nach oben. Auf einem der Balkone erschien Leonardo, um von dort oben aus der Hinrichtung beizuwohnen. Zamorra sah die körperliche Veränderung und stutzte.
»Das Amulett«, keuchte Nicole erklärend. »Es hat seine Gestalt verändert …«
Zamorra räusperte sich. »Gut siehst du aus, Fettwanst«, rief er nach oben. »Wirklich gut … wie ein Schönheitskönig!«
Er konnte es sich leisten. Was hatte er denn noch zu verlieren? Und er wollte wenigstens die kleine Genugtuung haben, seinen Gegner mit dem Spott getroffen zu haben.
Aber der Pfeil traf nicht.
»Spotte und lache nur, Zamorra«, sagte Leonardo erstaunlich ruhig. »Es ist ja das letzte Mal …«
Zamorra und Nicole sahen sich an.
»Ich liebe dich«, sagte sie leise.
»Ich dich auch«, erwiderte Zamorra leise.
Die Sonne schob sich über die Berge und hüllte das Schloß in goldenes Licht, wie zum Hohn. Es war soweit.
Leonardo hob die Hand.
Da sah Zamorra etwas an seiner Seite blitzen. Ein Schwert, sicher … aber …
Das war das Schwert GWAIYUR!
Tief atmete Zamorra durch. Das Zauberschwert!
Leonardo mußte sehr eitel sein, sonst hätte er nicht dieses kostbar verzierte Schwert angelegt, das Zamorra in Südamerika fand. In ferner Vergangenheit, als die Macht des Krakenthrons von Atlantis wuchs, gehörte die Klinge der Hexenprinzessin Moniema von Boroque. Von den Elben begonnen und von den schwarzen Schmieden des teuflischen Amun-Re beendet, barg die Klinge Gwaiyur sowohl die Macht des Guten wie auch des Bösen in sich. Und es erwählte sich seinen Träger selbst.
Es mochte sein, daß es in der einen Sekunde noch in Zamorras Hand wirkte und in der nächsten die Front wechselte und sich gegen ihn selbst richtete – oder umgekehrt. Je nachdem, welche der Mächte gerade im Schwert die Oberhand gewannen.
Das Schwert Gwaiyur … eine wilde, allerletzte Hoffnung zuckte in Zamorra auf. Wenn es ihm gelang, sich die Waffe untertan zu machen, die nun so willig an Leonardos Seite hing ..
Er sah wieder Nicole an. Sie senkte den Kopf. Hatte sie das Zauberschwert nicht entdeckt? Nun, Zamorra verzichtete darauf, sie darauf aufmerksam zu machen. Falls es nicht klappte, hatte sie wenigstens nicht vergebens gehofft, blieb ihr diese letzte Enttäuschung erspart …
Gwaiyur! riefen Zamorras Gedanken. Hilf mir, entsinne dich, daß die Elben dich einst schufen, dem Guten zu dienen … vergiß das dunkle Erbe des Amun-Re!
Nichts veränderte sich.
Oben auf dem Balkon beugte Leonardo sich leicht vor.
»Nun, Zamorra«, rief er. »Wie fühlst du dich in deinen letzten Sekunden?«
Gwaiyur! Hilf mir, Schwert der Macht! schrien Zamorras Gedanken, während er antwortete. »Besser als du einst … weil ich die Gewißheit habe, daß ich nicht im Feuer der Hölle schmelzen werde …«
Leonardo lachte schallend. »Du bist gut, Zamorra! Du kannst noch Witze machen … schade, daß du auf der falschen Seite stehst, aber du wirst verstehen, daß ich es mir nicht leisten kann, einen Mann wie dich am Leben zu lassen …«
Gwaiyur! Hilf dem, der dich aus dem Jadestein befreite – hilf mir!
Oben schüttelte Leonardo den Kopf.
»Ah, Zamorra, du hoffst noch?« spöttelte er. »Meinst du, ich könnte deine Gedanken nicht hören? Gwaiyur verrät sie mir doch … es wird dir nicht helfen! Das Zauberschwert hat seinen wahren Herrn erkannt – wie das Amulett …«
Nicole hob den Kopf. Aus weit aufgerissenen Augen sah sie nach oben.
Leonardo legte seine Hand um den Griff des Schwertes und zog es aus der Scheide. Ruhig lag es in seiner Hand – viel zu ruhig!
Es diente dem Bösen. Die negative Seite herrschte vor.
Da wußte Zamorra, daß er verloren hatte. Endgültig.
Leonardo reckte die Waffe empor. Das Licht der Morgensonne warf unerträglich gleißende Reflexe über
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