0253 - Todesurteil für Zamorra
Zauberer von Avalon hatte trotz der Kürze der Zeit die gröbsten Spuren des Vernichtungswerks beseitigt. Kerr pfiff leise durch die Zähne. »Wie hast du das gemacht?« fragte er.
Merlin lächelte verloren.
»Die Zeit heilt viele Wunden«, sagte er bedächtig. »Und sie gehorcht mir … doch viele Zerstörungen lassen sich nicht mehr beheben. Allein das, was im Saal des Wissens verlorenging … so viel ist es, unwiederbringlich dahin! Ja, wenn ich die Ausweichbasis unter dem Stonehengegelände noch hätte … doch auch sie wurde ja zerstört …«
»Da ist noch etwas, das verlorengegangen ist«, sagte Saris. »Oder besser: jemand. Zamorra und seine Gefährten.«
Merlin sah ihn starr an.
»Berichtet«, verlangte er.
Abwechselnd schilderten Kerr und Saris die Ereignisse in der Blauen Stadt. Merlin hörte aufmerksam zu.
»So weiß nun also niemand, wo sich Zamorra befindet«, sagte er. »Ich denke, wir werden nach ihm suchen. Ihr habt vollkommen Recht, er muß gewarnt werden. Denn … er ist ja über die Verbindung Peters-Fenrir nicht mehr zu erreichen … hm.«
»Und wie können wir ihn finden?« fragte Kerr. »Siehst du da eine Möglichkeit, Merlin?«
Der Zauberer von Avalon strich sich durch den langen, weißen Bart. In seinen Augen blitzte es.
»Der Saal des Wissens «, sagte er. »Die Bildkugel existiert noch. Sie wird mir Zamorras Aufenthaltsort zeigen. Wartet hier, denn der Aufenthalt im Saal ist für euch tödlich.«
Die beiden anderen sahen sich an und nickten. Sie wußten, daß Merlins Saal des Wissens so gut abgesichert war wie nichts anderes auf der Welt. Jeder Unbefugte starb im Moment des Eindringens, sei er Mensch oder Dämon. Nicht einmal die Weißmagier vermochten die Sperren lebend zu durchdringen, wenn sie nicht über zwei entscheidende Eigenschaften verfügten. Zum einen mußten sie von Merlin persönlich die Erlaubnis haben und als Berechtigte von der magischen Überwachung registriert sein. Und zum anderen – mußten sie relativ unsterblich sein wie Merlin selbst ..
Der Mann, von dem niemand so genau wußte, woher er einst kam und wie alt er wirklich war, betrat den Saal und suchte das erhöhte Podium auf, über welchem die Bildkugel schwebte. Sie schimmerte in mattem Grau. Merlin hob eine Hand und berührte die Oberfläche. Er fühlte das vertraute Prickeln.
Zumindest die Bildkugel war von dem magischen Feuer nicht in Mitleidenschaft gezogen worden …
» Zeige mir Zamorra! « befahl Merlin. » Ich will wissen, wo Zamorra sich befindet! Ich muß es wissen. «
Das nebelhafte Grau schwand. Ein Gesicht entstand. Das Gesicht Zamorras, das Merlin sich konzentriert vorstellte, um der Magie, die hinter der Bildkugel steckte, die Arbeit zu erleichtern. Fiebernd wartete der große Magier darauf, daß sich nun um das Gesicht herum die Umgebung bilden würde, in der Zamorra sich befand, sich erweiternd zu der Landschaft und einer großräumigen Übersicht, die seinen Standort genau bestimmen ließ.
Aber nichts dergleichen geschah.
Zamorras Umgebung wurde nicht klar.
Das bedeutete, daß die Bildkugel fehlerhaft funktionierte. Daß sie doch in Mitleidenschaft gezogen worden war.
Und daß Zamorra auf diese Weise nicht aufzufinden war …
Müde sanken Merlins Schultern herab. Plötzlich spürte der Magier die Last der vielen Jahrhunderte, die er schon hinter sich gebracht hatte, und langsamen Schrittes verließ er den Saal des Wissens , um zu den Gefährten zurückzukehren …
***
Monica Peters stand hinter der aufschwingenden Tür. Ein Skelett-Krieger trat ein, eine blakende Fackel in der knöchernen Hand. Zwei andere blieben in der Türöffnung stehen, die Schwerter in den Händen.
Raffael stockte fast der Atem. Drei der fast unbesiegbaren Krieger! Das konnte nicht gutgehen! Er sah Monica beschwörend an, versuchte ihr durch seinen Blick klarzumachen, daß sie von ihrem Vorhaben ablassen und auf eine günstigere Gelegenheit warten sollte.
Sie verstand den Blick wohl. Aber sie dachte nicht daran, aufzuhören. Sie fing ja gerade erst an!
Im gleichen Moment, als der Fackelträger an ihr vorbei war, warf sie ihm die Decke über den Kopf! Gleichzeitig trat sie gegen die Tür, die mit einem hallenden Schlag wieder zufiel.
»Jetzt!« schrie sie.
Raffael war wie gelähmt. Er stand da und sah nur zu, unfähig, etwas zu tun. Anders Uschi. Sie schnellte sich vor, auf den Skelett-Krieger zu, dessen Fackel die Decke in Brand setzte. Gleichzeitig wirbelte er herum und machte einen
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