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0253 - Todesurteil für Zamorra

0253 - Todesurteil für Zamorra

Titel: 0253 - Todesurteil für Zamorra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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handtellergroße, silbrige Scheibe ab, die an einem silbernen Halskettchen hing. Merlins Stern , das zauberkräftige Amulett, das ihnen schon oft genug aus verfahrenen Situationen herausgeholfen hatte.
    Jetzt nicht mehr … vielleicht nie mehr …
    »Daran habe ich auch schon gedacht«, knurrte der Professor. »Aber es bleibt magisch tot. Es läßt sich nicht mehr aktivieren. Der Traum ist ausgeträumt. Ich hätte nie gedacht, daß es eines Tages wirklich dazu kommt.«
    »Aber es zeichnete sich doch schon seit Wochen ab«, murmelte Nicole.
    »Ja …«, dehnte Zamorra. In der letzten Zeit war das Amulett immer unzuverlässiger und schwächer geworden, so wie eine Batterie, die sich langsam, aber sicher entlädt. Dabei hatte es einst so übermächtig ausgesehen. Allein seine Herkunft … die Kraft einer entarteten Sonne  …
    Und nun war alles vorbei. Die Sonne war erloschen und ließ sich nicht wieder wecken.
    »Ich werde mir in Zukunft eine andere Wunderwaffe besorgen müssen«, sagte der Parapsychologe. »Asmodis macht Luftsprünge, wenn er davon erfährt.«
    »Du mußt ihm ja nicht unbedingt eine Karte schreiben …«, murmelte Nicole und zog unbehaglich die Schultern hoch. »Dieses Grün ringsum tötet mir langsam den letzten Nerv. Kann man den verflixten Dschungel nicht stellenweise mal blau oder rot anstreichen?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Komm, gehen wir noch ein paar Zentimeter weiter. Mit einer Machete hätten wir es auch einfacher. Daß wir noch nicht auf eine Schlange getreten sind, wundert mich.«
    Nicole blieb stehen. Sie schnupperte. Ihr Stupsnäschen bebte leicht. »Ich rieche etwas«, sagte sie. »Du nicht?«
    Zamorra schüttelte den Kopf und tippte gegen die Klarsichtfolie vor seinem Gesicht.
    »Ach so … Wasser«, sagte sie. »Es riecht nach Wasser. Irgendwo in der Nähe muß ein Bach sein.«
    »Du entwickelst dich zur Indianerin«, stellte Zamorra trocken fest.
    »Eingebildeter Stadtmensch«, sagte sie. »Mir nach. Wetten um einen Einkaufsbummel in Rom in der Via Veneto, daß wir gleich auf einen Bach stoßen?«
    »Nein!« schrie Zamorra. »Um so hohe Einsätze spiele ich nie! Willst du mich ruinieren?«
    Sie lachte vergnügt. »Komm endlich – in meine Richtung!«
    Eine halbe Stunde später und gut zweihundert Meter weiter lichtete sich der Dschungel. Die Bäume traten weiter auseinander. Dafür wurde das Gras grüner und höher und der Boden feuchter. Unter jedem Schritt gluckerte es und platschte es leicht. Wasser quoll auf. Und von Meter zu Meter wurde es morastiger.
    Dann sahen sie den Bach.
    Es war ein langsam fließender, vielfach gewundener Fluß von mehr als zwanzig Metern Breite.
    Zamorra wagte es nicht, seinen Anzug zu öffnen. Die Stechmücken schwirrten hier emsiger als zuvor. Nicole trat durch das Schilf bis ans Ufer heran. »Sieht flach aus«, sagte sie. »Flach und klar.«
    Aufmerksam sah Zamorra sich um. Er versuchte, Merkmale menschlicher Besiedlung in Flußnähe festzustellen. Es gab da bestimmte Einzelheiten, auf die man achten mußte … aber da war nichts. Die Umgebung war unbewohnt. Damit wuchs die Gefahr, daß wilde Tiere in der Nähe waren, die der Mensch noch nicht hatte verschrecken können.
    Nicole machte sich da weniger Gedanken. »Piranhas gibt es hier wohl nicht, weil wir nicht in Südamerika sind … sonst hätte es den Tiger nicht geben können … also könnte man eigentlich ein frisches Bad nehmen.« Auffordernd sah sie Zamorra an. »Den ganzen Vormittag über kämpfen wir uns schon durch den Dschungel. Ich könnte eine kleine Erfrischung gebrauchen.«
    »Du hättest deinen Anzug dicht machen können. Die Klimaanlage ist hervorragend«, sagte Zamorra. »Ich bin nicht eine Sekunde lang ins Schwitzen gekommen.«
    »Daraus könnte man auch eine andere Schlußfolgerung ziehen«, neckte Nicole. »Schau an. Wasserdicht sind die Monturen auch.« Sie ging ein paar Meter weit in den Fluß hinein. Der Grund fiel sanft und flach ab, das Wasser reichte Nicole jetzt knapp über die Knie.
    »Natürlich sind sie wasserdicht«, knurrte Zamorra. »Was hast du denn gedacht?« Er sah sich wieder um, musterte aufmerksam die Dschungelränder. Nur ein paar Meter weiter, an der nächsten Flußbiegung, trieben ein paar losgerissene Baumstämme im Wasser. Die Strömung zerrte an ihnen und ließ sie langsam herandriften.
    Nicole öffnete den Saum ihres Anzuges und schickte sich an, das dehnbare Material über die Schultern nach unten zu streifen. Zamorra runzelte die

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