0253a - Die Bestie mit dem Todeszeichen
Notar hinterlegt.
Ich schnappte nach Luft.
»Du sagst ja gar nichts, Jerry.«
»Willst du scherzen?«
»Denkst du, ich habe mitten in der Nacht nichts Besseres zu tun? Also hör zu. Joe Raker bekam einen Schreck und hielt die ganze Auflage zurück. Jetzt haben sie diese Seite herausgetrennt und die Zeitungen verkauft. Das Dumme ist, dass Raker eine große Story daraus machen wollte, aber ich habe es ihm ausgeredet.«
»Das ist ja wohl ein starkes Stück!«, polterte ich in den Telefonhörer, dann fiel mir noch etwas ein.
»Wie hat er das gemacht, hat er eine fertige Mater mitgebracht?«
»Nein, er hat es hier gesetzt, wenn auch nicht sehr geschickt, aber es muss jemand gewesen sein, der sich etwas in Druckereien auskennt. Er hat die letzte Kontrolle abgepasst und dann die Matern ausgetauscht. Die Matern wurden sofort gegossen. Es ist keinem etwas aufgefallen.«
»Wie kann so etwas passieren?«
»Möglich ist es schon, wenn viel zu tun ist, werden die Matern nicht mehr vor dem Ausgießen kontrolliert. Bei uns steht nur ein Mann an der Rotation, der meist die Zeitung nicht liest. Die Zeitung wird automatisch gefaltet und gesteckt. Natürlich ist noch eine Kontrolle eingebaut, aber die Redakteure sind müde und lesen nur ihren redaktionellen Teil. Es ist eine Panne, die bei Personalmangel passieren kann.«
»Der Bursche muss also nicht in der Zeitung selbst sitzen?«
»Nein.«
»Und das Geräusch, das Raker gehört hatte, müsste wohl der Bursche verursacht haben?«
Dan lachte.
»Nein. Es war eine Ratte. Aber ohne sie hätten wir eine schöne Pleite gehabt.«
»Sag mal, ich habe eine Idee!« Meine Hand umkrampfte den Hörer.
»Ja?«, fragte Dan.
»Im Journal American hat doch Ormand seine Anzeige erscheinen lassen. Wenn jetzt der Zigarrenmörder auch bei den anderen Zeitungen, in denen Ormand inseriert hatte, versucht, seine Mater unterzubringen?«
»Für heute ist es zu spät, die Ausgabe ist raus, aber morgen Abend werden wir aufpassen müssen.«
»Gut, vereinbaren wir gleich, dass ich mich bei dir auf die Lauer lege, Phil wird sich bei den anderen Blättern umsehen.«
»Abgemacht.«
»Wie steht es eigentlich mit der Long Island Press ? Haben sie auch schon ihre Zeitung durchgesehen?«
»Ich habe Healey Duke angerufen, er hat nichts bemerkt, die ganze Auflage ist sauber.«
»Na schön, wenn der Mörder morgen sieht, das er keinen Erfolg hatte, wird er doppelt scharf sein.«
»Oder auch nicht.«
»So long.«
Ich hängte ein und zündete mir eine Zigarette an. Ich überlegte mir den Fall. Das war das Tollste, was ich je erlebt hatte. Der Mörder setzte auf seinen eigenen Kopf. Wer ist der Zigarrenmörder? Chris Ormand oder einer seiner Leute? Eventuell Bill Brooks auf eigene Rechnung. Er hatte Gründe! War es Pedro Pendrace, um Ormand zu treffen? Wer hatte Hannah Keewatin gewarnt? Was für eine Rolle spielte Baker? Sein Versteck hatten unsere Leute noch nicht herausgefunden. Und was ist mit dieser Tuscaloosa? Wir traten in diesem Fall auf Gummi. Keiner konnte als Mörder angeklagt werden. Es hatte aber auch keiner eine reine Weste, sodass er aus dem Kreis der Verdächtigen ausschied.
***
Ich schlief bis zum Morgen fest durch.
Als ich Phil abholte, hatte ich eine tolle Sache zu berichten. Er dachte natürlich zuerst, dass ich ihn verulken wollte. Aber dann versank er in Gedanken.
Im Office sahen wir kurz die letzten Meldungen durch und setzten ein Fernschreiben an das FBI in Buffalo auf. Wir funkten Bild und Steckbrief an die dortigen Kollegen. Vielleicht steckte hinter seiner Bemerkung »keine Stadt ist so schön wie Buffalo« mehr. Dann machten wir uns daran, die Vergangenheit von Baker nochmals zu untersuchen. Wir ließen alles kommen, was inzwischen über ihn herausgefunden worden war, um vielleicht einen Hinweis für eine Verbindung zwischen Baker und Ormand zu erhalten.
Er war in Waco/Texas geboren, hatte das College absolviert, war in die Postverwaltung eingetreten und hatte in verschiedenen Kleinstädten in Texas Dienst getan. Er hatte sich von Post zu Post hochgearbeitet, hatte geheiratet und eine Tochter bekommen. Seine Frau war bei der zweiten Geburt gestorben. Das Kind ebenfalls. Kurz danach war Baker mit seiner kleinen Tochter nach New York gekommen. Bisher gab es keine Verbindung zu Ormand.
Waco lag in Texas. Buffalo ebenfalls. Aber die beiden Städte waren weit auseinander. Die einzige Stadt in der Nähe von Buffalo, in der Baker Dienst getan hatte, war Robins, ein
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