0254 - Treffpunkt Leichenhaus
Da sie den Würfel des Unheils besitzt, wäre es für sie fatal, wenn jemand ein Mittel gegen den Nebel fände.«
»Dann könnte es also möglich sein, daß Lady X diesen Mord auf dem Gewissen hat.«
»Gewissen ist gut«, erwiderte Myxin. »Wir können diese Möglichkeit allerdings nicht ausschließen.«
Unwillkürlich schaute ich nach draußen. Da lauerte niemand, nur die dicken Flocken fielen nach wie vor vom Himmel. »Wenn sie ihn tatsächlich umgebracht haben sollte, muß sie in einen regelrechten Rausch hineingeraten sein«, bemerkte ich.
»In der Tat. Aber wir wollen uns nicht zu sehr auf Lady X versteifen. Es können auch andere gewesen sein.«
»Und wer?«
»Vielleicht die Zigeuner.«
»Dann müßten sie mit Lady X unter einer Decke stecken.«
»Ich kann es nicht ausschließen«, erwiderte Myxin.
Nein, das konnte und wollte ich auch nicht. Allerdings kannten wir keine Zusammenhänge, noch nicht, und wir mußten uns sputen, wenn wir das Rätsel aufklären wollten.
»Wie kann er gestorben sein?« fragte ich.
»Durch Messerstiche.«
»Sicher, aber durch normale Messer?«
Myxin schüttelte den Kopf. »Daran glaube ich nun wieder nicht. Man kann Ambiastro auf diese Art und Weise nicht töten. Da mußt du schon andere Waffen nehmen.«
Bisher hatte ich in der Hocke gesessen. Jetzt stand ich auf. Auch Myxin blieb nicht länger sitzen. Wir kamen überein, den Toten vorerst hier liegen zu lassen. Es wurde Zeit, daß wir uns mit den Zigeunern näher beschäftigten.
Der Meinung war auch Myxin. Er wollte die windschiefe Hütte vor mir verlassen. Auf der Schwelle jedoch blieb er so plötzlich stehen, daß ich gegen ihn stieß.
»Was ist los?«
Myxin drehte nur den Kopf. Ich sah den warnenden Ausdruck in seinen Augen, schaute unwillkürlich auf den toten Ambiastro und wurde abgelenkt, denn durch eine Fensterluke glotzen zwei Gewehrläufe, deren Mündungen auf mich gerichtet waren.
Kaum hatte ich das Bild erfaßt, als ich Stimmen vernahm und auch Schritte hörte.
Dann sagte Myxin. »Rühr dich nicht, John. Sie haben uns.«
Einen Herzschlag später preßte mir jemand etwas Hartes in den Rücken. Wir waren umzingelt!
***
Suko war im Büro zurückgeblieben. Da seiner Ansicht nach der Fall nicht so dringend war und er auch keine große Lust hatte, war er direkt froh gewesen, zurückbleiben zu können.
Jetzt schaute er aus dem Fenster, sah den grauen Himmel und auch die Flocken, die aus den Wolken fielen, zu Boden tupften und dort wegschmolzen.
Nein, bei diesem Wetter machte es keinen Spaß, sich im Freien herumzutreiben, auch wenn man im Auto saß.
Glenda kam. Suko hörte ihre Schritte, er roch zudem auch, daß sie sein Büro betreten hatte, denn sie brachte den Tee, den sie für ihn immer kochte. Und der verbreitete sein duftendes Aroma.
»Das ist doch was«, sagte Suko beim Umdrehen und rieb sich die Hände.
Glenda stellte das kleine Tablett ab. »Ich glaube, daß John jetzt auch ein Glas vertragen könnte.«
»Sicher. Sein Pech, daß er nicht hier ist. Bei dem Wetter jagt man nicht einmal eine Katze vor die Tür.«
Glenda nahm den Geisterjäger in Schutz. »Er ist eben diensteifrig.«
Der Inspektor hatte die Tasse bereits hochgehoben. Über deren Rand hinweg schaute er Glenda an. »Soll das heißen, daß ich weniger diensteifrig bin?« Er sprach in einem strengen Ton.
»In diesem Fall fällt mir die Antwort schwer«, gab Glenda zu und lächelte.
»Das ist ja die Höhe. Ich werde mir genau merken, daß du John Sinclair immer vorziehst.«
»Stimmt nicht.« Glenda wedelte mit der Hand, um ihre Meinung zu unterstreichen. »Stimmt überhaupt nicht.«
»Das mußt du erklären.«
»Koche ich dir nicht immer Tee?«
»Stimmt.«
»Na bitte!«
»Aber du kochst John auch Kaffee.«
Glenda verdrehte die Augen. »Was hat das denn mit deinem Tee zu tun, Herr Inspektor.«
»Eigentlich nichts.«
»Na bitte.«
Suko lachte. »Ich finde es toll, daß man dich so auf den Arm nehmen kann und du bei allem, was John Sinclair angeht, so heftig reagierst. Bis du eigentlich in ihn verschossen?«
Glenda bekam nicht nur einen roten Kopf, sie öffnete auch den Mund, um nach Luft zu schnappen. Ihr zweifarbiger Pullover bekam dabei mehr Volumen, aber eine Antwort gab sie nicht denn in ihrem Zimmer meldete sich das Telefon.
»Laß dir ruhig mit der Antwort Zeit«, bemerkte Suko grinsend.
Glenda ging. »Wir sprechen uns noch!« drohte sie und nahm den Hörer ab. Wenig später stellte sie schon durch.
Suko hockte
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