0254 - Treffpunkt Leichenhaus
einen guten Blick. Er besserte sich jedoch, als ich ebenfalls auf Myxins Ruf hin die Hütte betrat und den ausgestreckten Arm des kleinen Magiers sah, der auf ein dunkles Bündel am Boden deutete.
»Da!«
Es war ein Mensch!
Ich drängte Myxin zur Seite, bückte mich, konnte jetzt besser sehen und zuckte zurück.
Der Mann am Boden war tot. Er blutete aus mindestens zehn Wunden. Man hatte ihn auf grausame Art und Weise umgebracht.
Dann hörte ich Myxins Stimme.
»Sie dir das Blut an, John.«
Ich beugte mich vor, schaute genauer hin und konnte erst nichts feststellen. »Wieso, was…?«
»Fällt dir nichts auf?«
Jetzt erst sah ich es. Es war kein normales Blut, sondern wesentlich dickeres, und es besaß eine grüne Farbe…
***
Das war wirklich eine Überraschung. Beim ersten Sichtkontakt mit dem Toten hätte ich damit nicht gerechnet, und ich fragte mich, welches Wesen da vor uns lag.
»Ein Druide?«
Ich hatte die Worte nur leise ausgesprochen, sie waren trotzdem von Myxin verstanden worden.
»Ich kann es dir nicht sagen, John. Möglich ist es. Laß ihn uns nach draußen schaffen.«
»Zumindest bis auf die Türschwelle«, schränkte ich ein.
»Bist du aus Zucker?« fragte Myxin.
»Das nicht, aber ich will nicht gern einschneien.«
»Gut, ich helfe dir.«
Myxin kam zu mir. Er bückte sich, und wir schleiften den Leblosen bis auf die Schwelle.
Zum erstenmal konnte ich sein Gesicht richtig erkennen. Ein Messerstich hatte es ebenfalls getroffen. Die Wunde klaffte tief, und das Blut hatte die Haut bedeckt, als wäre es grüne Farbe.
Eine Erklärung fand ich auch hier nicht und schaute Myxin, der neben mir kniete, fragend an.
Der kleine Magier nickte.
»Soll ich jetzt annehmen, daß du etwas weißt?«
»Möglicherweise, John.«
»Und?«
Myxin gab mir keine akustische Antwort, sondern faßte nach dem Kinn des Toten und öffnete den Mund.
Im Gegensatz zu dem kleinen Magier war ich überrascht, als ich die beiden Vampirzähne sah. Vor uns lag ein vernichteter Blutsauger, der sich allerdings nicht aufgelöst hatte.
Das verstand, wer wollte, ich nicht. »Was soll das denn schon wieder?« erkundigte ich mich.
Myxin hob die Schultern. »Ich kann es dir nicht sagen, John. Noch nicht, aber ich habe einen Verdacht.«
»Und welchen?«
»Dieser Vampir, der eigentlich gar keiner ist, stammt aus Atlantis!«
Freunde, das war ein Hammer. Ich wäre fast zurückgefallen, so sehr hatte mich die Eröffnung geschockt. »Aus Atlantis?« flüsterte ich.
»Bist du dir sicher?«
»So gut wie.«
»Aber wie ist das möglich? Wie kann er überlebt haben? Himmel, Atlantis ist vor ungefähr 10 000 Jahren untergegangen, und es…«
»Auch ich habe überlebt.«
»Richtig, aber er ist nicht du.«
Myxin lächelte knapp. »Das stimmt schon, nur haben wir einiges gemeinsam, wenn ich mich recht erinnere. Er ist ebenfalls ein Magier gewesen. Und ich weiß sogar seinen Namen. Er nannte sich Ambiastro und stammte aus einem anderen Reich.«
»Aus welchem?«
»Das weiß ich nicht. Mir ist nur bekannt, daß Ambiastro nie allein war. Er hatte noch zwei Brüder. Sie waren Drillinge und trugen auch dieselben Namen. Wer sie angriff, bekam es immer mit allen dreien zu tun.«
»Was haben sie gemacht?« wollte ich wissen.
»Es ist schwer zu sagen, aber sie beschäftigten sich mit den Dingen, nach denen die Menschheit später und auch heute noch sehr intensiv geforscht hat. Materienumwandlung, sagt man wohl dazu. Aus einem Stein einen Klumpen Gold zu machen, das war der Traum der Menschheit. Sie wußten, wie man es schaffte.«
Ich dachte nach dieser Antwort daran, daß uns eigentlich der Todesnebel hergeführt hatte. »Ist es dann möglich, daß diese drei Magier ein Mittel gegen den Todesnebel kennen?«
»Damit kann man rechnen. Wenn sie es geschafft haben, die Materie umzuwandeln, dann können sie auch den Todesnebel zu einem harmlosen Nebel degenerieren.«
Das war ja der Klopfer überhaupt, und mir wurde fast schwindlig.
Sollten wir tatsächlich das große Glück haben, diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen? Es war umwerfend, einfach zu schön, um wahr zu sein.
Nur war dieser Magier tot, und das sagte ich auch Myxin.
Der kleine nickte. »Leider lebt er nicht mehr. Aber er hat noch zwei Brüder.«
»Die wir finden müssen.«
»Genau.«
»Und seine Mörder?« Ich deutete auf den Toten.
»Kannst du dir nicht vorstellen, daß die drei Feinde haben, John?«
»Und wie. Ich brauche da nur an Lady X zu denken.«
»Richtig.
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