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0257 - Der Teufel mit dem Lorbeerkranz

0257 - Der Teufel mit dem Lorbeerkranz

Titel: 0257 - Der Teufel mit dem Lorbeerkranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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sah sie, wie eine kleine Tür in der Mauer geöffnet wurde und sich ein gelbliches Fellbündel hineinschlich.
    Es war soweit. Der Kaiser war da. Und im Löwenfell, ganz wie er angekündigt hatte.
    Tina Berner wußte aus dem Geschichtsunterricht, daß Kaiser Caligula sich gerne als großer Tänzer bewundern ließ. Daher also die Maskerade. Und das Mädchen erkannte, daß der Kaiser das Raubtier sehr überzeugend spielte. Die geschmeidigen Bewegungen waren treffend nachgeahmt.
    Nur statt der kehligen Geräusche, die eine Raubkatze in diesem Falle ausgestoßen hätte, hörte sie die leise Stimme des Kaisers.
    »Fürchte dich, Mädchen! Fürchte dich vor dem Löwen! Denn der Löwe ist stark! Er kann mit dir machen, was ihm beliebt…!«
    Mit solchen Worten schlich Caligula unter der Löwenhaut in immer enger werdenden Kreisen um die zwei Säulen herum, zwischen denen das Mädchen gefesselt war. Verzweifelt riß Tina Berner an ihren Fesseln.
    Dann war es soweit. Tina spürte das Fell um ihre nackten Beine. Langsam tasteten sich die Hände Caligulas an ihrem Körper empor. Schließlich stand er vor ihr. Tina Berner mußte in die abstoßende Visage des Kaisers sehen, der reichlich Wein zu sich genommen hatte. Ekelerregender Alkoholdunst nahm dem Mädchen den Atem. Die Lippen des Kaisers näherten sich dem Mädchen, während seine Hände über ihren Körper fuhren.
    Gleich - gleich mußte es geschehen!
    Im selben Moment peitschte ein heller Klang durch den Raum. Der Lederriemen, der Tinas rechte Hand an die Säule fesselte, war gerissen, als das Mädchen im letzten Ausbruch der Verzweiflung daran riß.
    Über die weitere Handlung machte sich Tina keine Gedanken. Sie sah nur das vor wahnsinniger Begierde verzerrte Gesicht des Caligula und roch den ekligen Atem.
    Es knallte kurz und trocken, als eine mächtige Ohrfeige die linke Wange des Kaisers traf. Obwohl sein Gesicht vom genossenen Wein gerötet war, zeichneten sich Tinas Finger sofort darauf ab.
    Wie von einem glühenden Eisen berührt sprang der Kaiser zurück. Das hatte noch niemand gewagt. Ein tierischer Schrei erschütterte den ganzen Flügel des Palatin.
    Sofort stürmten mehrere Sklaven und Wachen in den Raum.
    »Meine Folterknechte sollen kommen!« kreischte Caligula in wahnsinniger Wut. Sofort eilten mehrere Sklaven los.
    Eine eisige Hand griff nach Tinas Herzen. Zu welcher Tat hatte sie sich hinreißen lassen? Aus den Augenwinkeln sah das Mädchen, daß zwei kleine Gestalten mit abstoßenden Gesichtern den Raum betraten. In ihren Händen hielten sie mehrere Geräte, bei deren Anblick Tina ein Schauer über den Rücken floß.
    »Tötet sie - aber so, daß sie das Sterben fühlt!« befahl Caligula. »Sie hat es gewagt, mich zu schlagen. Sie hat die Hand gegen einen Gott erhoben. Ich… !«
    Doch in diesem Moment übernahm Scaurus in seinem Inneren die Regie. Er mußte den Kaiser auf andere Gedanken bringen. Denn außer den Sklaven und Prätorianern hatte noch jemand das Schlafgemach des Kaisers betreten.
    Messalina - die Schülerin der Locusta. Und Scaurus hatte von Asmodis, was Messalina anging, gewisse Befehle erhalten.
    Diese Messalina hatte alle Voraussetzungen, die der Fürst der Finsternis für seine Pläne benötigte. Sie war raffiniert und verschlagen, liebeshungrig und machtlüstern. Aber sie hatte nicht das Wissen, wie man sich Dämonenwesen untertan macht.
    Deshalb befahl Asmodis dem Scaurus auf jener Ebene, in der die Geschöpfe Satans miteinander reden, Messalina beim Kaiser Gnade finden zu lassen. An der Seite des Cäsaren konnte man sie dazu benutzen, Locusta aus dem Wege zu räumten.
    Denn Asmodis konnte die Hexe nicht offen angreifen, Solange sie von der Macht des Flammengürtels geschützt wurde. Schwarzmagische Angriffe wurden dadurch abgewehrt.
    Natürlich hatte Scaurus dem Kaiser schon eingeflüstert, durch einige Prätorianer das Weib zu beseitigen. Aber eine Zauberin ist nicht einfach zu fangen. Die Schergen fanden zwar ihre Giftküche, ihr Versteck jedoch fanden sie nicht. Doch sanken sie einige Stunden später tot zu Boden und niemand in Rom wußte, ob das durch die eingeatmeten, giftigen Dämpfe in der Hexenküche oder durch den Fluch der Locusta kam. Jedenfalls weigerten sich die Männer der Garde, die Hexe zu ergreifen.
    Ihre Schülerin mußte jedoch inzwischen so viel gelernt haben, daß sie den Häschern des Cäsaren den Weg weisen konnte.
    »Trink diesen Wein, göttlicher Kaiser!« klang es wie eine Melodie von Messalinas Lippen, als

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