0257 - Der Teufel mit dem Lorbeerkranz
sie Caligula einen goldenen Pokal reichte. »Dieser Trank wird dich für das entgangene Vergnügen entschädigen! Es gleicht dem Nektar, den auf den Höhen des Olymp die Götter trinken!«
Caligula wollte aufbrausen. Doch als er das grazile Mädchen in dem durchsichtigen Gewand mit geschmeidigen Schritten und wiegenden Hüften auf sich zukommen sah, verrauchte sein Zorn.
Die geträumte Sünde konnte nicht schöner sein.
Gierig schlürfte Caligula den dargebotenen Wein. Dann schmetterte er die kostbare Goldschale quer durch den Raum.
»Hinaus! Ihr alle!« befahl er schneidend. Sklaven und Prätorianer beeilten sich, mit angedeuteten Verbeugungen den Raum zu verlassen. Nur Tina Berner stand noch immer gefesselt zwischen den beiden Säulen. Caligula beachtete sie überhaupt nicht mehr.
»Halt! Du bleibst!« sagte er weniger scharf, aber immer noch mit befehlendem Unterton. Langsam drehte sich die schon halb zum Gehen gewandte Messalina zu ihm herum. In ihren Augen loderte ungestilltes Verlangen, als sie sich dem mächtigen Bett näherte, auf dem Caligula wie ein sprungbereiter Panther lag.
Ihre Hände fanden sich. Caligula zog Messalina zu sich herab.
Tina Berner wurde Zeuge, wie sich die beiden liebten…
***
»Das Bündel?! - Welches Bündel?!«
Der schmalgesichtige Priester der Fortuna Virilis befand sich in größter Verlegenheit. Er hob beide Hände gen Himmel um seine Unschuld zu bezeugen. »Ich kenne euch nicht, Fremder. Von welchem Bündel redet ihr?« Carsten Möbius war, kaum daß er den Prätorianern entkommen war, zum Forum Boarium geeilt. Denn dort befand sich der kleine Tempel der Fortuna, wo er das Bündel mit dem Schwert ›Gwaiyur‹ und dem Ju-Ju-Stab einem Priester zur Aufbewahrung gegeben hatte.
Und nun wollte dieser Mensch davon nichts mehr wissen.
»Wollt ihr sagen, daß ein Priester der Fortuna lügt?« fragte er noch scheinheilig. »Die Götter sind meine Zeugen, daß ich die Wahrheit sage… !«
Mit diesen Worten drehte er sich um und ging schnell die steilen Stufen zum eigentlichen Tempel hinauf. Doch Carsten Möbius ließ sich nicht abschütteln. Er wußte es, wie wichtig die beiden Dinge waren, wenn er und Professor Zamorra die Freunde befreien wollten. Mit bloßen Händen hatten sie gegen den dämonenbesessenen Caligula keine Chance.
»Ich habe dir einen Aureus gegeben, wenn du es gut für mich aufbewahrst!« rief Carsten Möbius und rannte hinter dem Priester her. Ein Aureus, ein Goldstück, stellte einen beträchtlichen Wert dar.
Bevor der Andere das Tor zum Allerheiligsten des Tempels schließen konnte, war Carsten Möbius eingetreten.
»Hinweg, ungläubiger Barbar!« zeterte der Priester. »Nur die Geweihten dürfen sich der Göttin nahen!« Im flackemden Schein von zwei Kandelabern erkannte Carsten Möbius eine lebensgroße Statue der Glücksgöttin mit dem Füllhorn auf einer goldenen Kugel.
»Gib das Bündel heraus, oder du erlebst einen wilden Mann!« knurrte Möbius böse.
»Die Göttin wird mich beschützen!« rief der Priester. »Ich habe nie etwas von dir bekommen, so wahr Fortuna auf ihrer goldenen Kugel steht!« Er wandte sich von Carsten Möbius ab und schritt mit erhobenen Armen auf das Götterstandbild zu.
Sofort hatte Carsten Möbius einen Plan, wie er den Priester zum Reden brachte. Gedankenschnell zog er seinen kleinen Revolver aus dem Schulterhalfter, visierte kurz das Zeil und drückte ab.
Ein peitschender Klang ließ die Marmorwände des Tempels erzittern. Befriedigt erkannte Carsten Möbius, daß sich die Schießübungen der letzten Wochen gelohnt hatten. Die Kugel saß im Ziel.
Sie traf genau an der Stelle, wo bei dem Standbild ein Marmorfuß der Figur die Goldkugel berührte. Der verbindende Marmor zersplitterte beim Aufprall des Geschosses. Das verbliebene Gestein war nicht kräftig genug, die Last der Figur zu tragen.
Langsam neigte sich die Statue der Fortuna nach vorne.
Mit wahnsinnigem Heulen wich der Priester zurück, als die Marmorfortuna erst langsam, dann immer schneller, nach vorne kippte.
Mit einem Sprung war Carsten Mobius bei ihm und riß ihn an der Schulter zurück. Im nächsten Augenblick ging dort, wo der Priester gestanden hatte, die Statue nieder.
Mit häßlichem Krachen zersprang sie in unzählige Marmorsplitter.
»Deine Göttin selbst bezichtigt dich der Lüge!« rief Carsten Möbius. Er wußte, daß er den Priester nicht zur Besinnung kommen lassen durfte. »Vor Scham über die Untreue ihres Priesters zerstörte sie ihr
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