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0259 - Messalinas Höllentrank

0259 - Messalinas Höllentrank

Titel: 0259 - Messalinas Höllentrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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behaartem Körper, mit boshaftem Gesicht und Hörnern auf der Stirn. Die Füße des Wesens waren Hufe, und Messalina erklärte jedem, der es wissen wollte, daß diese Figur den Hirtengott Pan darstellen sollte. Doch nur sie wußte, daß der Götze, der in dieser Statue verehrt wurde, eigentlich ein ganz anderer war. Ein Götze, den Messalina schon in dieser Gestalt gesehen hatte.
    Denn in dieser Form pflegte Asmodis den Sterblichen zu erscheinen. Mit diesem Fetisch gab die Kaiserin von Rom den Fürsten der Finsternis die Verehrung. Und sie wußte sehr genau, mit welchen Worten sie Asmodis rufen konnte. Heute war der Tag gekommen, da sie ihn als Retter benötigte. Bekamen die Truppen des Kaisers die Oberhand, war ihr Spiel aus.
    Messalina hing am Leben - und auch Scaurus hing an seiner Existenz. Wurde der Gastkörper getötet, mußte der Dämon als gestaltenloses Wesen umherirren, bis ihn entweder die Hölle wieder aufnahm oder sich ein neuer Gastkörper fand.
    In der Hölle selbst beobachtete Asmodis sehr genau die Vorgänge in Rom. Gar zu gerne wäre der Höllenfürst selbst aufgetaucht, um seine Macht in die Waagschale zu werfen. Ewige Gesetze, von denen die Eingeweihten flüstern, verboten ihm, hier ungerufen zu erscheinen. Doch befriedigt sah er, daß Scaurus daranging, die Statue des Pan auf einen kleinen Hausaltar zu stellen und mit geschickter Hand süßduftendes Räucherwerk zu entzünden.
    Das Ritual, das Asmodis den Weg nach Rom ebnete, begann. In den Schwefelklüften bebte Asmodis vor Erregung. Er sah, daß sich in den Straßen und Gassen, auf den Foren und in den Tempeln der ewigen Stadt die Männer, die den Höllentrank genossen hatten, langsam sammelten. Mit den unmöglichsten Dingen waren sie bewaffnet. Geeint durch den Willen des Dämons Scaurus, der sich in das Innere jedes einzelnen einschaltete und die Beschwörung des Asmodis Messalina alleine überließ, gelang es ihnen, den eindringenden Legionären organisierten Widerstand zu leisten.
    Die Legionäre waren zwar über das Verhalten der Kaiserin empört - aber sie scheuten davor zurück, gegen die eigenen Landsleute wie gegen eine Horde Barbaren in den Wäldern des Nordens vorzugehen.
    Scaurus jubelte, als er eine Art Patt-Situation entstehen sah. Er wußte, daß nach dem Erscheinen des Asmodis die eigenen Kräfte so gestärkt waren, daß die Männer wie ein Wirbelsturm losbrechen würden. Die von der Macht des Höllentrankes besessenen Männer würden keine Schonung mit dem Gegner kennen. So konnte der Plan der Hölle immer noch aufgehen.
    Doch, indes Scaurus seine Aufmerksamkeit auf die Verteidigung lenkte, machte er den entscheidenden Fehler, Messalina alleine zu lassen.
    Jäh wurde die Kaiserin unterbrochen, als sie gerade die letzten Worte des Rituales sprach, mit denen Asmodis die Möglichkeit gegeben wurde, zu erscheinen.
    Der Höllenfürst stieß ein Wort aus, das auch in den Schwefelklüften als Fluch gilt, als er erkannte, daß mehrere Sklaven den Körper der Locusta durch die Tür schleppten.
    »Scaurus! Scaurus!« tobte Asmodis in seinem Reich, das er nicht verlassen durfte. »Zurück, Scaurus und rette… !«
    Doch der Dämon ignorierte den Ruf des Asmodis. Er war dabei, einige Prätorianeroffiziere anzustiften, mit ihren Männern das Kapitol zu stürmen, um dort die Macht an sich zu reißen. So geschah es, daß Messalina ohne den Schutz und Beistand des Höllenwesens ihrer ärgsten Feindin gegenüber stand.
    »Locusta!« hauchte die Kaiserin, als sie die Hexe erkannte, deren Gesicht sich zu einer grausamen Grimasse verzerrt hatte.
    »Jetzt wird abgerechnet!« zischte sie wie eine Natter. »Bebe zurück und erzittere vor der Macht des Flammengürtels von Ehycalia-cheyina. Die Macht der Hexen von Voroque wird dich vernichten…«
    Messalina stieß einen gellenden Schrei aus, als sie erkannte, daß die Gegnerin immer noch diesen Gürtel trug. Warum hatte sie ihr diesen Gürtel nicht genommen, als sie auf der Folterbank lag?
    Locusta öffnete ihr Gewand und gab den Blick auf den Gürtel frei. Wie ein handbreiter Strom flüssiger Lava umfloß der Gürtel ihre Hüften.
    »Ich habe bereits die Worte gesprochen, mit denen die Macht des Gürtels gerufen wird, mein Täubchen!« keckerte die Stimme der Hexe. »Ich lehrte dich viel damals, aber nicht das Geheimnis von Boroque. Auf der Folterbank waren meine Arme nicht frei und mein Mund geknebelt, um dich mit der Kraft des Gürtels zu vernichten. Doch nun bin ich wieder im Besitz meiner

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