0259 - Messalinas Höllentrank
Kräfte. Jetzt wirst du büßen, Messalina… !«
***
»Ha, da ist Zamorra, unser Gegner!« hörte der Parapsychologe neben sich einen syrischen Händler rufen. »Er ist in unserer Gewalt. Töten wir ihn… !«
»…ja, töten wir ihn…!« murmelte es ringsum. Professor Zamorra, der wieder zu Kräften gekommen war, sah sich erstaunt um. Die Männer, die gerade über die Via Sacra in Richtung auf den Esquilin eilten, hielten plötzlich inne. Sofort waren der Meister des Übersinnlichen und seine Freunde umringt.
»Wir sind eingekreist!« bemerkte Michael Ullich trocken. »Und die Herren sehen nicht gerade aus, als wollten sie sich mit ihren Dolchen die Fingernägel reinigen…«
»Was wollt ihr von uns?« fragte Zamorra.
»Das Leben… das Leben!« flüsterte es ringsum. »Asmodis wird zufrieden sein!«
»Wer seid ihr?« fragte der Parapsychologe voller Ahnung. Er kannte solche Phänomene. Wenn seine Vermutung zutraf, war es aus.
»Ich bin Scaurus!« grinste es aus dem Gesicht eines thrakischen Gladiatoren. »Ich bin Scaurus!« erklärte der kilikische Gewürzkrämer neben ihm. »Ich bin Scaurus!« verkündete der Römer in der Amtstoga eines Liktoren.
»Ich bin Scaurus! - Ich bin Scaurus!« hörte es Professor Zamorra ringsum flüstern.
»Ja, ich bin Scaurus!« erklärte ein hochgewachsener Gallier mit fester Stimme und hob ein Langschwert. »Diese Männer sind im Banne des Höllentrankes - mir und dem Fürsten der Finsternis ergeben. Sie werden das Amt des Henkers durchführen. Ich selbst bin leider verhindert, dabei zu sein, wenn diese Männer auf dich eindringen. Denn ich werde mich wieder den Prätorianern zugesellen, die gerade das Kapitol stürmen. Stirb denn, Zamorra. In der Hölle sehen wir uns wieder! In der Hölle, hahaha… !« Die häßliche Stimme des Dämons verklang im Nichts. Doch die Macht blieb. Mit erhobenen Dolchen, gezückten Schwertern und geschwungenen Keulen drang der Mob auf Zamorra und die Freunde ein.
»Tu was, Zamorra!« flüsterte Carsten Möbius. »Wir haben nicht die geringste Chance…«
Doch Professor Zamorra sah die Augen, aus denen grenzenlose Leere starrte. Hypnose war hier unmöglich.
Und die Zeit war zu kurz, den Teufelsbann mit den Kräften der weißen Magie zum Erlöschen zu bringen.
»Aus und vorbei!« sagte der Meister des Übersinnlichen leise.
***
Locusta rief Worte in der Sprache des Landes, das unter gigantischen Massen herabstürzender Lava einst versank in den Tagen, da Atlantis zum zweiten Mal von den Fluten des Ozeans hinabgeschlürft wurde und der gräßliche Zauberkönig Amun-Re unterging.
Die Rotglut des Flammengürtels strahlte in hellstem Weiß. Die Gesichter der beiden numidischen Sklaven, von denen die Hexe gestützt wurde, färbten sich grau vor Angst.
Immer mehr schien sich der Flammengürtel auszudehnen, während die Machtworte der Locusta wie eherne Gongschläge verhallten.
Messalina ahnte das Ende. Verzweifelt ergriff sie die Statue des Asmodis und schleuderte sie mit aller Kraft auf die Hexe.
Ein fürchterliches Zischen, dann war die Statue in der Glut des Flammengürtels verdampft. Die Beschwörung der Locusta wurde keinen Augenblick unterbrochen.
Mit einem gellenden Schrei riß die Kaiserin einen kurzen, mit Juwelen besetzten Dolch aus den Falten ihres Gewandes. Wie eine Wildkatze wollte sie die Hexe anspringen. Doch im selben Moment warf sich eine Frauengestalt dazwischen.
Agrippina wußte, daß nur durch die Macht der Locusta die Kaiserin besiegt werden konnte. Wenn die Beschwörung jetzt abbrach, war alles verloren. Doch dann würde sich Messalina entsinnen, wer die Hexe aus dem Kerker befreit hatte.
Kratzend und beißend rollten sich die beiden Frauen im wilden Ringkampf über den kostbaren Marmorboden. Jeder versuchte, den Dolch zu erhaschen, den Agrippina im ersten Ansturm der Kaiserin aus der Hand geschlagen hatte.
Schon ertasteten die Fingerspitzen Messalinas das Heft der Waffe, während sich Agrippina vergeblich bemühte, die Hand zurückzureißen.
Da hob Locusta die Arme. Und sie rief ein einziges Wort.
Im selben Moment schien der Flammengürtel zu explodieren. Für einen Augenblick waren alle im Raum befindlichen Menschen wie von einem gigantischen Magnesiumblitz geblendet. Dazu ein Zischen wie aus einem Nest gereizter Kobras.
Dann Stille! Totenstille! Leicht schwankend erhob sich Messalina und starrte auf die Hexe, deren Hüften nun wieder von der rötlichen Glut des Gürtels umflossen wurde. In ihrem Gesicht lag
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