026 - Das Mordpendel
Du kennst meine Gründe.«
»Möglicherweise hast du recht«, sagte Coco zu Dorians Überraschung. »Aber du machst noch immer die gleichen Fehler. Du kannst nicht zuhören und abwarten. Du bist zu unbeherrscht, zu stur. Und das könnte einmal böse ins Auge gehen.«
Der Dämonenkiller nickte langsam. Obwohl es ihm schwerfiel, antwortete er: »Ich werde versuchen, mich in Zukunft mehr zu beherrschen. Der direkte Weg ist nicht immer der beste.«
Coco lächelte. Es war das Lächeln, das Dorian an ihr so liebte und das er in letzter Zeit so selten gesehen hatte. Er stand auf, ging ins Badezimmer, wusch sich und putzte sich die Zähne. Dann legte er seine Kleider über den linken Arm und kehrte ins Schlafzimmer zurück.
Coco hatte das Licht abgedreht. Er legte seine Kleider über einen Stuhl und ging zum Bett. Er schlug das Bettlaken zurück, legte sich auf den Rücken und schloß die Augen. Da spürte er die Bewegung neben sich. Langes seidiges Haar fiel auf sein Gesicht, und feste Brüste preßten sich gegen seinen Körper. Cocos heiße Lippen waren auf den seinen. Er erwiderte ihren Kuß heftig, und sein Verlangen erwachte.
Dorian und Coco saßen beim Frühstück. Dorian aß einen Teller Bohnen in Tomatensauce und gebratenen Speck. Coco hatte sich noch immer nicht an das englische Frühstück gewöhnen können; sie aß zwei weichgekochte Eier und ein mit Butter bestrichenes Brötchen.
Miß Pickford kam ins Zimmer. Der Dämonenkiller warf ihr einen mißmutigen Blick zu. Er bezeichnete sie gelegentlich als seinen Sargnagel.
»Phillip schläft noch«, sagte sie.
»Deshalb hätten Sie wirklich nicht kommen müssen«, sagte Hunter vorwurfsvoll.
»Deswegen bin ich ja auch nicht gekommen. Ein neuer Exekutor Inquisitor ist da. Er …«
»Was sagen Sie da?« fragte der Dämonenkiller ungehalten und betupfte sich die Lippen.
»Sie haben richtig gehört, Mr. Hunter. Er heißt Leslie Mitton.«
Dorian und Coco wechselten einen Blick.
»Sagen Sie ihm, daß er im Wohnzimmer warten soll, Miß Pickford! Nach dem Frühstück werde ich mit ihm sprechen.«
Der Dämonenkiller wartete, bis die Haushälterin aus dem Zimmer war, dann beugte er sich wütend vor. »Ein neuer E. I.«, zischte er, nur mühsam seine Wut unterdrückend. »Mir reicht Marvin Cohen. Wir brauchen keinen neuen Mann. Außerdem hätte mich Sullivan ruhig vorher verständigen können.«
Coco schenkte sich eine Tasse Tee ein. »Denk an deine Nerven! Der O. I. wird ohnedies wütend sein, daß du ihm noch keinen Bericht gegeben hast.«
»Mir reicht es langsam«, knurrte er. »Teilweise ist es ja ganz angenehm, den Secret Service hinter sich zu haben, aber anderseits sind uns die Hände gebunden. Für jedes und alles brauchen wir die Zustimmung des O. I. Und das paßt mir überhaupt nicht. Ich will auf keinen Menschen Rücksicht nehmen müssen. Das behindert nur unsere Arbeit.«
»Du hast recht, Dorian, aber wir brauchen nun einmal die finanzielle Unterstützung.«
Hunter lehnte sich zurück. Er wußte, daß Coco recht hatte. Sie hatten dieses Thema schon oft durchdiskutiert. Es war einfach so, daß sie auf die Hilfe – und vor allem das Geld – des Geheimdienstes angewiesen waren; vorläufig zumindest. Und wie es im Augenblick aussah, würde es wohl noch lange Zeit so bleiben. »Manchmal komme ich mir wie ein Beamter vor«, sagte der Dämonenkiller ungehalten. »Ich bin gespannt, wann die Brüder Spesenabrechnungen in achtfacher Ausführung anfordern.« Er schob den Teller zur Seite und steckte sich eine Zigarette an. »Sehen wir uns den Neuen an?«
Er stand auf.
Coco trank ihre Tasse leer und folgte ihm ins Wohnzimmer. Bei seinem Eintritt stand ein schlanker, mittelgroßer Mann auf. Er war Dorian Hunter auf Anhieb unsympathisch.
»Dorian Hunter«, stellte sich der Dämonenkiller vor, dann zeigte er mit dem Kopf auf seine Lebensgefährtin. »Coco Zamis.«
Der neue Agent deutete eine knappe Verbeugung an. »Leslie Mitton. Der O. I. schickt mich. Ich soll die Stelle von Steve Powell einnehmen.«
Hunter nickte. »Setzen Sie sich!« Er wartete, bis Mitton seiner Aufforderung nachgekommen war; dann ließ er sich ihm gegenüber auf einem Stuhl nieder.
Mittons Gesicht war so durchschnittlich, daß man es sicherlich nach wenigen Sekunden wieder vergessen hatte. Das kurze Haar war dunkelbraun und leicht gewellt. Am rechten Ringfinger glitzerte ein protziger Siegelring. Er trug einen billigen braunen Anzug und eine dunkelgrüne Krawatte.
»Zigarette?«
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