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026 - Der Doppelgänger

026 - Der Doppelgänger

Titel: 026 - Der Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Fersen.«
    »Dieser - dieser ...« stotterte Gordon entrüstet.
    »Ja, dieser!«
    Es klingelte in der Küche, und Diana sah nach der Nummerntafel. Die kleine Klappe, die die Haustür anzeigte, war gefallen.
    »Hier sind die Kartoffeln!«
    Gordon salutierte. Er hatte früher in der Armee gedient, und ihr befehlshaberischer Ton rief die Erinnerung daran wach.
    Als Diana die Küche verlassen hatte, sah er sich schnell um. Er war gut genug mit seinem eigenen Hause vertraut, um zu wissen, daß man durch die Küchentür ins Freie kommen konnte. Aber sie war fest verschlossen, und der Schlüssel war abgezogen. Die Fenster waren mit eisernen Gittern gegen Einbrecher geschützt. Gordon kehrte seufzend zu seinen Kartoffeln zurück.
    Wieder klingelte es. Diana hörte es, als sie ihren Ledergürtel mit der Pistole abschnallte und die Waffe in eine Kommode in der Diele einschloß. Sie zögerte einen Augenblick und ließ ihre Hand auf der Türklinke liegen, aber dann zwang sie ein donnerndes Gepolter zum Handeln. Entschlossen öffnete sie die Tür. Der gefürchtete Augenblick war gekommen. Noch bevor sie den bärtigen Mann sah, wußte sie, wer es war.
    »Drei Uhr!« rief er frohlockend und streckte die Hände aus.
    »Drei Uhr, das ist die wunderbare Stunde unserer Wiedervereinigung, meine Braut, meine Taube, mein Leben!«
    »Komm herein!« sagte Diana nüchtern.
    Er wollte sie sofort in seine Arme schließen, aber sie hielt ihn immer in einer gewissen Entfernung von sich.
    »Die Dienstboten!« sagte sie leise und entwand sich geschickt seinen Armen. »Hier hinein!« Sie öffnete die Tür zum Studierzimmer. »Giuseppe, du mußt dich aber benehmen, das ist das mindeste, was ich von dir verlangen kann. Mein Onkel -«
    »Dein Onkel!« Er schaute sie begeistert an. »Ist er hier?«
    Sie nickte.
    »In diesem Hause?«
    Sie hätte sich eigentlich durch seinen Eifer warnen lassen sollen, aber die Zwangslage, in der sie sich augenblicklich befand, hatte sie etwas aus dem Gleichgewicht gebracht.
    »Aber natürlich ist er hier!« Seine Stimme klang triumphierend, und er sah sie mit leuchtenden Blicken ekstatisch an. Dann schloß er die Augen und lächelte verzückt.
    »Der Traum meines Lebens wird nun erfüllt werden. Kann ich einmal telefonieren?«
    Er hatte den Hörer schon in der Hand, bevor sie antworten konnte. Er rief sein Hotel an.
    »Senden Sie sofort mein Gepäck hierher nach Cheynel Gardens. Jawohl, zwei Koffer - verstehen Sie denn kein Englisch? Wohin? Ich sage Ihnen doch, nach Cheynel Gardens Nr. 61. Das Haus ist gar nicht zu verfehlen! Vergessen Sie nicht meine Pyjamas! Sie liegen unter meinem Kopfkissen!«
    »Aber Giuseppe«, rief Diana bestürzt, »was machst du da, warte doch! Du kannst unmöglich hier wohnen!«
    »Doch, meine schlanke Lilie, hier, zusammen mit dir unter einem Dache! Oh, das ist die höchste Wonne, das ist die wunderbarste Erfüllung meiner unendlichen Sehnsucht! O Diana, Sternenfee meiner himmlischen Träume! Wenn dein guter Onkel nicht hier wäre, hätte ich unmöglich bleiben können. Hast du auch eine Tante? Ach, die arme Mrs. Tetherby!«
    »Giuseppe! Du kannst nicht hier wohnen, mein Onkel duldet keine fremden Leute im Haus!« Er klopfte ihr auf die Schulter.
    »Oh, ich werde ihn schon herumkriegen. Ich werde so liebenswürdig zu ihm sein, ich werde einfach seinen Widerspruch nicht gelten lassen! Erzähle mir doch von seinen Liebhabereien, damit ich mit ihm darüber sprechen kann. Es gibt nichts unter der Sonne, worüber ich nicht reden könnte!«
    Das glaubte sie ihm aufs Wort.
    »Und deine liebe Tante - sie ist auch meine Tante! Bringe sie sofort her, damit ich ihr die Hand drücken und ihre Wangen küssen kann. Dianas Tante! Welch eine göttliche Verwandtschaft!«
    Trotz ihrer Bestürzung entdeckte Diana doch, daß die impulsive Seite in Dempsis Charakter sich unerträglich entwickelt hatte. Er konnte nicht einen Augenblick den Mund halten. Jetzt stand er vor dem Kamin und betrachtete die gekreuzten Ruder.
    »Ah, du hast rudern gelernt, meine kleine Diana? Das ist ja wundervoll! Wir werden miteinander in dem Nachen des Lebens auf dem Strom der Zeit fahren, wir werden das Wasser des Lethe trinken und die Vergangenheit vergessen -«
    Mit zwei Schritten war er an ihrer Seite und nahm ihre Hände in die seinen.
    »O Diana, fühlst du nicht, daß ich von dieser Stunde geträumt habe während der langen Nächte in dem Busch, in der unendlichen Öde der nördlichen Landstrecken, die ich durchzog, um Gold und

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