Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
026 - Stadt der Untoten

026 - Stadt der Untoten

Titel: 026 - Stadt der Untoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
stach mit der Fackel auf einen unendlichen Strom blauer Leiber ein. Rückwärts stolperte er die Treppe hinauf, während um ihn herum Soldaten von den Füßen gerissen und in die wogenden Frosen hineingezerrt wurden.
    Matthew reagierte rein mechanisch, ohne nachzudenken. Seine ganze Welt bestand aus nichts anderem mehr als der Fackel und den weißen ausgestreckten Händen, die den Tod brachten.
    Als die Falltür mit einem wuchtigen Knall vor ihm zugeschlagen wurde, blinzelte er überrascht. Er hatte nicht bemerkt, dass er durch eine Luke gestiegen war.
    Chorge kniete auf der Falltür und schob mit raschen Bewegungen die Riegel vor. »Vierzig Zentimeter dickes Holz«, keuchte er. »Wir alle sollten für den zweiten Maa'or der Stadt beten. Er war vielleicht ein Tyrann, aber er verstand es, sich vor dem Pack zu schützen.«
    Matt betrachtete die Konstruktion genauer. Er stand immer noch im Treppenhaus, aber der gesamte untere Teil wurde von der Falltür abgedeckt. Er hatte sie bei seinem ersten Besuch in der Residenz nicht bemerkt und die Ränder der Luke für Holzausbesserungen gehalten, aber jetzt sah er die Scharniere der Falltür und den langen hellen Fleck an der Wand, wo sie gelehnt hatte.
    Man hatte sie anscheinend seit langer Zeit zum ersten Mal wieder benötigt.
    Chorge stand auf. Unter ihm dröhnten die Schläge der Frosen gegen das Holz, brachten es aber noch nicht einmal zum Beben.
    »Es gibt noch eine zweite ein paar Etagen weiter oben«, sagte der Kommandant, »aber die werden wir wohl kaum brauchen.« Er schlug Matt auf die Schulter. »Komm mit und ruh dich aus. So lange die Frosen nicht die Residenz anzünden, sind wir hier sicher.«
    Der Amerikaner verzichtete auf den Hinweis, ähnliche Worte schon einmal gehört zu haben, und folgte Chorge durch eine Tür in den dahinter liegenden Korridor. Drei Soldaten saßen dort auf dem Boden. Sie starrten apathisch ins Nichts und wirkten verstört.
    Matt sah den Kommandanten an. »Wo ist der Rest deiner Leute?«
    Chorges optimistische Fassade bröckelte. »Die meisten befanden sich im ersten Stock an den Fenstern. Sie haben es wohl nicht geschafft, rechtzeitig zu uns zu stoßen.«
    Matt schauderte bei dem Gedanken an die Eingeschlossenen, die irgendwo unter ihnen einen aussichtslosen Kampf um ihr Leben führten. Er machte dem Kommandanten keinen Vorwurf. Er hatte die Falltür schließen müssen, um den Ansturm der Frosen aufzuhalten - auch wenn er damit seine eigenen Truppen geopfert hatte.
    Hinter Matt wurde die Tür, die er gerade geschlossen hatte, aufgerissen. Er fuhr mit der Fackel in der Hand herum, bereit zuzustoßen, zog sie aber im letzten Moment zurück, als er drei der Festgäste vom Vorabend erkannte.
    Si'Logah wich zurück. »Habt Ihr den Verstand verloren? Wie könnt Ihr es wagen, mit einer Fackel…« Er brach ab, als er die Soldaten und den Kommandanten sah. »Was geht hier eigentlich vor?«
    Si'Nomann drängte sich an ihm vorbei. »Ich verlange sofort den Maa'or zu sprechen. Im gesamten Gästetrakt ist kein Diener aufzufinden. Wir irren seit Stunden durch die Residenz!«
    La'Elona tupfte sich mit einem Taschentuch die Stirn ab. »Und wir schwitzen schon wie das Pack. Wahrhaft ekelerregend.«
    Matt sah den Kommandanten sprachlos an. War es wirklich möglich, dass die Drei nichts von den Ereignissen in ihrer Umgebung mitbekommen hatten? Chorge räusperte sich nervös. »Ich habe leider keine guten Neuigkeiten«, sagte er und beschrieb die Situation. Während er erzählte, betrachtete Matt zuerst die Soldaten, die immer noch apathisch wirkten, und dann die schwitzenden aufgeregten Gäste. Das Schwitzen wie auch die Apathie konnten Symptome der Würmer sein oder eine ganz normale Reaktion auf die außergewöhnliche Lage.
    Matt machte sich nichts vor. Jeder von ihnen stellte ein Risiko dar. Sogar er selbst war möglicherweise bereits infiziert, obwohl er sich völlig normal fühlte. Er konnte niemandem trauen, noch nicht einmal sich selbst.
    Matt zog die Jacke aus und öffnete die obersten Knöpfe seiner Uniform.
    Es war warm in dem Korridor.
    ***
    Die Menschen, die einmal Romeero und Damato gewesen waren, hingen an der Unterseite der Falltür. Ihre Finger und Zehen hatten sich in das Holz gekrallt und höhlten es langsam aus. Die Zeit war für sie unbedeutend geworden. Sie wussten nicht, ob sie seit Minuten, Stunden oder Jahren dem Volk auf diese Weise dienten. Holzstaub bedeckte ihre nackten Oberkörper. Die kleinen Beutel an ihren Gürteln baumelten

Weitere Kostenlose Bücher