Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0260 - Die Mitternachts-Hexe

0260 - Die Mitternachts-Hexe

Titel: 0260 - Die Mitternachts-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
Vom Netzwerk:
so, als würden sie dem Gespräch der beiden Fremden nicht lauschen.
    »Und das wäre?« fragte Zamorra.
    »Der halbtrunkene Gast, der vor uns hinauswandelte und von den Tiermonstern angegriffen wurde! Dessentwegen bist du doch erst wie ein Irrer nach draußen gestürmt! Wo ist der Knabe denn geblieben? Als die Schlacht vorbei war, konnte ich ihn nirgends mehr sehen.«
    »Den«, sagte da der Wirt hinter dem Tresen halblaut, »hat die Lia Fail geholt!«
    ***
    Die Welt rings um Nicole nahm wieder Formen an. Aber sie befand sich nicht mehr im Dorf unter freiem Himmel, sondern in einer Höhle mit glitzernden Wänden. Grünes Licht erhellte diese Höhle und verursachte der Französin Unbehagen. Sie sah sich blitzschnell um, um einen ersten Eindruck zu gewinnen. Der war denkbar schlecht.
    Sie wurde von seltsamen Wesen umringt, die sie drohend aus kalten Augen anstarrten. Sie besaßen noch menschliche Körperformen, waren aber dicht behaart und besaßen tierische Merkmale, von der veränderten Kopfform bis hin zu Krallen, - die aus den verkürzten Fingern und den Zehen hervorwuchsen. Einige waren auch unter ihnen, die vollständig Tiere waren. Ein großer, zottiger Hund, dem der Geifer aus dem Maul troff, ein Orang-Utan und ein grünlich schimmerndes Krokodil.
    Der Orang-Utan fletschte die langen, spitzen Zähne und streckte seine Arme nach Nicole aus.
    Die Tiere und Tiermenschen bildeten einen Ring um Nicole. Außerhalb des Ringes stand jene mit den Lederstreifen bekleidete Frau, in deren Augen es glühte, und deren Gestalt langsam dunkler wurde; das Leichten schwand allmählich dahin.
    War es eine Art Schutzhülle, die die Frau umgab, wenn sie »draußen« war? Wurde dieser Schutz jetzt nicht mehr gebraucht und verblaßte daher?
    Oder… ?
    Die erloschenen Sterne am Nachthimmel fielen Nicole ein. War das Leuchten der Frau etwa Sternenglanz, den sie eingefangen hatte, um selbst zu einem strahlenden Fanal zu werden? Ein fantastischer Gedanke, aber Nicole hatte in ihrem Leben schon so viele unmögliche und fantastische Dinge erlebt, daß sie auch dieses für möglich hielt.
    Die Lia Fail …
    Sie stand reglos da, die Arme ausgebreitet, und um ihre Lippen spielte ein feines, bösartiges Lächeln.
    Die Höhle, in der sie sich befanden, durchmaß gut zehn Meter und war annähernd kreisförmig. Sie standen genau in der Mitte auf hartem Boden. Hier und da ragten Steine aus dem Lehm hervor, der pulvertrocken, ziegelhart und rissig war. Verwelkte Pflanzen lagen hier und da, und erstaunt erkannte Nicole, daß es sich um Wasserpflanzen handelte.
    Die Wände der Höhle glitzerten und schienen in ständiger Bewegung zu sein. Trotzdem waren sie wie Glas. Hier und da gab es Öffnungen, gerade so hoch, daß ein Mensch hindurchschreiten konnte, ohne sich den Kopf anzustoßen. Die Gänge führten in die Dunkelheit. Die Höhle gehörte also zu einem ganzen System von Kavernen irgendwo in unergründlichen unterirdischen Tiefen. Nicole sah zur kuppelartig gewölbten Decke empor - und erschrak.
    In dem glasartigen, glitzernden Material bewegte sich etwas…
    Fische… ?
    Jäh begriff sie, wo sie sich befand. Nicht unter der Erde, sondern unter dem Wasser! Hier mußte ein See sein, auf dessen Grund sie sich befanden.
    Die glitzernden Wände waren nichts anderes als Wasser, das von unheimlichen Kräften festgehalten und zurückgedrängt wurde. Wenn diese Kräfte erloschen, würde das Wasser auf sie alle niederstürzen und sie zerdrücken…
    »Das also«, murmelte Nicole, »ist das Versteck der Lia Fail …«
    Sie sah wieder die Frau an. Das böse Lächeln auf ihrem schönen Gesicht verstärkte sich, als die Hexe zwischen die Tiere und Tiermenschen trat und Nicole direkt anblickte.
    »Ja«, sagte sie. »Nun kennst du es… mein Versteck!«
    »Warum?« fragte Nicole. »Warum hast du mich entführt? Was willst du von mir? Wer überhaupt bist du?«
    »Die Sternenlicht-Hexe«, sagte die Frau. »Ich glaube, deine Gefährten sind starke Kämpfer. Dagegen braucht man Druckmittel… dich! Denn sonst könnten sie mich an meiner Rache hindern. Das aber geht nicht.«
    Nicole schluckte.
    »Hoffentlich«, sagte sie, »hast du dich da nicht verrechnet. Ich bin nämlich nicht so harmlos, wie du es dir denkst.«
    Die Lia Fail lachte leise und spöttisch. »Glaubst du immer noch, dieser Stab würde dir etwas nützen?« Sie streckte die Hand aus. »Gib ihn mir. Sofort.«
    Sie berührte den Ju-Ju-Stab.
    In diesem Moment sprang Nicole sie an und schlug

Weitere Kostenlose Bücher