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0260 - Die Mitternachts-Hexe

0260 - Die Mitternachts-Hexe

Titel: 0260 - Die Mitternachts-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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Licht produzierten.
    Nur der Boden bildete auch hier die große Ausnahme.
    Er schien das einzig natürlich Gewachsene im Reich der Lia Fail zu sein.
    Der Gang endete vor einer pechschwarzen Türöffnung. Extreme Dunkelheit gähnte Nicole aus dem Raum dahinter entgegen. Sie bildete eine regelrechte Wand, wirkte beinahe kompakt und greifbar, schien aber nichtsdestotrotz durchlässig zu sein, denn ein kühler Luftzug wehte Nicole daraus entgegen.
    Die Französin blieb davor stehen.
    Beim Anblick der Öffnung war ihr unbehaglich zumute. Etwas stimmte daran nicht. Die Schwelle zum Raum dahinter war eine scharfe Grenze zwischen Licht und Finsternis. Die Helligkeit des Ganges reichte nicht aus, das Schwarz hinter der Schwelle auch nur geringfügig aufzuhellen.
    Das war unheimlich.
    Nicole schauderte. Ihr wurde plötzlich ganz kalt. Von innen heraus.
    Sie hatte Angst, weiterzugehen. Hinein in das unnatürliche Dunkel…
    Doch dann gab sie sich einen Ruck und tauchte vorsichtig, mit dem linken Fuß zuerst, über die Schwelle.
    Es gab keinen Widerstand, sie prallte erst gegen etwas Festes, als sie auf der anderen Seite den Boden berührte.
    Im gleichen Moment zuckte die seltsame Dunkelheit vor Nicole zurück und riß die Französin buchstäblich mit sich hinein in den dahinterliegenden Raum!
    Alles ging blitzschnell.
    Nicole sah gerade noch, wie die absolute Dunkelheit in der Mitte des Raumes im Körper der Lia Fail verschwand.
    Dann schlug sie der Zauber ihrer neuen Umgebung in seinen Bann!
    ***
    Noch nie hatte Nicole etwas Vergleichbares gesehen. Außer vielleicht auf Merlins unsichtbarer Burg Caermardhin, wo Magie eine ähnlich gewichtige Rolle spielte wie hier. Nur daß der Zauberer von Avalon die Weiße Magie bevorzugte, während dies hier wohl eher der Schwarzen Kunst zuzuordnen war. Zumindest ging eine stille Drohung von ihr aus.
    Bereits die Form des Raumes war außergewöhnlich. Sie war weder rund noch eckig, sondern oval und ähnelte in etwa einem überdimensionalen Ei mit kristallenen Innenwänden.
    Der Boden war sanft abfallend und mündete in einer Art Kuhle, die mit einem Material ausgepolstert war, das entfernt an Seetang erinnerte, aber von dunkler Farbe war und trocken zu sein schien.
    Auf diesem Polster lag die Hexe.
    Und schlief.
    Jedenfalls hatte es den Anschein, denn ihre Lider waren fest verschlossen, und durch ihren schlanken, fast nackten Körper ging nicht die kleinste spürbare Bewegung.
    Nicht einmal zu atmen schien sie.
    Eine Sekunde lang hegte Nicole den entsetzlichen Verdacht, sie könne tot sein.
    Entsetzlich deshalb, weil die Französin dann wahrscheinlich überhaupt keine Chance mehr gehabt hätte, lebend ans Tageslicht zurückzukehren. Wo sollte sie hier etwas zu essen oder zu trinken herbekommen? Und wie lange würde die Atemluft ausreichen?
    Doch dann dachte Nicole daran, wie lange die Lia Fail, wenn die Legende der Dorfbewohner auf Wahrheit beruhte, bereits hier unten zubrachte. Viel länger als ein normales Menschenleben.
    Deshalb war es nur wahrscheinlich, daß die Hexe einen Weg gefunden hatte, ihre Lebensfunktionen auf ein absolutes Minimum zu reduzieren, vermutlich auf magischem Wege, um so die Zeiten zu überstehen.
    Was Nicole hier sah, mußte eine Art Regenerierungsphase sein, die die Hexe wahrscheinlich jedesmal dann besonders nötig hatte, wenn sie zuvor auf der Oberfläche körperlich und hexerisch aktiv gewesen war.
    Nicole konnte nicht wissen, daß sie mit diesen Vermutungen gar nicht so falsch lag.
    Nur eines stimmte ganz und gar nicht: Die Hexe schlief nicht! Ihr Körper war zwar in diesen Stunden unfähig, sich zu regen, doch ihr Geist war hellwach, beobachtete und steuerte alles in dem unterseeischen Reich.
    Und dann gab sie Nicole eine Kostprobe ihrer Macht.
    Die Französin schrie leise auf, als auf den dunklen Kristallwänden des Rieseneies plötzlich Bilder erschienen, die eine starke Seele darauf projizierte.
    Die Bilder griffen direkt in Nicoles Bewußtsein und vermittelten dadurch den Eindruck, sie erlebe die Handlung selbst mit, die ihr im folgenden überspielt wurde.
    Ein Hauch von Zeit und Ewigkeit streifte sie, als sie der Geist der Hexe in finsterste Vergangenheit riß.
    Dorthin, wo alles angefangen hatte.
    Vor dreizehn mal dreizehn Jahren…
    ***
    Paddy der Wirt war gerade auf dem Weg in sein Schlafzimmer, das im zweiten Stockwerk des Hauses untergebracht war, als er in Höhe der ersten Etage plötzlich stutzte.
    Die mächtige Faust auf das Holzgeländer

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