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0260 - Die Mitternachts-Hexe

0260 - Die Mitternachts-Hexe

Titel: 0260 - Die Mitternachts-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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hellen Tag«, sagte Bill kopfschüttelnd. »Heißt Lia Fail denn nicht Sternenlicht-Hexe ? Tagsüber geruhen die Sterne aber für gewöhnlich Energie zu sparen und sich abzuschalten. Klick.«
    »Deswegen hat es ja erst keiner glauben wollen, Mann!« orgelte Paddy. »Das ist ja das ganze Elend. Sonst hätten wir doch viel früher…«
    Er unterbrach sich.
    »Was?« fragte Bill trocken.
    Der Wirt räusperte sich. »Uns gefürchtet«, grinste er ein wenig kläglich. »Was soll man gegen so eine verdammte Hexe unternehmen, die Menschen in Tiere verwandelt?«
    »Wir werden sehen«, orakelte Zamorra.
    »Ich bringe Ihnen noch einen Whiskey«, versprach der Wirt. »Auf Kosten des Hauses. Und wenn Sie es wirklich schaffen, dieser Hexe endgültig den Kragen umzudrehen, sind Sie hier zeitlebens Ehrengäste.«
    »Auch das werden wir sehen«, murmelte Zamorra. Der Gedanke an den Whiskey verursachte ihm Unbehagen. Er wollte einen klaren Kopf behalten. Wer konnte wissen, was in dieser Nacht noch alles passierte? »Bringen Sie mir statt des Rachenputzers einen Saft oder so was«, bat er.
    Der Wirt machte sich ans Einschenken.
    »Vier Leute sind es also inzwischen«, zählte Bill ab. »Die Brannigans, Perry Muir und unser vorhin verschwundener Freund.« Von Dermot Fitzgibbon und Tim O’Healy wußte keiner etwas, weil es da keine Zeugen gab.
    Da flog die Tür auf.
    Miß Denise Deelay trat zu später Stunde noch ein. Sie ruderte heftig mit den Armen.
    »MacFooley«, spektakelte sie. »MacFooley hat’s erwischt.«
    ***
    Die Hexe schüttelte den Kopf. »Natürlich lasse ich dich nicht sofort frei«, sagte sie. Hoffnungen zerstören konnte sie dabei in Nicole nicht, weil sie sich erst gar keine gemacht hatte. Das Freilassungsangebot war einfach zu plump gewesen, um echt zu sein.
    »Ein wenig wirst du schon noch bei mir verweilen müssen«, fuhr die Hexe fort. »Damit deine Kampfgefährten auf kleiner Flamme weichkochen. Das macht sie nervös und verleitet sie zu Fehlern.«
    Nicole raffte sich halb empor. Sie fror; die restlos durchnäßte Kleidung schien die Kälte regelrecht anzuziehen. »Du glaubst doch nicht, daß ich einfach hierbleibe«, sagte sie. »So dumm kannst du nicht sein. Ich finde einen Weg hinaus.«
    Im nächsten Moment hätte sie sich am liebsten die Zunge abgebissen. Warum hatte sie das gesagt? Warum hatte sie die Hexe auch noch direkt mit der Nase darauf gestoßen? Sie mußte verrückt sein, so verrückt wie die Lia Fail.
    »Ich werde das verhindern«, versprach die Hexe. »Ich werde dich nämlich ein wenig verändern, damit du mir keine Schwierigkeiten machst. Denn«, sie deutete auf die Tierwesen ringsum, »seit ich sie verwandelte, gehorchen sie mir bedingungslos. Ich brauche nur zu befehlen, und sie parieren. Ganz gleich, ob sie in Tiergestalt oder als Menschen herumlaufen. Die erste Verwandlung reicht schon, um sie für mich empfänglich zu machen und sie auf mich zu prägen.«
    Nicole sah an der Reihe der Tierwesen herum. Was hatte die Hexe gesagt? Ob sie in Tiergestalt oder als Menschen herumlaufen… Das bedeutete doch, daß es auch Tierbestien gab, die als Menschen getarnt im Dorf lebten.
    »Wer-Tiere?« stieß sie hervor.
    Die Hexe lachte. »Wer-Wölfe, Wer-Tiger, Wer-Bären… nein, kleines Mädchen. So primitiv sind wir nicht. Die können sich nur bei Mondlicht verwandeln. Diese hier aber zu jeder Zeit. Ich brauche es nur zu wollen. Und du wirst eine von ihnen sein…«
    »Nein!« schrie Nicole auf. »Nein!«
    Die Lia Fia Fail lächelte kalt.
    »Glaubst du, ich frage dich erst? Ich frage niemanden. Ihr -Menschen habt vor dreizehn mal dreizehn Jahren auch nicht gefragt, ob ich sterben wollte…«
    Sie hielt plötzlich einen Stab in der Hand. Den Hexenstempel! Nicole ahnte die Bedrohung. Sie wußte, daß sie die Hexe nicht angreifen konnte. Ihr blieb nur die Flucht. Sie warf sich herum und raste auf einen der Gänge zu, die unter dem Wasser in die Dunkelheit führten. Vielleicht brachte sie einer dieser Gänge an die Oberfläche, in die Freiheit… ein Luftschacht vielleicht. Irgendwoher mußte ja die Atemluft kommen.
    Sie stürmte auf den Gang zu, der ihr am nächsten lag.
    Da schnellte sich von der Seite der Orang-Utan auf sie zu. Er prallte mit ihr zusammen, ehe sie die neue Gefahr begriff. Sie trat und schlug nach ihm, aber sie kam nicht richtig zum Zuge. Er preßte sie einfach an sich und hielt sie fest. Er zwang ihr die Arme auf den Rücken und keilte ihre Füße mit einer Beinschere fest, damit sie

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