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0260 - Die Mitternachts-Hexe

0260 - Die Mitternachts-Hexe

Titel: 0260 - Die Mitternachts-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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Französin einfach überrumpelt und ausgeschaltet.
    Sie murmelte eine Verwünschung.
    »Du siehst, kleines Mädchen, ich habe alle Vorteile auf meiner Seite«, kicherte die Hexe. »Denn dies ist mein Reich. Aber ich muß zugeben, daß du mir ein wenig lästig bist. Wie ich dich kenne, wirst du deine hirnlosen Angriffe ständig wiederholen wollen.«
    Nicole unterdrückte ein spontanes Nicken.
    »Du kannst mich schnell wieder loswerden«, sagte sie. »Schick mich an die Oberfläche zurück.«
    »Ja«, sagte die Hexe zu ihrer Verblüffung. »Genau das werde ich tun.«
    Sprachlos sah Nicole sie an. Das ging über ihren Verstand.
    War die Hexe verrückt geworden?
    ***
    Sekundenlang herrschte im Pub Totenstille. Dann sprang der Wirt auf.
    »Ein Hexer!« röhrte er.
    »Ich sagte doch, das es Schwarze und Weiße Magie gibt!« sagte Zamorra scharf. »Ich gehöre zur weißen Zunft. -Sonst hätte ich mich längst mit dieser Hexe verbündet, und ihr wäret alle tot!«
    Der Wirt starrte ihn finster an.
    »Das ist was dran, Paddy«, sagte jemand im Hintergrund. »Laß ihn mal erzählen, bevor wir ihn aufhängen.«
    Ein paar Männer lachten rauh.
    Zamorra verzog keine Miene. Das Verhalten der Leute zeigte ihm, wie fest verwurzelt sie in ihrem Aberglauben wirklich waren. Keine Sekunde lang zweifelten sie seine Behauptung an, ein Magier zu sein. Sie nahmen es hin, weil sie einfach wußten, daß es derlei Dinge gibt.
    Im Grunde war der Aberglaube nichts anderes als Wissen…
    Und Zamorra hatte diese Reaktionen erwartet. Aber er wollte sich ihnen dennoch offenbaren. Er mußte von Anfang an Klarheit schaffen, reinen Tisch machen. Früher oder später würden sie ihn doch bei einem Versuch erwischen, Magie anzuwenden. Und es war besser, die Fronten vorher abgesteckt zu haben.
    Zudem konnte ihnen doch eigentlich nichts Besseres passieren, als einen Zauberkundigen auf ihrer Seite zu haben. Das mußte ihnen Mut geben, der Lia Fail zu widerstehen.
    Er sagte es ihnen, legte ihnen seine Gedankengänge klar, aber er verriet nicht, daß er eigentlich des Druidensteins wegen hier war. Das war jetzt unbedeutend. Wenn Bills Vermutung stimmte und Hexe und Stein miteinander in Verbindung standen, ergab sich ohnehin eines aus dem anderen.
    Der Wirt knurrte etwas Unverständliches.
    »Was, bitte?« fragte Bill und legte die Hand an die Ohrmuschel.
    »Ich sagte«, brummte der Wirt etwas verständlicher, »daß wir keinen Hokuspokus mögen. Die Altvorderen hatten schon ganz Recht, als sie das ganze Hexenpack aufgehängt haben.«
    Zamorra nickte. Auf den britischen Inseln waren Hexen nicht wie auf dem Kontinent verbrannt, sondern aufgeknüpft worden, von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen.
    Und die Lia Fail hatte man ertränkt.
    Der Wirt verriet es Zamorra nach einer halben Stunde. »Bevor sie ersoff, hat sie noch einen bösen Fluch ausgesprochen. Sie versprach, wiederzukommen und sich zu rächen, nach dreizehn mal dreizehn Jahren.«
    »Macht 169«, rechnete Bill blitzschnell aus. »Ganz schön alt, die Dame. Und ganz schön dummdreist. Vielleicht ist sie des Teufels Großmutter.«
    »Asmodis wird sich schön bedanken«, murmelte Zamorra. »Sie starb also?«
    »Sie starb«, bestätigte der Wirt. »Zuerst lachte man sie aus. So viele Hexen sprachen ihre Flüche, wenn sie starben, und die meisten wollten sofort wiederkehren. Nichts dergleichen geschah. Alles lächerlicher Unsinn, so sagte man damals. Außerdem sind 169 Jahre mehr als zwei Menschenalter. Wer sollte sich davor fürchten? Man brachte die Hexe um, ließ sie auf dem Seegrund liegen und war zufrieden.«
    »Moment«, sagte Zamorra. »Auf dem Seegrund… sie ist dort unten geblieben?«
    Paddy, der Wirt, nickte.
    »Aber Leichen«, hakte Bill in Zamorras Kerbe, »schwimmen auf. Nach ein paar Tagen kommen sie hoch.«
    »Das haben unsere Altvorderen sich auch gedacht«, nickte der Wirt. »So schlau waren sie schon damals. Aber die Lia Fail blieb trotzdem unten. Ein Mann, der hinuntertauchte, um sie zu suchen, kam nie wieder hoch. Da begann man den Fluch doch ernstzunehmen. Eltern erzählten’s den Kindern. Und deshalb, pardon, reagierten wir alle vorhin ein wenig frostig, als der Begriff Lia Fail fiel.«
    »Kann ich verstehen«, sagte Zamorra. »Und die Sache mit den Tiermenschen heute morgen…«
    »Hat erst keiner für ernst genommen, weil keiner den Zusammenhang sah. Und jetzt wissen wir’s. Der alte und der junge Brannigan und Perry Muir hat’s erwischt. Sie sind Opfer der Hexe geworden.«
    »Am

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