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0261 - Im Bann der Tiermenschen

0261 - Im Bann der Tiermenschen

Titel: 0261 - Im Bann der Tiermenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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querkant auf die Gruppe zu. Am Heck gab es einen dumpfen Schlag. Zamorra nahm sich nicht die Zeit, in den Rückspiegel zu sehen und festzustellen, wen er nun doch getroffen hatte. Bremse lösen! Gaspedal! Zum ersten Mal hörte er den Motor des Jaguar brüllen!
    Die Hinterräder drehten durch.
    Fünf, sechs, sieben Tiermenschen hatten das Wagenheck gepackt und hoben es an. Kein Bodenkontakt mehr! Nicole schrie auf. Eine Seitenscheibe zerklirrte, und eine Klauenhand tastete nach innen. Der Wagen begann zu schwanken. Tiermenschen rissen an den Türen. Die tastende Hand versuchte den Sicherungsknopf zu ziehen. Nicole drehte sich halb nach hinten und hieb mit aller Kraft, die sie entwickeln konnte, auf jene Hand. Mit einem Wutschrei wurde sie zurückgezogen.
    Der Jaguar kippte! Zur linken Seite! Zamorra gab nach wie vor Halbgas in der Hoffnung, doch noch etwas zu erreichen in seiner schwindelnden Höhe, die er bereits erreicht hatte. Er warf sich auf dem Fahrersitz hin und her, ruckte gegen die Bemühungen der Tiermenschen, die trotz ihrer übermenschlichen Stärke ihre liebe Last mit dem Fahrzeuggewicht hatten. Fäuste hieben Dellen ins Blech. Wieder flog eine Fensterscheibe zersplitternd nach innen. Das Heckfenster!
    Da faßte der linke Hinterreifen irgendwie wieder. Offenbar hatten sie beschlossen, den Jaguar sanft aufs Dach zu legen statt brutal, und dazu mußten sie ihn richtig über die Kante legen.
    Ein langgezogener Schrei von hinten. Ein Tierschrei, mit nichts Menschlichem vergleichbar. Etwas flog durch die Luft. Der Wagen jagte auf zwei Rädern vorwärts. Für ein paar Sekunden kam Zamorra sich vor wie einer der »Hell Drivers«, die mit ihren Fahrzeugen die unglaublichsten Kapriolen veranstalteten. Dann drohte das Fahrzeug endgültig auf die Seite zu kippen.
    Aus! durchfuhr es ihn. Wenn der Wagen liegt, holen sie uns heraus und töten uns!
    Und dann kippte er doch nicht. Er neigte sich wieder in Normallage, faßte auch mit den beiden rechten Rädern und fegte los. Keuchen und Kreischen von hinten. Zamorra drehte den Kopf, sah, daß da einer halb in den Wagen gekrochen war und festhing und bemerkte im nächsten Moment, daß die Seitengasse, in die er fegte, auf eine hohe Steinmauer zuhielt.
    Ihm blieben nur Zehntelsekunden, um auszuweichen. Blindlings riß er das Lenkrad hemm. Der Wagen schleuderte auf unbefestigtem Boden, raste wieder querkant und schlug dumpf mit der Fahrerseite gegen die Wand. Zamorra wurde durchgeschüttelt. Er prallte gegen das sich verformende Blech, daß ihm Hören und Sehen verging. Aber dann schrammte der Jaguar an der Wand entlang.
    Spiegel und Türgriffe rissen knallend ab. Die herumgezogene hintere Stoßstange verabschiedete sich scheppernd und knirschend. Der Kofferraumdeckel klappte federnd hoch, wurde auf halber Höhe von dem Tiermenschen gestoppt, der nicht mehr vorwärts und nicht mehr rückwärts kam und offenbar das Bewußtsein verloren hatte. Zamorra brachte den Wagen wieder auf den unbefestigten Weg, sah die nächste Kurve vor sich auftauchen und hatte diesmal mehr Zeit zum Drehen. In einer riesigen Staubund Steinschlagwolke raste er hindurch und gewann freies Land.
    Ins Feld!
    Von einer Straße, die in den nächsten größeren Ort führte, keine Spur.
    »Zamorra, was machst du?« schrie Nicole neben ihm.
    »Ich ergreife das Hasenpanier«, erwiderte er trocken. »Wer weiß, wie schnell unsere Freunde zu Fuß sind. Hoffentlich hört dieser Feldweg nicht irgendwo auf.«
    Nicole hatte andere Sorgen: »Hoffentlich macht er keinen weiten Bogen, den die Tiermenschen großzügig abkürzen…«
    Hinten schwang die Kofferraumklappe auf und nieder. Zamorra konnte sich jetzt die Zeit nehmen, einen Blick nach hinten zu werfen. Der bewußtlose Angreifer hatte mit seinen ausgestreckten Klauen fast Bill erreicht, der in den Fußraum zwischen den Sitzen gerollt war. »Wir müssen ihn irgendwie los werden, sobald sich die Möglichkeit ergibt«, sagte Zamorra. Er versuchte Tiermenschen hinter dem Wagen zu erkennen, aber die große Staubwolke verdeckte alles. Der Jaguar holperte durch Schlaglöcher und über Querhügel und wurde trotz der guten Federung bei dieser Geschwindigkeit furchtbar durchgeschüttelt. Mehrmals schrammte etwas hart über den Boden. Plötzlich sah Zamorra eine Querstraße auftauchen. Sie war asphaltiert, aber sehr schmal.
    Er bremste ab. Der Wagen tauchte vom ein. Hinten krachte und knallte etwas. Die Kofferraumklappe brach in den Gelenken ab und segelte auf den Feldweg.

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