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0261 - Im Bann der Tiermenschen

0261 - Im Bann der Tiermenschen

Titel: 0261 - Im Bann der Tiermenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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Bin ansonsten auch kein Freund vom Frühaufstehen. Der Pub öffnet erst um Zehn. Vorher läuft nichts. So lange kann sie schlafen, die alte Schlampe.«
    »Woher kommt Cathy eigentlich?« bohrte Zamorra weiter. »Ich habe aufgeschnappt, daß sie Vollwaise sein soll, ist das wahr?«
    Er merkte sofort, daß dieses Thema Paddy nicht sonderlich behagte.
    »Kann sein«, sagte er kurzangebunden. Er sprach mit vollgestopftem Mund, die Wangen dick wie Hamsterbacken und ständig blinzelnden Augen. Er versuchte alles, um so zu tun, als würde ihn alles mögliche interessieren, nur nicht dieses Mädchen, das in seinem Haus lebte und für ihn arbeitete.
    »Ihre Eltern«, sagte Zamorra, »waren sie hier aus dem Dorf?«
    Er schaufelte eine Gabel voll mit Bratkartoffeln in den Mund und spülte sie anschließend mit etwas Kaffee nach, woraufhin ihm prompt schlecht wurde. Die Kartoffeln waren in Ordnung, aber der Kaffee rollte ihm fast die Zehennägel auf.
    Paddy schüttelte den Kopf. Einen Augenblick sah er aus wie ein trauriger Bernhardiner. Seine schlaffen Hängebacken schlotterten im Gesicht herum, er hatte vergessen nachzufüllen.
    »Aber woher sie kommt, wissen Sie doch?« hakte Zamorra nach.
    Paddy verneinte abermals.
    »Eines Morgens stand sie vor der Tür«, nuschelte er unwirsch. »Aber ich weiß nicht; was das soll. Warum interessieren Sie sich so für das Mädchen? Die tut keiner Fliege etwas zuleide.«
    »Sie wollte mich umbringen«, widersprach Zamorra ruhig. »Glauben Sie mir immer noch nicht?«
    »Ich glaube nur, was ich sehe«, entgegnete Paddy mit unbezwinglicher Logik.
    Damit schien dieses Thema für ihn abgeschlossen zu sein. Zamorra tat so, als ließe er es damit auf sich bewenden. Vorläufig zumindest.
    Er blickte sich in der immer noch reichlich muffig riechenden Gaststube um. Die Rauchschwaden hatten sich mittlerweile verzogen. Irgendwo brannte eine Fünfzigwatt-Funzel, die dazu herhalten mußte, den ganzen Raum aus der Dunkelheit zu reißen. Paddy hatte ein einzelnes Fenster und dessen Holzladen geöffnet. Draußen lag Reif über der Landschaft, aber Gott sei Dank noch kein Schnee. Der hätte alle Aktionen nur noch erschwert. Dämmrig grau lag das Morgenlicht über dem Dorf. Die Luft war diesig und von dünnen Nebeldämpfen durchsetzt.
    »Zeigen Sie mir nachher den Weg zum See?« fragte Zamorra, ohne den Blick vom Fenster abzuwenden.
    Als Antwort hörte er eine Art bejahendes Grunzen.
    Das genügte ihm.
    »Okay, dann werde ich mal meine Jacke holen.« Zamorra stand auf.
    Paddy grunzte erneut.
    »Sind Sie etwa schon fertig?« Sein Blick strich verständnislos über Zamorras Teller und die fast noch volle Kaffeetasse. »Hat’s Ihnen nicht geschmeckt, wie?«
    »Doch, doch«, beeilte sich Zamorra zu sagen. »Aber die Ereignisse sind mir etwas auf den Magen geschlagen, Sie verstehen.«
    »Nee«, erwiderte Paddy und schob den Teller seines Gastes zu sich herüber.
    Zamorra ging zur Treppe und stieg die Stufen nach oben. Im nächsten Augenblick ließ ihn ein furchtbarer Schrei auf dem Absatz herumfahren. Er kam von der Küche her.
    Es war die Stimme einer Frau.
    »Cathy!« preßte der Wirt ungläubig hervor. Er ließ die gerade zum Mund erhobene Gabel fallen und sprang auf.
    Zamorra spurtete die wenigen Stufen hinunter, die er bereits erklommen hatte und rannte zur Küchentür, die hinter der Theke lag. Gemeinsam mit Paddy betrat er den dunklen Raum.
    Von irgendwoher schlug ihnen jetzt leises Wimmern entgegen.
    Zamorras Hand flog zum Schwert und zog es aus der Scheide. Paddys Hand hieb auf den Lichtschalter.
    Die Dunkelheit zerriß.
    Vor ihnen, in einer Ecke neben einem großen Abfalleimer, lag das schwarzhaarige Mädchen mit geschlossenen Augen und halb geöffnetem Mund. Im Dielenboden steckte ein scharfes Küchenmesser, das Zamorra frappierend an jenes erinnerte, mit dem Cathy ihn in der Nacht ermorden wollte.
    Cathy hatte sich die Pulsadern aufgeschnitten!
    ***
    Erwache! Erwache! Erwache!
    Bill Fleming erhob sich mit geschlossenen Augen vom Boden des im Halbdämmer liegenden Kellers. Sein Körper arbeitete wie eine Maschine. Ferngesteuert, ohne eigenen Willen, Sklave einer düsteren, unfaßlichen Magie, die ihn in einen zombieähnlichen Zustand versetzte, in dem sein wahres Ich und Denken abgekapselt irgendwo in einem vergessenen Winkel seines Gehirns dahinvegetierte.
    Erst als er kerzengerade dastand, hoben sich seine Lider langsam wie die einzelnen Elemente einer Jalousie. Veränderte Pupillen kamen zum

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