0261 - Vom Teufel besessen
dem Nichts und schwebte vor einem hohen Haus. Wenn das gleiche nun umgekehrt geschieht, dann…«
»Wir müssen wieder zurück!« unterbrach Suko den Reporter.
Bill drehte den Kopf. Dabei hob er die Schultern. »Ich weiß nicht, ob das geht. Sieh selbst, von dem Fenster ist nichts zu erkennen. Aibon will uns nicht mehr missen.«
Suko schwieg. Er folgte dem Blick des Reporters und stellte das gleiche fest. Tief saugte er die Luft ein und wischte sich über die Stirn. Das alles gefiel ihm überhaupt nicht, und er sah auch nicht den gemeinsamen Freund John Sinclair.
Ob er sich noch im Haus befand?
Möglich war alles, zudem hatten weder Bill noch Suko Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, denn schräg vor ihnen erschien eine Gestalt. Es war eine Frau, und sie war aus dem Haus gekommen, denn hinter ihr befand sich, von einem seltsamen Nebel umgeben, die große Fensterscheibe. Von innen nach außen war sie durchsichtig, jedoch nicht von außen nach innen.
»Ich werde verrückt!« hauchte der Reporter, »das ist ja Miriam di Carlo!«
Suko nickte nur. Wie auch Bill beobachtete er die Frau, die sich völlig sicher innerhalb dieses fremden Landes und der anderen Dimension bewegte, als hätte sie schon immer dazugehört.
Der Chinese stieß Bill Conolly an. »Wir werden sie fragen«, sagte er, »los komm mit. Aber welchen Grund kann sie haben?«
»Keine Ahnung.«
Beide wußten nicht, was Miriam di Carlo und Isabella Norton voneinander wollten. Sie kannten das Verhältnis nicht, aber Freunde waren sie nicht gerade, denn die beiden Isabellas teilten sich so auf, daß sie von zwei Seiten aus Miriam di Carlo in die Zange nehmen konnten.
Das roch nach Gewalt.
Miriam war stehengeblieben, während Suko und Bill näher schlichen, ohne daß die anderen Notiz von ihnen nahmen. Sie verließen sich voll und ganz auf ihre Stärke, und eine Isabella Norton begann damit, sich zu verwandeln.
Hatte nicht Miriam von einem schleimigen Etwas gesprochen? So sah es aus, denn der Körper einer Isabella zerfloß plötzlich, wurde eine Zusammenballung aus Knochen und Schleim mit langen, ekelhaft glitschigen Armen, die über den Boden strichen. Augen wie Kugeln leuchteten weiß aus dem Kopf, und die langen Arme strichen über das Gras, wobei sie sich Isabella Norton näherten.
Die zuckte nicht einmal zurück. Sie blieb stehen und schaute dem Grauen ins Gesicht.
Sukos Hand glitt bereits an den Griff der Dämonenpeitsche, als Bill ihn anstieß und den Kopf schüttelte. Noch war die Gefahr nicht so groß, vielleicht konnten sie noch etwas über die Zusammenhänge und dieses Land erfahren.
Die beiden hatten sich nicht getäuscht, denn Miriam di Carlo begann zu sprechen. »Diesmal habe ich keine Angst«, erklärte sie. »Hier befinde ich mich in meiner eigentlichen Heimat und stehe unter deren Schutz. Auch Gesandte des Teufels, wie ihr sie seid, haben in Aibon keine Chance. Der Satan hat sich verrechnet. Er wollte das Land unter seine Kontrolle bringen, aber er schafft es nicht, denn die anderen Kräfte sind stärker als er.«
»Täusche dich nicht!« hauchte die normale Isabella. »So stark ist Aibon nicht. Wenn es so wäre, hätte es uns nicht gelingen können, hineinzukommen. Unsere Kräfte können wir hier ebenfalls entfalten. Wir haben vom Teufel einen Auftrag. Er wußte, daß sich Aibon zeigt, um dich, eine verlorene Tochter, zu holen. Diese Chance haben wir genutzt. Statt deiner sind wir da, und wir werden dafür sorgen, daß du Aibon nicht lange genießen kannst.«
»Dieses Land wird euch den Tod bringen!« versprach Miriam. »Ihr gehört nicht hierher, und der Teufel selbst traut sich nicht, deshalb hat er euch vorgeschickt. Als Testpersonen sollt ihr fungieren, denn er will die Stärke des Landes herausfinden.«
»Stärke!« höhnte Isabella. Dan»Ich merke und sehe nichts von einer Stärke.«
»Ihr werdet euch wundern«, gab Miriam flüsternd zurück. »Sogar sehr wundern.«
Isabella Norton war besessen. Der Teufel hatte sie gezeichnet, und sie gehorchte ihm bedingungslos. »Bisher habe ich keine Gefahren erlebt. Ich fühle mich sicher, und ihr geht es ebenso. Wir haben dich angegriffen, aber nun werden wir dich töten. Du hättest schon beim erstenmal sterben sollen, uns kam es nur darauf an, in das Land hineinzukommen. Das haben wir geschafft.«
»Das Land wird euch vernichten!« versprach Miriam di Carlo. Sie behielt ihren unerschütterlichen Glauben bei. »Schaut in die Runde, dann seht ihr es. Hier in Aibon lassen es
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