0261 - Vom Teufel besessen
die Geister nicht zu, daß einer Tochter des Landes etwas geschieht. Spürt ihr nicht, wie der Boden zittert, wie er vibriert? Horcht genau, denn sie lauern in der Tiefe. Sie haben darauf gewartet. Auch sie können in die Zukunft blicken, und sie wußten, daß alles so kommen wird. Eure Chance zu überleben, ist dahin. Ihr seid so gut wie tot.«
Es waren interessante Dinge, die Bill und Suko da vernommen hatten.
Der Reporter stieß Suko an. »Das stimmt«, wisperte er. »Der Boden zittert tatsächlich.«
Auch Suko hatte es bemerkt. Bevor er noch eine Antwort geben konnte, quoll vor ihm etwas aus der Erde.
Es war ein feiner dünner Rauchschwaden, der kerzengerade in die Luft stieg, auseinanderfächerte, zu einer Wolke wurde und auf die beiden Isabellas zugetrieben wurde.
»Das ist einer der Geister, die euch töten werden!« versprach Miriam di Carlo. »Ihr kommt nicht mehr weg. Eure Chance ist gleich Null. Ihr habt den Bogen überspannt.«
Zum erstenmal gab Isabella keine Antwort. Die schwarzgekleidete Frau hob den Kopf und starrte die Wolke an, die allmählich näher schwebte und sich über ihrem Kopf verdichtete.
Dann zischte sie einen Befehl. »Los, pack sie!«
Und das Monstrum reagierte…
***
Die von Isabella ausgestoßenen Worte waren für Bill und Suko ebenfalls ein Startsignal. Sie wollten vor und der waffenlosen Miriam di Carlo beistehen, doch sie hatten nicht mit den fremden Kräften des Landes Aibon gerechnet.
Was so wunderschön und romantisch auf den ersten Blick hin wirkte, erwies sich als eine tückische Falle.
Plötzlich schraubte sich dicht neben ihren Füßen das Gras in die Höhe.
Sie sahen nicht, wie es wuchs, es wurde nur länger, bewegte sich und umklammerte die Knöchel der beiden Freunde.
Dies geschah zur selben Zeit, so daß sie plötzlich beide den heftigen Ruck spürten, der sie fast von den Beinen gerissen hätte.
Bill und Suko wollten nach vorn taumeln. Ihre Verrenkungen dabei wirkten lächerlich, doch sie waren nötig, um das Gleichgewicht zu halten.
»Jetzt haben sie uns!« knirschte Bill. »Hätte ich nur nicht auf dich gehört, Dicker!«
»Laß langsam angehen«, erwiderte Suko und zog endlich seine Peitsche aus dem Gürtel.
Locker hielt er sie in der Hand, und ebenso locker schlug er einen Kreis über den Boden.
Es gab ein schleifendes Geräusch, als drei Riemen aus der Peitsche rutschten.
Suko drehte sich nach links, er wollte zuerst mit der Peitsche gegen Bill schlagen, um ihn von dem Gras zu befreien, das sich wie harte Fesseln um ihre Füße gewickelt hatte.
Mitten in der Bewegung stockte Suko, denn er vernahm plötzlich eine Stimme, die nur er hören konnte. Da sprach jemand zu ihm und warnte ihn gleichzeitig.
»Willst du dich zu einem Feind des Landes Aibon entwickeln, Fremder? Noch hast du eine Chance, wenn du aber Gewalt in diesem Land anwendest, wirst du Gewalt ernten, und sie kann euch vernichten.«
Suko zögerte.
Er hatte die Eindringlichkeit dieser Worte genau verstanden, und er war nicht so arrogant, um sie zu ignorieren.
Aber Bill hatte nichts gehört. Er warf Suko einen bösen und gleichzeitig auffordernden Blick zu. Schweiß stand auf der Stirn des Reporters.
Er hatte das Gefühl, in waberndem Gummi zu stehen, und er zischte Suko zu: »Verdammt, schlag doch zu!«
»Nein!«
Bills Augen blitzten. »Hast du Angst? Bist du zu feige? Dann gib mir die Peitsche!«
»Halt dich zurück, Bill!« forderte der Chinese. »Wenn ich zuschlage, sind wir verloren!«
»Spinnst du? Du kannst uns höchstens…«
Als der Reporter das Gesicht des Inspektors sah, da wußte er mit einemmal, daß Suko seine Gründe hatte, und so hielt auch Bill Conolly sein Wort zurück.
Im nächsten Augenblick erlebte er selbst fassungslos, daß sich die Fesseln an seinen Fußknöcheln lösten, und er sich wieder frei bewegen konnte.
Suko erging es ebenso, aber nur der Chinese hörte die ferne Stimme, die ihm etwas zuflüsterte. »Ich habe mich von eurer Lauterkeit überzeugt, deshalb seid ihr frei!«
»Wie ist das möglich?« wollte Bill wissen und ging auf den Chinesen zu.
Der hörte nicht darauf, was Conolly sagte, sondern interessierte sich nur für Miriam di Carlo und die beiden Körper der Isabella Norton. Der schreckliche, der ghoulähnliche, hatte den Befehl bekommen, das Mädchen zu töten.
Das wollte er auch.
Miriam di Carlo unternahm nichts, als das Wesen auf sie zuglitt und sie plötzlich mit seinen widerlichen Fangarmen erreichte. Wie lange Schlangen glitten
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