0262 - Belphégors Höllentunnel
beschäftigte er sich mit der zweiten.
Hier genügten zwei Hiebe. Die Tür brach in der Mitte auseinander. Wir hatten freie Bahn und standen plötzlich in dem Raum, wo sich alles abspielte.
Ein seltsam schauriges Bild bot sich unseren Augen.
Kerzenflackern, verdoppelt durch zahlreiche Spiegel, die in einem Achteck aufgestellt waren. Dazwischen die Menschen, die Opfer eines grausamen Dämons werden sollten, aber noch lebten, wie ich mit einem Blick feststellte.
Und dann Belphégor!
Wie hatte er sich verändert! Das war nicht mehr der Hexer mit der Flammenpeitsche, wie ich ihn von unserem letzten Fall her kannte. Nein, er bestand aus Würmern, und wären da nicht die kalten, gnadenlosen Augen gewesen, ich hätte ihn kaum erkannt.
Wie ein Weltwunder starrte man uns an. Auch das Mädchen, das ich als Kenceys Begleiterin kannte. Doch ihr Blick war durch Drogen gezeichnet.
Suko entdeckte ich nicht. Zu viele Körper versperrten mir die Sicht, aber wir waren gesehen worden, besonders der Eiserne Engel, denn er überragte die meisten um Haupteslänge.
»Aus dem Weg!« brüllte der Eiserne und schwang seine Waffe hoch über den Kopf. Er wollte die anderen warnen, die ihm den Weg zu Belphégor versperrten.
Diese Worte glichen einer Initialzündung. Auf einmal hatten die Menschen bemerkt, daß die Tür nicht mehr verschlossen war. Sie konnten dem Horror entfliehen, und diese Chance nutzten sie.
In den nächsten Sekunden kamen wir nicht mehr weiter. Die. Menschen brandeten gegen uns. Jeder wollte den rettenden Ausgang als erster erreichen, und so bekam Belphégor eine Chance, seine Diener gegen uns zu schicken.
Fünf verbrannt wirkende Wesen waren es. Als Waffen besaßen sie flammende Peitschen, die sie eiskalt einsetzten und dabei auch keine Rücksicht auf die letzten Flüchtlinge nahmen.
Wir hörten die Schreie, das Toben. Ich schleuderte Menschen weg, schuf mir endlich freie Bahn und kämpfte Seite an Seite mit dem Eisernen Engel gegen Belphégor und dessen Diener…
***
Die Peitsche hätte Suko erwürgen sollen!
Wie der Chinese seine Arme hochbekommen hatte, wußte er selbst nicht zu sagen. Jedenfalls wickelte sich die Schnur nicht um seinen Hals, sondern um die Handgelenke.
Im Hintergrund vernahm der Inspektor die Schreie der Gäste. Es war ein Chaos, um das er sich nicht kümmern konnte. Dieser Chiko Thorn war wichtiger.
Er lachte böse auf, sah sich schon auf der Gewinnerstraße, als Suko seine Kraft einsetzte und das tat, womit der andere wohl nicht gerechnet hatte.
Er riß ihn zu sich heran!
Plötzlich verlor Chiko den Halt. Da er die Peitsche nicht loslassen wollte, wurde er direkt auf den Chinesen zugewuchtet, und der empfing ihn mit einem gewaltigen Tritt, der Thorn zurückschleuderte, der nicht mehr daran dachte, die Peitsche festzuhalten. Sogar Sukos Beretta rutschte ihm aus dem Hosenbund.
Jetzt hatte Suko dessen Waffe. Chiko blieb für einen Moment stehen. Er wußte nicht mehr genau, was alles um ihn herum vorging, hatte den Überblick verloren und wurde von Sukos Hieb getroffen, der ihn wie einen Kreisel herumschleuderte.
Er schrie.
Dann kam der Hammer.
Suko erwischte ihn voll, und es hielt Chiko auch nicht mehr auf den Beinen. Er flog nach hinten, kam der seltsamen Schachtöffnung immer näher, trat hinein — und verschwand.
Es war ein Sturz wie in die Hölle!
Auf einmal war von ihm nichts mehr zu sehen. Der Schacht fraß ihn regelrecht auf, und Suko vernahm noch seinen gellenden Schrei, als er in der gefährlichen Tiefe verschwand.
Um sein Schicksal konnte sich Suko nicht mehr kümmern. Andere waren jetzt wichtiger. Zum Beispiel John Sinclair, dessen Ankunft er ebenfalls registriert hatte.
Suko zog seine Dämonenpeitsche, während er das Krachen der Schüsse und das Pfeifen der Schwertklinge hörte.
***
Fünf standen gegen uns!
Das machte dem Eisernen Engel nichts. Er war andere Dinge gewohnt, und er räumte auf.
Sein Schwert führte er mit beiden Händen. Er hielt es fest, das Gesicht war verzogen, ein Grinsen schien sich darin festgekantet zu haben, während er die Waffe von oben nach unten schlug.
Er teilte das erste Teerwesen, das seinen Weg kreuzte.
Ich kämpfte an seiner Seite und glaubte auch, einen Schrei gehört zu haben, war mir jedoch nicht sicher, weil es im Krachen der Schüsse unterging.
Vor mir wurde ein Monstrum von der Silberkugel regelrecht zerblasen, und die Flamme der Peitsche verlosch.
Noch drei — und Belphégor!
Er wollte natürlich nicht aufgeben,
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